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Darmsheim
Skizzen alter Fachwerkbauten
BAUZEITUNÖ
Markgröningen
Nr. 50
Dahenfeld
Architekt W. Remppis, Stuttgart
wie auch als geeignete Tunnels für die Aufnahme tele
phonischer, telegraphischer und andrer Leitungen, liegt
nahe, und die Stadtverwaltung von Chicago zeigte denn
auch bald ein großes Interesse für die Errichtung dieser
unterirdischen Gewölbe, die nicht nur dazu berufen sein
sollten, den Verkehr auf den Straßen wesentlich zu ent
lasten, sondern durch die in Zukunft auch die unlieb
samen Störungen bei der Anlage telephonischer, tele
graphischer oder elektrischerLeitungen auf einmal beseitigt
werden konnten. Die Erlaubnis und Befugnis zur Aus
führung des unterirdischen Tunnels wurde denn ursprüng
lich und namentlich auch nur für die Errichtung unter
irdischer Telephonanlagen gegeben, um der Sache einen
möglichst harmlosen Anstrich zu geben. Daher kam es
auch, daß die Grundbesitzer sich keine Gedanken darüber
machten, was sich eigentlich unter ihren Häusern zutrug.
Erst nach Vollendung des unterirdischen Tunnels ver
nahmen sie mit großem Erstaunen, daß vor den Türen
ihrer Keller wirkliche Wagen Halt machten, die Kohlen
und Vorräte herbeischafften oder Asche und Abfälle weg
führten. Aus dem gleichen Grunde erklärt es sich, daß
die unternehmende Gesellschaft, die erst den Namen
„Illinois Telegraph and Telephone Co.“ führte, sich jetzt
in die „Illinois Tunnel Co.“ umgewandelt hat.
Die Tunnels dieser in ihrer Art einzig dastehenden
Bahnanlage bilden einen gewaltigen ovalen Bing, der die
Güterbahnhöfe der in Chicago mündenden großen Eisen
bahnlinien verbindet. Von den Haupttunnels zweigen
sich Nebentunnels ab, in denen Waren aller Arten in
alle Teile der Stadt befördert werden, wo die Bedürf
nisse dafür größer sind. Die Haupttunnels sind 3,80 m
hoch bei einer Breite von 3,40 m, während die Neben
tunnels nur 1,80 m Höhe bei 2,30 m Breite besitzen. Die
Tunnels haben die bekannte ovale Form, sie sind in Beton
gebaut, der die stählernen Gerippe verkleidet. In den
Hauptlinien ist die Bahn zweigleisig, während in den
Nebenlinien nur ein Schienenweg vorgesehen ist.
Wie schon zu Anfang gesagt, erfolgte die gesamte
Bauausführung der Bahn in der Weise, daß über der
Straße davon durchaus nichts gemerkt wurde; die Weg
schaffung der Erde und die Herbeibringung der Bau
materialien erfolgte durch die schon bestehenden Tunnels,
in denen natürlich sofort fliegende Gleise angelegt wurden.
Bemerkt mag hierbei werden, daß der Vorteil vorhanden
war, die Tunnelarbeiten in leichter toniger Erde aus
führen zu können, die den Untergrund Chicagos bildet.
Die Stadtverwaltung hatte für die Zukunft einer etwaigen
späteren Umwandlung der Bahn in eine Untergrundbahn
zur Personenbeförderung, wenn dies sich später als not
wendig erweisen sollte, durch die Forderung vorgesorgt,
daß das Gleis sich mindestens 8 m unter der Straßen
ebene befinden müsse. Bei der Ausführung wurde die
Hilfe der komprimierten Luft verwertet, besonders auch
um sich gegen Unfälle zu schützen, die sich durch eine
Unterbrechung der Arbeit durch Streiks der Arbeiter,
die in den Vereinigten Staaten bekanntlich häufiger und
unerwarteter auftreten als in Europa, ergeben konnten.
Die Arbeiten in den verschiedenen Tunnels schritten für
den Tag im Durchschnitt um 6 m vor.
Wie erwähnt, ist der Betrieb der Bahn elektrisch.
Es ist das Dreischienensystem Morgan für die Verteilung
des Stromes verwendet. Die Lokomotiven ähneln den
bekannten Bergwerkslokomotiven, denn die Spurweite der
Gleise beträgt nur 600 mm. Die Steigungen kommen im
großen und ganzen nicht über 1,75:100. An den End
punkten jedoch, wo die Züge das Straßenniveau erreichen,
um das Auf- und Abladen von Waren in den Bahnhöfen zu
erleichtern, erreichen diese Steigungen bis 12:100. Die
Krümmungen in diesem unterirdischen Netze sind sehr
scharf und gehen bis zu 5 m Radius. Bemex-kt muß noch
werden, daß auf gewissen Teilen der Strecke, besonders
in den Nebentunnels, die oberirdische Leitung benutzt
wird. Die Lokomotiven besitzen zum Teil einen Motor
von 75 PS., zum Teil zwei Motoren von 80 PS.; ihr Ge
wicht beträgt 3 oder 5 t.
Das Wagenmaterial besteht aus einer einheitlichen
Gattung, die die Amerikaner „combination car“ nennen.
Es sind Wagen mit großer Verwandlungsfähigkeit, die
als vollkommen sicher geschlossene Wagen zur Beför
derung der Postsachen dienen können oder als gedeckte
Wagen mit hohen Seitenwänden, die einen Kasten
wagen von großer Fassungskraft bilden, oder auch
als Plattformwagen. Die Bodenfläche der Wagen ist
3,16:1,20 m. Die Wagen sind gänzlich in Eisen und
Stahl ausgeführt und besitzen eine Tragfähigkeit von
13 600 kg.
Wie aus vorstehendem hervorgeht, ist es wohl zu
verstehen, daß die Grundeigentümer, als sie sahen, daß
sie alle Materialien, die sie früher nur mit großen Kosten,
Unannehmlichkeiten und Zeitverlust bekommen konnten,