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BAUZBITUNG
Nr. 3
Abb. 2. Blick auf die Sperre
Die größte Stauhöhe über der auf 270 m über N. N. liegen
den Talsohle beträgt 52,5 m; das Mauerwerk selbst hat
einschließlich des Fundaments eine Höhe von 58 m.
Das in Betracht kommende Niederschlagsgebiet be
trägt 375 qkm, die aus den Jahren 1888—1899 ermittelte
jährliche Abtlußmenge 160 Milk Kubikmeter, die sich so
verteilen, daß eine dreimalige Füllung des Staubeckens
im Jahre möglich wird. Im Uebersichtsplan Fig. 1 sind
die Lage der Staumauer und die Ausdehnung des Stau
beckens bei vollständiger Füllung ersichtlich. Der Plan
zeigt ferner die Lage des 2800 m langen Kraltstollens,
der vom Staubecken zur Kraftstation oberhalb Heim
bach an der Rur geführt ist und der dortigen Turbinen
anlage das Wasser mit einem Gefälle von rund 110 m
zubringt. Im Plan ist auch die nun beseitigte Arbeits
bahn ersichtlich, auf der alle Baumaterialien, die nicht
in der Nähe zu bekommen waren, beigeschafft wurden.
Der Untergrund an der Baustelle besteht aus von
Grauwacke durchsetztem Devonschiefer, dessen Schichten
etwas unter 45° gegen das Becken einfallen. Im all
gemeinen fand sich nach Abräumung der oberen Schichten
schon in 4 m Tiefe fester, zur Gründung geeigneter Fels.
Die größte Gründungstiefe beträgt etwa 6 m. Vor Her
stellung des Fundament-Stauwerkes sind alle Risse der
Felssohle mit flüssigem Zementmörtel sorgfältig gedichtet
worden. Seitlich bindet die Mauer in Schlitze der Tal
hänge ein. Mit der Aufführung der Mauer wurde zu
Anfang des Jahres 1900 begonnen und dieselbe im Sep
tember 1904 beendet.
Die Mauer besitzt eine größte Höhe von der Fundament
sohle bis zur Krone von 58 m, die Kronenbreite beträgt
5,5 m, die größte Sohlenbreite 50,5 m. Die Kronenlänge
stellt sich auf 226 m. Im Grundriß ist sie nach einem
Halbmesser von 200 m gekrümmt. Sie hat den Druck einer
größten Stauhöhe von 50,5 ra auszuhalten und ist auf der
Beckenseite bis auf 34 m über Fundamentsohle mit einer
Abb. 3. Blick auf die Sperre mit Kaskade
unter 1:2 geböschten und abgepflasterten Erdschüttung
vorgefüllt. Der Kern wurde aus dem in der Nähe ge
brochenen Tonschiefer hergestellt, während die Wasser
seite auf 1 m Tiefe mit Grauwacke verkleidet ist. Einzelne
besonders beanspruchte Quadern, wie Abdeckplatten und
Brüstungen, sind aus Niedermendiger Basaltlava hergestellt.
Der Gesamtkubikinhalt an Mauerwerk (einschließlich
üeberfall mit Kaskade) beträgt 155000 cbm.
Als Mörtel ist ein Kalktraßmörtel zur Verwendung
gekommen, dem Intze wegen des langsamen Abbindens
und der größeren Elastizität, wodurch der Bildung von
Rissen im Innern des Mauerwerks eher vorgebeugt wird,
sowie wegen der Dichtigkeit (abgesehen von dem billigeren
Preise) den Vorzug vor dem Portlandzementmörtel gab.
Der Mörtel wurde im Verhältnis von 1 Raumteil Weiß
kalk auf 1,5 Teile Traßmehl und 1,75 Teile Sand durch
Maschinen gemischt und ziemlich trocken verwendet. Als
Sand kam der Haldensand der benachbarten Mecher-
nicher Bleipochwerke zur Verwendung. Da nur kleine,
bequem von Hand zu versetzende Bruchsteine zum
Kernmauerwerk verwendet wurden, so ist der Mörtel
gehalt ein ziemlich hoher. Das Gewicht von 1 cbm fertigen
Mauerwerkes kommt auf 2300 kg.
Um die möglichste Wasserdichtigkeit zu erzielen, ist
die Mauer auf der Innenfläche unter der schon erwähnten
Verblendung mit Grauwackenquadern mit einem 2,5 cm
starken Zementtraßverputz versehen, der noch durch einen
Goudronanstrich gedeckt ist. Um die trotzdem in die
Mauer eindringende Feuchtigkeit vor dem Austritt aus
der Mauerrückseite abzufangen, sind in Abständen von
2,3 bez. 2,6 m doppelte Drains aus Tonröhren von 6 cm
Durchmesser eingelegt, die in zwei, die Mauer der Länge
nach durchziehende Leitungen von 15 cm Durchmesser
einmünden, welche ihrerseits die gesammelte Feuchtigkeit
an die Bedienungsstollen der Mauer abgeben. Diese
Drainage bewirkt auch ein besseres Austrocknen des
massigen Mauerkörpers.
Die Mauer wird von zwei Entlastungsstollen durch
brochen, welche sich unter der vor dem inneren Mauer
fuß vorgelegten Erdschüttung als gewölbte Durchlässe
fortsetzen. In dem die Mauer selbst durchbrechenden
Teile dieser Entlastungsstollen ist eine Rohrleitung von
60 cm Durchmesser eingebaut, deren Schieber durch
Schächte an der Mauerstirn bedient werden. Diese bis
zur Höhe der Mauerkrone emporgeführten und durch
eine Brücke mit dieser verbundenen Schächte sind in
lotrechte Schlitze derselben eingebaut. Das Mauerwerk
der Schächte greift schwalbenschwanzförmig in die
Mauerschlitze ein.
Um ein Durchpressen des unter so hohem Druck
stehenden Wassers in den Entlastungsstollen zu ver
meiden, sind mehrere allseitig tief einbindende Ringe
aus Klinkermauerwerk in den Mund des Entlastungs
stollens eingebaut.
Als weiterer Entlastungsstollen sowie zum Zwecke
der etwaigen Trockenlegung des Beckens bei späteren an
der Mauer notwendig werdenden Ausbesserungen bleibt
der Stollen erhalten, welcher hergestellt werden mußte,
um während der Bauzeit das Wasser der Urft seitlich
um die Baustelle herumzuführen. Dieser in den vor
springenden Felsrücken unmittelbar neben dem nördlichen
Mauerende gesprengte Stollen wurde auf einige 20 m mit
einem in den Felsen sägeförmig eingreifenden Betonklotz
geschlossen, in welchem zwei Rohre von 70 cm Durch
messer liegen, deren Schieber durch einen Bedienungs
schacht von kreisrundem Querschnitt zugänglich ist. Dieser
Stollen ist an den Häuptern ausgemauert, im übrigen nur
geputzt.
Um einen höheren Aufstau des Beckenspiegels als
1,5 m unter Mauerkrone zu verhindern, ist nördlich
der Mauer am Talhange auf dem gewachsenen Felsen
ein 90 m langer Hochwassertiberfall mit Kaskaden