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BAUZEITUNG
Nr. 49
Krankenhaus in Plochingen. Erdgeschoß
n- v<iO'o
Architekten Oberhauräte Eisenlohr & Weiglc,
Stuttgart
biologischen Prinzip gedachte Kläranlage für die Ab
wässer.
Kehren wir zurück zum 1. Stock, so haben wir links
einen Raum, in welchem die Heilbäder ihren Platz ge
funden haben. Zunächst ein elektrisch-medizinisches
Wannenbad (Schenkung des Kommendators Fürsten Her
mann von Hohenlohe- Langenburg, der auch der Ein
weihung am 28. Mai 1906 anwohnte). Dasselbe kann Ver
wendung finden zur Darreichung einfacher medizinischer
Bäder, wie Solebäder, Moorbäder, Lohbäder u. ä., oder ein
facher Bäder in Verbindung mit dem konstanten oder fara-
dischen Strom, oder elektrischer Bäder unter Zusatz medi
zinischer Heilstoffe, wie zum Beispiel desneuerdings beiGicht
und Rheumatismus erprobten Lohtannins. Daneben steht der
voluminöse Kasten des elektrischen Glühlichtbades mit 48
Glühlichtlampen zum Anschluß an den zur Verfügung stehen
den Wechselstrom von 125 Volt. Der elegant ausgestattete
Kasten, mit Rohrgetlechtdrehstuhl und oberer Oeffnung
für den Hals des Badenden hat eine seitliche Oeffnung,
durch welche eine lokale Scheinwerferbestrahlung möglich
wird. Das Glühlichtbad ist das Geschenk eines Ritters
der Genossenschaft. Ueberhaupt verdankt das Kranken
haus den Besitz der meisten nachfolgend beschriebenen,
der Heilbehandlung dienenden Apparate und zahlreicher
Zimmereinrichtungsstücke, wie Bilder, Liegesttihle und
andrer nützlicher Möbel, freiwilligen Stiftungen und
Spenden aus dem Kreise der Genossenschaft und ihrer
Freunde. Der durch die beschriebenen Gegenstände bei
nahe ausgefüllte Raum wird durch eine weiß emaillierte,
mit Brause versehene Badewanne noch weiter in An
spruch genommen. Gegenüber befindet sich das Auf
nahmezimmer, welches vermittelst eines Schiebefensters
die Kontrolle des Hauseingangs gestattet.
Dem Aufnahmezimmer entsprechend auf der andern
Seite des Eingangs liegt das Wohn- und Schlafgemach
der Oberschwester. Ihm gegenüber treten wir zunächst
durch ein Vorzimmer, welches dem Arzte als bakterio
logisch-chemisches Laboratorium dient und von welchem
noch eine geräumige Dunkelkammer für Untersuchungen
im Auge, Kehlkopf, in Nase und Ohren abgeteilt ist, in
das Operationszimmer. Dasselbe, zur Hälfte im Gebäude
liegend, zur andern Hälfte vorgebaut, kann in allen Teilen
mit dem Wasserstrahl bespült werden. Der Fußboden
und die Wände bis über Mannshöhe sind mit Fayence
plättchen fugenlos belegt, der obere Teil der Wände und
die Decke sind mit wasserbeständiger Emaillefarbe ge
strichen. Hier im Operationszimmer wie im ganzen Hause
sind Winkel und Ecken durch Ausrundung vermieden.
Für genügendes Licht sorgen mächtige in Eisenrahmen
eingelassene doppelte Glasfenster, deren Scheiben bis zur
Mannshöhe matt sind, um die Tätigkeit im Operations
zimmer unberufenen Zuschauern zu verhüllen, und ein
von dem König geschenkter, von der Firma Reiniger,
Gebbert & Schall in Erlangen gelieferter, höchst zweck
mäßiger und in ausgiebigstem Maße Licht spendender
Beleuchtungsapparat mit 16 20kerzigen Birnen, deren
Licht durch Spiegelbeleg auf das Operationsfeld ge
worfen und durch eine matte Glasscheibe gedämpft wird.
Hierzu gehört noch ein der seitlichen Beleuchtung dienen
der, von einem verstellbaren Stativ getragener Beleuch
tungskörper, während eine an einem feststehenden Wand
arm befestigte Lampe die allgemeine Beleuchtung des
Raumes übernimmt. Die beiden Fayencewaschbecken,
welche durch Konsolen in die Wand eingelassen sind,
werden durch Ellbogen- und Kniehebel, welche das
Oeffnen und Schließen des Hahns mit der Hand ver
meiden lassen, mit kaltem und warmem Wasser bedient.
Sie wurden von dem Stuttgarter Gas- und Wasser
leitungsgeschäft geliefert, derselben Firma, welcher auch
die Lieferung sämtlicher Bade-, Spül- und Aborteinrich
tungen übertragen war. In der Mitte des Operations
zimmers steht der Operationstisch nach Stelzner mit den
neuesten Verbesserungen, nach allen Richtungen durch
Hebeldruck dreh- und verstellbar und mit einer patentierten
Vorrichtung zum Heben des Kranken versehen, was be
sonders bei Anlegung größerer Verbände am Körper von
großem Vorteil ist.
Die Einteilung der Zimmer in den beiden Haupt
stockwerken ist ziemlich nach den gleichen- Grundsätzen
durchgeführt. Im 2. Stock befindet sich aber statt des
Operationszimmers und über diesem und seinem Vorraum
das Ritterzimmer mit gediegener und behaglicher Aus-