Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

BAUZEETU 
FÜR WÜRTTEMBERG 
BADEN HESSEN EL 
SAS S - LOTHRINGEN' 
Inhalt: Das Wohnungswesen in den Großstädten und deren Vororten. — Haftung der Bauunternehmer. 
— Zu unsern Abbildungen. — Biologische Kläranlagen mit geruchsicherer Abdeckung. —■ Gerichtliche Ent 
scheidung. — Vom Holzmarkt. — Vereinsmitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Türe 
eines Patrizierhauses in Heilbronn. — Beleuchtungskörper von G. Bader-Stuttgart. — Personalien. — Bücher. 
Alle Rechte Vorbehalten 
Die Entwicklung des Wohnungswesens in den Großstädten und deren Yororten 
Von Professor Ewald Genzmer -Danzig 
In einer Hochschulfestre.de zur Feier des Geburtstags 
des Kaisers hat der Vorgenannte das fragliche Thema 
in solch eindrucksvoller und überzeugender Weise er 
örtert, daß seine Darlegung allen Vernichtern der 
städtischen Schönheit zum Studium zu empfehlen ist, be 
vor sie dem Verkehre ein neues Opfer bringen. In Danzig 
selbst ist es, wie Prof. Genzmer nach den „Mitteilungen 
des Bundes Heimatschutz“ ausführte, dringend geboten, 
sich mit dieser Frage zu beschäftigen, weil dort die Ab 
sicht besteht, die bekannte Jopengasse durch die Fort- 
nahme der malerischen Beischläge zu zerstören. Hier ist 
noch Unheil zu verhüten, während an andern Stellen, 
wie Hamburg, Halle a. S. und sonstigen Städten, riesen 
hafte Summen für die Sanierung bestimmt waren, ohne 
daß sie bemerkenswerte Vorteile gebracht haben. Die 
künstlerischen Werte der alten Straßen sind vernichtet, 
die Mieten gestie 
gen und die gesund- 
heitlicheBesserung 
nur zum Teil er 
reicht, während in 
dem größeren Teil 
der Altstädte die 
alten Häuser nach 
wie vor in ihrem 
baufälligen Zu 
stande verblieben 
sind. Hätte man 
die großen Kosten 
verwandt, um diese 
nach Bedarf in 
einen gesundheit 
lichen und wohn 
lichen Zustand zu 
versetzen, oder 
auch unter Umstän 
den ein einzelnes 
durch einen Neu 
bau ersetzt, dann 
würde mit weniger 
Mitteln unverhält 
nismäßig mehr er 
reicht worden sein. 
Ist es schon gebo 
ten, in jedem Einzelfalle zu erwägen, ob die dem Ver 
kehre geopferten Straßenbilder nicht einen höheren Wert 
für uns haben als eine vielleicht nur vorübergehende 
Erleichterung des Verkehrs, die man häufig noch in 
andrer Weise wird erreichen können, so bringt der 
Bedner auch ziffernmäßige Belege, daß es mit diesem 
„Verkehr“ eine eigne Sache ist. So wurden in der Old 
Broad-Street in London, die einen nur 8,34 m breiten 
Fahrdamm besitzt, ein stündlicher Verkehr von 535 Fuhr 
werken und auf den beiden nur je 2,20 m breiten Bürger 
steigen ein solcher von 10620 Personen ermittelt, das 
heißt, es kam bei der 12,7 m breiten Straße auf jedes 
Meter Breite die Zahl von 42 Wagen und 838 Fuß 
gängern in der Stunde. Gegenüber diesem stündlichen 
Verkehr von 42 Wagen und 838 Fußgängern wurden 
beispielsweise in der Nätlergasse zu Danzig, welche 
jetzt verbreitert 
' werden soll, nur 
6 Wagen und 180 
Fußgänger auf das 
Meter Straßen 
breite gezählt. 
Man erkennt, 
daß unter Umstän 
den ein riesenhaf 
ter Verkehr durch 
eine enge Straße 
geführt werden 
kann und daß wir 
anderseits schon 
bei einer leichten 
Zunahme des Ver 
kehrs bereit sind, 
Veränderungen 
vorzunehmen, die, 
einmal begonnen, 
das Stadtbild stark 
verändern müssen 
und nicht wieder 
gutzumachen sind. 
Aus Beispielen in 
Dortmund (Brück- ' 
straße) und Köln 
a. E,h. (Hochstraße) 
Villa in Freiburg i. B. Kosten einschl. Zentralheizung, Beleuchtung u. Umzäunung 40 000 M. 
Architekten Regierungsbaumeister Mallebrein und Professor Billing, Freiburg-Karlsruhe
	        
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