2. Februar 1907
BAUZBITUNG
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werde. Einer weiteren Anregung aus der Mitte des
Kollegiums folgend, wurde beschlossen, an das Kgl.
Ministerium des Innern die Bitte zu richten, ob nicht
freiwillige Kurse über landwirtschaftliches
Bauwesen für Oberamtsbautechniker in die Wege ge
leitet werden könnten, wobei auf einen analogen Vorgang
hingewiesen wurde, wonach die Oberamtstierärzte auch
veranlaßt werden, Seuchenkurse mitzumachen. Ein weiterer
Antrag des Sachverständigen für das landwirtschaftliche
Bauwesen ging dahin, es solle bei Heranbildung von
Handwerksmeistern auf
die Zweckmäßigkeit der
Verwendung von Rund
holz zu landwirtschaft
lichen Bauten hingewiesen
uud auch der Direktion
der Kgl. Baugewerke
schule hiervon Kenntnis
gegeben werden. Bei der
sich an diesen Antrag an
schließenden Debatte wur
den von einigen Beiräten
ihre Erfahrungen bei Ver
wendung von Rundholz
für landwirtschaftliche
Bauten (Feldscheunen,
Stadel), die recht gute
seien, mitgeteilt, die
Kosten seien ziemlich
niederer als bei Verwen
dung von Kantholz und
auch das Aussehen sei
nicht zu beanstanden. Die
Zimmerleute, die auf
Rundholz nicht mehr ein
geschafft seien, wollten
allerdings nicht recht an
diese Neuerung heran
treten. Der Direktor der
Baugewerkeschule will
auch diesem Punkte seine
Aufmerksamkeit zuwen
den. Auch dieser Antrag
wird vom Kollegium an
genommen und wird be
schlossen, der Kgl. Do-
mänendirektiou hiervon
Kenntnis zu geben.
ßottenburg a. N. Ein
Zufall brachte dieser Tage
Gewißheit über die so
lange gesuchte Stelle des
römischen Kastells
am hiesigen Platze, der
als Sumelocenna die
Hauptstadt des Dekuma-
tenlandes gewesen ist.
Hinter dem Landesgefäng
nis kam bei Gartenarbei
ten ein beträchtliches
Stück der talseitigen Umfassungsmauer (1,80 m stark,
vorerst etwa 70 m lang) zum Vorschein. Durch Zinnen
deckel, vorliegenden Graben in normalem Abstand und
andre Umstände ist die Existenz des Kastells jetzt schon
erwiesen. Es wird eine hochinteressante, wissenschaftlich
sehr lohnende Aufgabe sein, dieses wichtige Kastell nach allen
Regeln der Altertumskunde genau zu untersuchen. Spargel
beete und Hopfenanlagen, die das ganze Areal bedecken,
hatten die Nachgrabungen bis jetzt verhindert. Es ist
aber zu hoffen, daß weder die Landwirtschaft noch der
Hohenbergische Schloßbau des 13. Jahrhunderts die Ur
anlage des Kastells und dessen Geschichte ganz ver
wischt haben. Das Schloß stand wohl 60 m weiter dem
Tale zu.
Darmstadt. Prof. Dr. Reinhold Müller, Dozent
der darstellenden Geometrie und zurzeit Rektor der Tech
nischen Hochschule in Braunschweig, nahm einen Ruf an
die hiesige Technische Hochschule an.
Worms. Bis zum Frühjahr dieses Jahres sollen die
Vorarbeiten für die Anlage eines neuen Schlacht
hauses so weit gefördert sein, daß die Vorlage an die
Stadtverordnetenversammlung gebracht werden kann. In
Aussicht steht die Aus
führung der Korrek
tions arbeiten an den
beiden Rheinufern; mit
ihnen werden größere Un
ternehmungen der Stadt
gemeinde (vielleicht die
Anlage eines Wäldchens
am Rhein) verbunden sein.
Ein andres wichtiges Pro
jekt, mit dem sich die
Stadtverwaltung beschäf
tigt, ist die Ableitung
derFäkalien in den Rhein.
Zu den begonnenen Er
weiterungsbauten werden
im Laufe des neuen Jahres
hinzutreten diejenigen an
der Oberrealschule und
am Festhause, während
die Arbeiten am neuen
Bahnhofe hoffentlich be
endet werden können.
Mainz. Für die W i e -
derherstellung des
kurfürstl. Schlosses
sind in der ersten Bau
periode 353 067 M. auf
gewendet. Die Bauleitung
des Schlosses veranschlagt
die Ausgaben der zweiten
Bauperiode auf265 949M.
Die Renovationskosten
werden teils vom Reich,
teils vom hessischen
Staate und der Stadt
Mainz bestritten.
Frankfurt a.M. Nach
fast zehnjährigen Ver
handlungen ist, wie man
der „Frkf. Ztg.“ aus Kon
stantinopel meldet, das
definitive Irade bezüglich
des Neubaues der
Brücke übers Gol
dene Horn erlassen
worden. Der Bau wurde
der Brückenbauanstalt
Gustavsburg für 200 000
Pfund zugesprochen. Die
Brücke muß zwanzig Monate nach Genehmigung der
Pläne dem Verkehr übergeben werden. Die Finanzierung
des Geschäfts übernimmt in Uebereinstimmung mit der
Pforte die Deutsche Bank.
Ausstellung „München 1908“. Nach mehrmona
tigen Vorverhandlungen wurde den „M. N. N.“ zufolge
in einer Besprechung von Vertretern der Stadtverwaltung,
der Industrie, des Handels, der Kunst und der Hoch
finanz der endgültige Beschluß gefaßt, im Jahre 1908 auf
dem neu geschaffenen Ausstellungsgelände der Stadt auf
der Therbsienhöhe eine erste große Ausstellung zu ver
anstalten mit dem Programm: „München 1908“. Die-
Vom alten Schlachthaus in Heilbrönn