16. November 1907
BAÜZBITUNÖ
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Entwürfe zu einer künstlerischen Wohnungs
einrichtung. Mit Frist zum 31. Dezember d. J. schreiben
die Vereinigten Werkstätten für Kunstgewerbe in Dresden
„Raumkunst“ einen Wettbewerb aus. Drei Preise von
1000, 600, 400 M. Ankauf weiterer Entwürfe zu je
200 M. Vorbehalten. Im Palle des Verkaufes nach den
Entwürfen ausgefübrter Einrichtungen erhält der Künstler
6% des Nettoverkaufspreises. Preisrichter sind die
Professoren Dülfer, Kreis, Lossow und Schumacher,
Architekt Max H. Kühne und Hofdekorateur Reisewitz,
letzterer von der ausschreibenden Firma. Die Einrichtung
ist für eine gut bürgerliche Familie bestimmt, und zwar
für eine Mietwohnung. Sie soll aus vier Zimmern be
stehen, deren Einrichtung (einschließlich Teppiche und
Dekorationen, aber ausgeschlossen die Beleuchtungskörper)
7000—7500 M. nicht überschreiten soll.
Pläne zura städtischen Hallenschwimmbad in
Halle a. S. Es sind 102 Entwürfe eingegangen. Das
Preisgericht hat zuerkannt je einen II. Preis (2000 M.)
den Architekten Jürgensen & Bachmann in Oharlotten-
burg und H. Rust in Leipzig, je einen III. Preis (1000 M.)
dem städtischen Baumeister A. Genschel in Hannover
und dem Architekten Steinbichler in Frankfurt a. M.
Zum Ankauf für je 300 M. wurden empfohlen die Ent
würfe der Architekten E. Müller in Mühlheim a. Rh.,
R. Schmidt in München und Mahr & Markwort in Darm
stadt.
Entwürfe zu einem Vogelbrunnen. Auf das von
dem Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin auf
Veranlassung von Frau Geheimrat Sofie Riehl erlassene
Preisausschreiben sind 369 Preisarbeiten eingelaufen.
Preise haben erhalten: den I. Preis zu 500 M. Arth.
Schmidt in Weimar, je einen II. zu 200 M. Aug. Draeger
in Köln und Harry Maaß in Stuttgart, je einen III. zu
100 M. Elisabeth Helwig in Friedenau und Karl Nöthling
in Berlin, je einen IV. zu 50 M. Hans Bernoulli und
Willi. Röder, beide in Berlin.
Rathaus in Döbeln. Bei dem Wettbewerb für den
Neubau eines Rathauses für die Stadt Döbeln sind 146 Ent
würfe eingelaufen. Bei der Preisverteilung erhielten den
I. Preis Architekten Köhler & Kranz-Charlottenburg, den
II. Preis Architekt R. Schleinitz-Dresden, den III. Preis
Prof. O. Hempel-Dresden. Drei Entwürfe wurden zum
Ankauf empfohlen. Das Nähere enthält die im Anzeigen
teil stehende Bekanntmachung des Stadtrats.
Kleine Mitteilungen
Württ. Kunstverein Stuttgart. Neu ausgestellt;
Fächer Stuttgarter Künstler (A. Paure, R. v. Haug,
P. Keller, J. Kerschensteiner, J. Kurz, Molfenter,
A. v.iOtterstedt, R. Poetzelberger, O. Reiniger, K. Schick
hardt, A. Senglaub); Interieur von Pietronella Peters;
Abendbeleuchtung vor dem Schillerdenkmal (Schillerfest
1905) von C.Münch; Landschaften aus Aegypten, Italien
von C. Wuttke; Profilrelief (Prof. Dr. G. Jäger), Ge
schwister (Marmorgruppe) von Karl Gabriel; Vier Original
radierungen von F. Barth; Ausstellung der für die Vereins
lotterie angekauften Kunstwerke u. s. w.
Biberach. Die hier neuerrichtete Bauhandwerker
schule wurde am 4. November, in Anwesenheit des Vor
stands der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel,
Präsident v. Mosthaf, Ministerialrat Dr. Köhler, Direktor
Prof. Schmohl und Oberamtmann Schüle eröffnet. Präsident
v. Mosthaf legte die Gründe und Ursachen dar, die zur
Errichtung dieser Fachschule geführt haben, wobei er die
Verdienste des Stadtbaumeisters Preiser um die schon
seit Jahrzehnten hier bestehende Winterbauschule rühmte,
aus welcher die neue Schule hervorgegangen ist. Der
Schulvorstand, Regierungsbaumeister Unseld, gab ein
Bild der umfassenden Aufgaben, die sich die Schule zum
Ziel gesetzt hat.
Unglaubliches aus Nürnberg steht im ersten Hefte
des neuen Jahrgangs vom „Kunstwart“ zu lesen: „Ich
muß heute eine Sache aus Nürnberg zur Sprache bringen,
die sich beim besten Willen nicht mehr, wie die der
,Meisterfresser', scherzhaft behandeln ließe. Ich suchte
auf dem Johannisfriedhof, diesem schönsten und stolzesten
Gottesacker des Deutschen Reichs, aus einem besonderen
Grunde Wenzel Jamnitzers Grab. Als ich’s fand, traute
ich meinen Augen nicht: da lag das mächtige steinerne
,Kissen' und darauf das alte schöne Bronzemedaillon mit
der Inschrift, auf demselben Grab aber, auf der
selben alten Steinplatte mit dem echten Jamnitzer-
Medaillon befand sich unmittelbar neben diesem Medaillon,
nur viel größer, ein modernes Steinkissen mit der In
schrift, daß in diesem Grabe Herr Hans Wilhelm Mühlen
schläger, gestorben am 12. Dezember 1905, beerdigt sei.
Demnach hatte man nicht nur das ehemals Jamnitzersche
Grab, sondern auch seine alte Grabplatte noch mindestens
bis 1906 Fremden ausgeliefert. Als ich mich erholt hatte
und weiter ging, fand ich, daß sich’s hier ganz und gar
nicht um etwas Vereinzeltes handle; bei Peter Flötner
war’s ja ebenso, und da wieder und dort abermals —
bei Hunderten der alten Gräber war es so. Wie ich
später sah, nicht nur auf dem Johannis-, auch auf dem
Rochusfriedhof, wo Vischer liegt. Die alten Gräber aus
der Reformationszeit, in denen so viele Tüchtige und
noch heute in Ehren Genannte, ja Große liegen, und die
mit ihren Brouzemedaillons und Plaketten zum Teil be
rühmte Meisterwerke der deutschen Gießerkunst tragen,
ohne Ausnahme aber Zeugnisse sind von edelster Kultur,
— man hat sie einfach als Grabstätten wieder verkauft
und den neuen Besitzern erlaubt, auf die alten Grab
steine selbst ihre polierten Inschriftsteine u. s. w. samt
Gipsengeln, Porzellanblumenvasen und was ihnen sonst
gefällt, zu setzen. Und das geschieht noch. Noch
heutiges tags verkauft man die alten Gräber und
läßt die alten ,Kissen' mit ihrem Bronzescbmuck nur
dann am Platze, wenn die Käufer damit einverstanden
sind, ihre neuen Tafeln auf den alten Steinen anzubringen.
Es ist müßig, zu untersuchen, unter welcherlei Schlendrian
das so kommen und so weitergehen konnte. Nicht um
fruchtlos zu klagen oder zu schelten, schreibe ich diese
Zeilen, sondern damit ein Ende und ein Anfang geschehe.
Es ist rings um Nürnberg zu neuen Gräbern wirklich
Platz genug, man bestimme endlich den Johannis- und,
wenn’s irgend angeht, auch den Rochusfriedhof zum un
antastbaren Monument. Was geschehen ist, ist geschehen.
Man hat die Gräber nicht auf ewig verkauft; wenn die
Zeit um ist, entferne man von den Platten, was nicht
auf sie gehört. Im Notfall mag eine bescheidene Tafel
an der Vertikalfläche am Fußende an den später hier
Bestatteten und auch daran erinnern, daß man hier einst
seine Pflicht gegen das Geschlecht vergessen hat, dem
Nürnberg seinen Ruhm verdankt. Ein neues Geschlecht
hat ja dann gesühnt, was sich sühnen ließ. Was von
weggenommenen ,Kissen' noch zurückgeschafft werden
kann, das lagere man wieder an seine Stelle. Alles
übrige braucht keiner ,Denkmalspflege' Sorge zu machen.
Man kann dem Efeu und den Rosen überlassen, mit
diesem Material für Nürnberg zwei Parke zusammen
zuspinnen, die an Edelschönheit ihresgleichen nicht auf
der Welt haben.“
Der Staudamni bei Assuan, der im Dezember 1902
in Betrieb gesetzt worden ist und rund 61 Mill. Franken
gekostet hat, soll für den Kostenbetrag von rund 40 Mill.
Franken um 7 m erhöht werden. Dadurch wird der In
halt des Staubeckens verdreifacht, d. h. auf über 3500 Mill.
Kubikmeter ansteigen. Leider werden durch diese Hebung
des Wasserspiegels die bereits durch den gegenwärtigen
Stausee gefährdeten berühmten altägyptischen Tempel
ruinen auf der Insel Philä gänzlich unter Wasser gesetzt
und zerstört.
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