324
BAUZBITUN«
Nr. 41
beziehung des Wasserturms hingegen weniger geglückt.
Nach wie vor steht der Gigant abseits, ein Titane in
Rosenfesseln. Es will uns scheinen, als wäre es am
besten, an dem Turm nicht weiter zu experimentieren.
Nicht einbauen, er ist einmal als freistehendes Monument
geschaffen, sondern belassen als Denkmal einer ver
gangenen Zeit. Eine grüne Wand, hohe, dichte Bäume
hinter ihm und zu beiden Seiten würden zweifellos den
Eindruck verbessern, ein An- und Umbau wird auch
einem ersten Künstler schwerfallen und eher mißlingen.
Ein Beweis für diese Behauptung liegt auch in der sonst
traumhaft schönen Umrißbeleuchtung des Ganzen, auch
in ihr dominiert der Riese zu sehr.
Ganz unumgänglich ist der Schluß der Augustaanlage,
soll der Friedrichsplatz den höchsterreichbaren Grad der
Vollendung erhalten, und der andern Straßen, wenn auch
der Widerstand der Bürgerschaft in dieser Hinsicht un
überwindlich scheint. Es kann hier keine Halbheit ge
schaffen werden, wo es sich um ein erstes Denkmal neu
zeitlichen Städtebaus, neuzeitlicher Platzgestaltung handelt,
üeber die Lösung der Einzelheiten nachzusinnen, ist noch
Zeit. Es ist ein großer Vorteil in künstlerischer Hin
sicht, daß die xlusstellung in ihrem Ehrenhof Gelegenheit
gab, diese Hauptprobleme zu studieren und die Lösung
anzudeuten. Zur eigentlichen Ausstellungsarchitektur
gehört die Erörterung dieser Fragen gerade nicht, sie
drängt sich aber dem künstlerisch fühlenden Besucher
sofort auf.
Ueber das Wasserturmrestaurant, die anschließenden
Pergolen, Terrassen, Brücken und Gänge ist nichts Be
sonderes zu erwähnen, es ist hier mit geringen Mitteln
viel Wirkung geschaffen. Sehr angenehm wirken die
Umrisse der flankierenden Eckpavillons; zu den Bogen
linien in dem Platz und um ihn kontrastieren die geraden
Linien und ebenen Flächen der Bauten recht gut. An
allen Punkten des Platzes, in, auf und unter den Bauten
zeigen sich hübsche Einzelbilder, die eingehend zu studieren
hohen Genuß bietet. Der Architekt besonders hat hier
Gelegenheit zu denken, zu sinnen, manche Anregung
drängt sich fast von selbst auf.
Die an den sämtlichen Ausstellungsbauten angeordnete
Umrißbeleuchtung zeigt die Umrisse der Architekturen
auf dem Friedrichsplatz als gelungen. Sie wirkt gut,
wenn auch nicht gerade hochkünstlerisch. Auch die im
Bassin des Platzes angelegte Leuchtfontäne ist wohl mehr
als ein dem Vergnügen wie der Kunst geweihtes Werk
anzusehen; immerhin entsteht aus dem Zusammenwirken
aller Faktoren ein einzigartiges Bild, das auch der strengste
Schönheitsrichter als schön bezeichnen muß. Als geeignet
zu weihevollem Fest zeigte sich das Ausstellungsatrium
am Vorabend des Geburtsfestes des Landesherrn. Einen
mit Worten nicht zu beschreibenden künstlerischen Ein
druck machte hier die lautlose Ansammlung Tausender
in lauer Sommernacht, das Glänzen farbiger Kacheln,
der mächtig von der Turmterrasse zu den Platzwänden
und zum Ohr dringende Klang der Chöre und der
Posaunen. Schönheit und Wahrheit, Sein, kein Schein.
Soviel vom Eingang der Ausstellung, dem Präludium.
Es folge der Kunsttempel Billings als erstes Hauptstück.
yill.Tag für Denkmalpflege in Mannheim
(Forts.) Von Baurat H. Wagn er-Darmstadt
An die Verhandlungen des ersten Tages, die erst gegen
5 Uhr nachmittags beendigt waren, schloß sich ein kurzer
Rundgang durch die Mannheimer Jubiläumsausstellung
unter sachverständiger Führung an. Abends um 7 Uhr
fand im Musensaale des Rosengartens die öffentliche ge
meinschaftliche Sitzung des Tages für Denkmalpflege
und des Bundes Heimatschutz statt. Hierbei hielt
Prof. Schultze-Naumburg einen Vortrag mit Licht
bildern über Aufgaben des Heimatschutzes. Der Vor
tragende besprach eingehend die Stellung des Heimat
schutzes zu den verschiedenen Möglichkeiten, bei denen
dieser sich betätigen kann, insbesondere gegenüber dem
Neuschaffen, das mehr wie das Bestehenlassen oder
das Erhalten ausschlaggebend für die Zukunft des Heimat
bildes ist. Und hier ist es wieder das Neuschaffen auf
dem Gebiete der Baukunst, auf deren Entwicklung näher
eingegangen wurde, die Gestaltung der Nutzbauten, die
Anwendung der hierbei zur Verwendung kommenden
Materialien, die Technik der Ausführung, die von Ein
fluß auf das Aussehen der Landschaft sind. Die hier
vielfach entgegenstehenden Interessen müßten ausgeglichen,