Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

19. Oktober 1907 
BAUZE1TUNG 
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wein in Dresden, je einen Preis von 2500 M. den Ent 
würfen von Prof. C. Seffner in Leipzig und Bildhauer 
W. Hauschild in Leipzig-Konnewitz. Zum Ankauf sollen 
empfohlen werden die Entwürfe von Prof. M. Baumbach 
in Berlin und Bildhauer E. Hottenroth in Dresden. 
Bebauungspläne für das Gelände der ehemaligen 
Sterntorkaserne zu Bonn in Verbindung mit einem 
Theaterbauplatz. Von dem Oberbürgermeister von Bonn 
wird für im Deutschen Reiche ansässige Fachleute ein 
Preisausschreiben zum 1. Februar 1908 erlassen. Drei 
Preise von 2000, 1000 und 500 M. Ankäufe für je 300 M. 
Unter cten Preisrichtern die Architekten Geh. Regierungs 
rat Dr.-Ing. K. Henrici in Aachen, Prof. Fr. Pützer in 
Darmstadt, Baurat Schnitze und Regierungsbaumeister 
Thoma in Bonn. Unterlagen gegen 5 M., die zurück- 
erstattet werden, durch das Stadtbauamt. 
Kleine Mitteilungen 
Württ. Kunstverein Stuttgart. Neu ausgestellt: 
Porträt (Edgar Ladenburg, der Sieger der ersten Herkomer- 
Konkurrenz) von Hubert v. Herkomer; Vulkanisches Ge 
stein auf Lipari von Karl Boehme; Porträt von Paula 
Platz; 26 Gemälde und Zeichnungen von Bruno Gold 
schmitt; Kollektion der Radierervereinigung „Künstler 
bund“. Mit Arbeiten sind vertreten: A. Eckener, G. Leb- 
recht, O. Obier, Bruno Goldschraitt, H. Aulhorn, F. Mutzen 
becher, A. Faure, Willi. Legier, Nicolaus, E. Schlipf, 
P. Staelin u. s. w. 
Stuttgart. Die wirtschaftliche Lage des 
Hand werks wird in dem uns soeben zugegangenen 
Jahresbericht der Handwerkskammer Stuttgart 1906/07 
im allgemeinen und besonderen besprochen. Hiernach 
ist seit 1904 eine wesentliche Aenderung in der all 
gemeinen wirtschaftlichen Lage nicht eingetreten; die 
Schilderung der Lage im Jahre 1904 trifft in der Haupt 
sache auch auf die beiden in die Berichtsperiode fallenden 
Geschäftsjahre zu, so daß die Geschäftslage als befrie 
digende bezeichnet werden kann. Während der Bericht 
in einigen Berufen (Bäcker, Metzger, Küfer, Schuhmacher) 
die Geschäftslage als eine gedrückte bezeichnet, lautet 
er bei den übrigen Berufen wesentlich günstiger. So 
zeigte sich namentlich im Bauhandwerk die Arbeits 
und Verkaufsgelegenheit als eine hinreichende, ja sie 
dürfte wohl zugenommen haben. Anderseits sind aber 
die Rohmaterialienpreise, die Arbeitslöhne, die Lebens 
mittelpreise, die Steuern und Abgaben andauernd und in 
dem Maße gestiegen, daß bei der durch die verschärfte 
Konkurrenz und mehr durch die Uneinigkeit der Berufs 
genossen verursachten Unmöglichkeit, die Verkaufspreise 
entsprechend zu erhöhen, die größeren Einnahmen wieder' 
aufgesaugt wurden. Der Verdienst ist also trotz ver 
mehrter Arbeit nicht gestiegen. Richtig betrachtet ist 
dies ein Verdienstrückgang. Zu den ungünstigen Ein 
wirkungen, die eine Mehrung des Nutzens verhinderten, 
rechnet der Bericht an erster Stelle wieder das Sub 
missionswesen. Die Klagen hierüber sind immer noch 
sehr häufig, obwohl wahrzunehmen ist, daß auf diesem 
Gebiet nicht mehr so oft und so schwer gesündigt wird 
wie in früheren Jahren. Diese Besserung wird wohl der 
Ausdehnung und Stärkung des Organisationsgedankens 
und dem allmählich zunehmenden Verständnis für richtige 
Kostenberechnung zuzuschreiben sein. Es wäre aber sehr 
erwünscht, wenn auch von Zeit zu Zeit den sämtlichen 
Baubehörden die genaue Einhaltung der Bestimmungen 
eingeschärft würde. Mit Entschiedenheit nimmt der 
Bericht Front gegen ein neues, vorerst nur in Stuttgart 
auftretendes „Wirtschaftsgebilde“, das mit Recht als Aus 
wuchs der Gewerbefreiheit bezeichnet werden muß und 
sich zu einem ganz bedeutenden Schädling des selb 
ständigen Bauhandwerks auswachsen kann. Es ist dies 
die im April 1907 in Stuttgart etablierte „Stuttgarter 
Dachschaden-Reparatur-Gesellschaft mit be 
schränkter Haftung“, die sich zur Instandhaltung 
der Dächer „im Abonnement“ erbietet. Mit erfreulicher 
und staunenswerter Energie haben die beteiligten Berufs 
organisationen den Kampf mit dieser Gesellschaft auf 
genommen und wir wollen hoffen und wünschen: mit 
durchgreifendem Erfolg. F. 
Ludwigsburg. In Hoheneck, dessen neues Mineral 
bad eine Zukunft verspricht, ist auf einer Anhöhe hinter 
dem Bad die Erbauung eines dreistöckigen Kurhauses 
geplant. Die Pläne sind von den Architekten Bibi & Woltz 
in Stuttgart ausgeführt. 
Das Stadtbild von Ueberlingen in Gefahr! Wer 
kennt nicht das reizende Bild, das die kleine Bodensee 
stadt vom See aus bietet? Lang streckt sich die Stadt 
an dem schmalen Ufer und klettert die Hügel in die 
Höhe, in ihrer Mitte erhebt sich das Münster mit seiner 
charakteristischen Silhouette, dem wuchtigen, stumpfen, 
nie fertig gewordenen Hosannaturm und dem schlank in 
die Lüfte ragenden zweiten Turm. Das Bild der Stadt 
soll aber jetzt, wie man der „Frkf. Ztg.“ schreibt, durch 
einen 30—40 m hohen Schornstein verdorben werden, 
der nicht nur den wuchtigen Festungstürmen, sondern 
auch dem Münsterturm Konkurrenz machen wird. Das 
am Hafen gelegene Elektrizitätswerk, bisher ein Saug 
gasbetrieb, soll mit großem Dampfbetrieb eingerichtet 
und dazu der Schornstein erbaut werden. Gewiß darf man 
der Stadt nicht übelnehmen, daß sie die veraltete Anlage 
erneuern will; auch die modernen Bedürfnisse wollen 
und müssen befriedigt werden. Allein läßt sich diese 
schwere Schädigung des Stadtbildes denn gar nicht ver 
meiden? Man stelle sich nur einmal die Konsequenzen 
vor! Mit welchem Recht wird man künftighin einem 
Industriellen etwas verbieten, was die Stadt selbst getan? 
Welcher Ausweg wäre da vorzuschlagen? Von befreun 
deten Technikern wird mitgeteilt, daß es einige andre 
Methoden gebe, bei denen der Schornstein vermieden 
werden könnte. Die müßten denn doch erst ernstlich in 
Erwägung gezogen werden. Schließlich sei es auch mög 
lich, den Schornstein weit entfernt anzulegen, also hinter 
den Hügeln, und den Dampf zuzuleiten, wie das hier 
und da schon geschehe. Das Beste wäre natürlich eine 
Verlegung des Elektrizitätswerks, die auch aus stadtbau 
technischen Gründen sich empfiehlt. Denn gerade da, 
wo das Elektrizitätswerk liegt, beginnt die schöne Villen 
straße, die sich am See entlang zieht, und hier nach Osten 
liegt das einzige Baugebiet für die Ausdehnung der Stadt, 
da nach Westen sich die Molassefelsen bis an den See 
vorschieben und im Norden von den Höhen aus die Ver 
bindung mit Bahuhof und Schiffslände zu unbequem ist. 
Allerdings dürfte die Verlegung die stattliche Summe 
von etwa 100000 M. kosten; man muß zugestehen, daß 
das für eine kleine Stadt von 4500 Einwohnern ein großer 
Betrag ist. Allein für Ueberlingen, dessen Fremden 
verkehr sich im letzten Jahrzehnt immer mehr gehoben 
hat, ist die schöne Ausgestaltung des Seeufers, wie sie 
in den beiden Villenstraßen im Westen und Osten mit 
Erfolg angestrebt wird, nicht nur eine ideale, sondern 
auch eine sehr praktische Forderung. In wachsendem 
Maße haben sich Rentiers und Pensionäre in der letzten 
Zeit hierher zurückgezogen, sich hier Villen gebaut. 
Damit dürfte doch auch manches Steuerkapital der Stadt 
zugeführt werden. In richtiger Erwägung all dieser 
Umstände ist der Oberamtmann gegen den Bau ein 
geschritten, wie aber der Bezirksrat sich dazu stellt, ist 
bisher nicht bekannt. 
Bad Nauheim. In Lauter bei Grünberg vollzog am 
5. Oktober Finanzminister Gnauth die Eröffnung der 
großen Wasserversorgung für Bad Nauheim. Dem 
Akt wohnten u. a. Staatsminister Ewald bei sowie die 
Vertreter der an das Werk angeschlossenen Gemeinden. 
Baurat Dr. Eser, Mitglied der ßadedirektion Bad Nau
	        

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