BAUZEITUNG
Nr. 46
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Architekt Ed. Brill, Stuttgart
Wasser- und Aussichtsturm für Hamburg
bedeutet, weil durch geschlossene Wan
dungen eine Entleerung des Platzes nicht
mit der nötigen Ruhe und Sicherheit
vor sich gegangen wäre.
Der Kern der Anlage ist ein tief
liegender, aber nach Süden amphi
theatralisch ansteigender Promenade-
undVersammlungsplatz, den verschiedene
Baulichkeiten und ein Teich umgeben
und der von vier hochliegenden Straßen
umzogen wird. Er ist durch einen
leicht gehaltenen Torbau an der West
seite und fünf andre offene Zugangswege
von den genannten Straßen erreichbar.
An diesen Straßen liegen in bunter
Reihe alle diejenigen Attraktionen, die
eben unbedingt erforderlich sind, Stim
mung zu wecken und den Rubel rollen
zu lassen. Die Fassaden sind durch
aus originelle Schöpfungen, einfach
komponiert, aber geschmackvoll gestaltet,
ganz abweichend von den in Form, Farbe
und Erfindung übertriebenen geschmack
losen Festwiesen- und Yolksfestbauten,
die an manchen Orten errichtet werden
und jeden einigermaßen geschmack
begabten Menschen zur sofortigen Um
kehr zwingen. Heiter, sonnig und ein
ladend liegt auf der Ebene der Augusta-
anlage hinter Baumreihen und Blumen
beeten das Restaurant Zur lustigen
Witwe, ein Bau mit größerer Längen
ausdehnung, begrenzt von zwei breiten,
behaglichen, mit Giebeln gekrönten
Seitenrisaliten. Es folgt eine Zucker
bude in Rundtempelform, dann als
Gegenstück zum erstgenannten Gebäude
die Spießbraterei, ein mit leicht-eleganter
Vorhalle umzogener Bau mit dominieren
dem Mittelbau. Das am Schluß der
Augustaanlage errichtete Panorama
gebäude zeigt eine sehr gute und mit
einfachsten Mitteln erreichte Ausbildung
der Zweckform, hervorzuheben ist der
lerisch liebevolle Behandlung zeigt. Daß mit diesen Ver-
gntigungsorten, besonders für die Ortsansässigen, die
erforderlichen Lock- und Anziehungspunkte geschaffen
werden, ist klar.
Die Bezeichnung Vergnügungspark scheint uns im
vorliegenden Fall nicht ganz zutreffend zu sein, denn es
ist von einem Park keine Rede, es handelt sich vielmehr
lediglich um eine nach landschaftlich-romantischen Grund
sätzen angeordnete Gruppierung von Bau- und Garten
anlagen ohne Parkcharakter. Daher sind diejenigen, die
hier in den letzten Tagen für ßelassung dieser Anlage
mit der Begründung eintraten, ein Analogon zum Wiener
Prater zu haben, recht genügsame Leute. Damit soll
aber über die vorliegende Leistung kein abfälliges Urteil
abgegeben werden; es sei vielmehr hervorgehoben, daß
an allen Punkten auf eine ansprechende, künstlerisch
wahre, stilvolle, neuzeitlichem Geschmack entsprechende
Ausbildung des Gesamtbildes, des Einzelbaus und der
Einzelheit Wert gelegt wurde. Wenn das Ganze trotz
dem einen etwas zerrissenen Eindruck machte, so rührt
dies in erster Linie wohl davon her, daß die Anlage
Massenverkebr aufnehmen und allen Eventualitäten eines
solchen gewachsen sein mußte. Die künstlerisch an
sprechendere, mehr geschlossene Gruppierung hätte diese
Möglichkeiten nicht geboten, ja sogar eine ernste Ge
fährdung der hier zu Freude und Lust Versammelten
Querschnitt mit dem' gegebenen Profil des Wasserbehälters