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BAUZEITUNG
Nr. 4
für den Zeichenlehrer. 1 Lehrsaal für Physik und Chemie
für 42 Schüler, und unmittelbar beiderseits anstoßend:
1 großes Zimmer zur Aufstellung der physikalischen
Instrumente mit ca. 54 qm Bodenfläche und 1 Zimmer
für chemische Versuche und Aufstellung von Präparaten
mit ca. 26 qm Bodenfläche. 1 Saal zur Unterbringung
der Hauptbibliothek mit ca. 55 qm Bodenfläche, und an
schließend hieran: 1 Zimmer für den Bibliothekar, in
welchem zugleich die Bücherabgabe an die Schüler statt-
tindet. 1 größeres Lokal zur Unterbringung der natur
wissenschaftlichen Sammlung mit ca. 56 qm ßodenfläche.
1 Zimmer zur Anfertigung und Aufbewahrung natur
wissenschaftlicher Präparate, dieses Zimmer muß neben
einem Klassenzimmer liegen und Gas- und Wasserleitung
erhalten, ca. 26 qm Bodenfläche. 1 Konventzimmer für
die Lehrer mit mindestens 56 qm Bodenfläche, und daneben:
1 besonderes Lehrerzimmer mit ca. 18 qm Bodenfläche.
1 Zimmer als Karzer.
Die Amtslokale des Schulvorstands müssen im I. Stock
nahe der Haupttreppe und südlich gelegen sein. Es
wird verlangt: 1 Arbeitszimmer mit mindestens 32 qm
Bodenfläche. I Vorzimmer und 1 Zimmer für Akten mit
je ca. 15 qm Bodenfläche. Das Arbeitszimmer soll außer
der Zentralheizung noch eine besondere Ofenheizung er
halten.
Aborte: Die Schüleraborte können bei zweckent
sprechender Anordnung im Gebäude untergebracht wer
den. Verlangt werden: 1—2 Pißräume mit Wasser
spülung und für die Klassenzimmer, für Zeichen- und
Modelliersaal je 1 Sitzraum. Außerdem müssen für die
Lehrerschaft auf jedem Stockwerk 2 Sitzräume einge
richtet werden. Endlich sind für weibliche Schüler 1 oder
2 getrennte Aborte einzurichten. Sämtliche Aborte sind
gut zu ventilieren.
Die Wohnung des Famulus besteht aus 3 Zimmern, Küche
mit Speisekasten, einem kleinen Kellerteil und Schwarz
waschkammer sowie einer gegipsten Kammer. Ein be
sonderer Eingang von der Straße oder vom Hof wird
verlangt. Für die Aufstellung eines Kessels zur Be-
Realschule Tübingen, ein II. Preis. Architekt Fritz Müller, Stuttgart
reitung von Warmwasser für die
Hauptreinigungen ist Sorge zu tragen.
In Verbindung mit dem Entwurf
der Oberrealschule sollen nachbezeich-
nete Räume für die gewerbliche Fort
bildungsschule mit in den Entwurf
einbezogen werden, und zwar in der
Weise, daß diese Räume später zur
Ausführung gelangen können. Vor
aussetzung ist aber hierbei, daß das
Aeußere des Realschulgebäudes einen
solchen Ausdruck erhält, daß der
Ausbau der gewerblichen Fortbildungs
schule nicht absolutes Bedürfnis wird:
1 Zeichensaal für 40 — 50 Schüler mit
Tageslicht von Korden, lichte Höhe
4,0 m. 1 Zeichensaal für sogenannte
Tagesschüler (offener Zeichensaal) für
25—30 Schüler. Tageslicht nördlich. 1 Zimmer für die
Zeichenlehrer, ca. 18 qm Bodenfläche. 3—4 Klassen
zimmer für je 45—50 Schüler, wovon eines zum Zeichnen
benutzt werden kann, und 1 Lehrerzimmer mit ca. 15 qm
Bodenfläche.
Für sämtliche Klassenzimmer und Säle muß die Stock
werkshöhe 4,0 m im Lichten betragen. Vorzusehen ist
eine Zentralheizung. Die künstliche Beleuchtung erfolgt
mittels Elektrizität und Gas. Die dem Unterricht dienen
den Lokale müssen das Licht von der linken Seite er
halten. Für die Unterbringung von Kleidungsstücken,
Schirmen u. s. w. der Schüler sind außerhalb der Schul
zimmer Wandflächen zu schaffen; die Anordnung von
Sammelgarderoben soll möglichst vermieden werden.
Das Preisgericht ist am 26. November 1906 zu
sammengetreten und hat sich gemäß den für diesen
öffentlichen Wettbewerb bekanntgegebenen Bestimmungen
richtig konstituiert. 112 Entwürfe (von 109 Verfassern)
sind eingekommen.
Es wurde vom versammelten Plenum des Preisgerichts
gemeinschaftlich ein mehrmaliger Durchgang der Pläne
vorgenommen und danach wurden die Arbeiten aus
geschieden in solche, die, weil nicht programmgemäß, gar
nicht in Betracht kamen und solche, die je nach Qualität
einer III., II. und I. (besten) Klasse zuzuweisen waren.
Unter den erstklassigen Bewerbungen wurde sodann
eine weitere Sichtung vorgenommen mit der Folge, daß
schließlich noch 15 Bewerbungen zur engeren Wahl
standen.
Da bei jedem der Entwürfe einiges zu bemängeln
war, beschloß das Kollegium einstimmig, von der Er
teilung eines I. Preises abzusehen und die für Prämiierung
vorgesehene Gesamtsumme von 3500 M. in der Weise zu
verwenden, daß zwei II. Preise ä 1000 M. und zwei
III. Preise ä 750 M. zur Verteilung kommen sollen. Zu
gebilligt wurden demnach : je ein II. Preis der Nr. 44 a,
Symmetrie, Architekt M. Elsäßer in Stuttgart, und der
Nr. 7, Scholae et vitae, Architekt Fritz Müller in Stuttgart;
je ein III. Preis der Nr. 83, Abschluß, Architekt Brill
in Stuttgart, und der Nr. 85, Tag, Architekt Oswald in
Stuttgart. Für den Ankauf durch die Stadt wurden vor
geschlagen die Entwürfe von Nr. 18, Wie ich mir’s
denke, Architekten Staiger & Wössinger in Stuttgart,
und Nr. 108, Multa paucis, Architekten Bild & Woltz,
Mitarbeiter H. Klauser, in Stuttgart.
Das Preisgericht beurteilte die prämiierten und an
gekauften Projekte wie folgt:
Symmetrie. 18800 cbm. Sehr glückliche kompen-
diöse Lösung; besonders zu loben, daß Schulsäle nach ver
schiedenen Himmelsrichtungen liegen. Vor den Treppen
häusern wäre eine Erweiterung des Korridors erwünscht.
Gute, fast zu umfangreiche Ahortanlage in den Geschossen.
Sehr bedenklich die Hausmeisterswohnung im Unter
geschoß. Modelliersaal mit 48 qm zu klein. Das Aeußere