Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

: 
BAUZEITUNG 
Nr. 7 
sie auch kamen, zeichneten sich durch hohe Preise aus, 
die keinen Zweifel über die Marktlage ließen. Nach den 
breiten Brettersorten herrschte eine sehr starke Nach 
frage, der aber bei den beschränkten disponibeln Be 
ständen nicht immer entsprochen werden konnte. Der 
Markt in Rundholz verfolgte die feste Tendenz weiter. 
Der Verlauf der letzten Rundholzauktionen bestätigte das 
Vorhandensein einer großen Kauflust, die als Begleit 
erscheinung die hohe Bewertung des Materials mit sich 
führte. Es herrscht denn auch keine geteilte Ansicht 
darüber, daß die Langholzhändler bei Eröffnung des dies 
jährigen Verkaufsgeschäftes mit hohen Preisen am Markte 
erscheinen werden. 
V ereinsmitteilungen 
Württeuibergischer Verein für Baukunde. Am 
6. Februar folgte der Verein einer Einladung des Ver 
treters der Firma Wayß & Freytag, A.-G., Stuttgart, 
Architekt 0. Schmid, zur Besichtigung der gegenwärtig 
in der Ausführung begriffenen Gründungsarbeiten für die 
Erweiterung des Kursaals in Cannstatt (Bauherrschaft: 
Brunnenvereiu Cannstatt, Bauleitung: Architekt Alb. Eitel, 
Stuttgart). Zur Vorgeschichte des Baus ist zu bemerken, 
daß zunächst mit Rücksicht auf den sehr schlechten Bau 
grund eingehende Bodenuntersuchungen vorgenommen 
wurden. An etwa* 25 Probelöchern wurde festgestellt, 
Türe eines Patrizierhauses iu Heilbronn 
daß unter der Auffüllungs- und gewachsenen Boden 
decke eine mehrere Meter mächtige Schlammschicht mit 
eingelagerten Tuffsteinbrocken und -platten vorhanden ist 
und daß der tragfähige Mergelboden erst 7—9 m tief 
unter der Bodenoberfläche auftritt. Die Belastungsfähig 
keit des Baugrundes in Höhe der Kellersohle hätte zwar 
mit dem Wert von 1,2 kg/qcm noch eine vierfache Sicher 
heit für Ausführung einer durchgehenden Eisenbeton 
fundamentplatte ergeben, doch mußte von dieser Grün 
dungsart abgesehen werden, weil sich bei späteren 
Kanalisationsarbeiten in nächster Nähe der Baustelle eine 
Absenkung des Grundwassers um etwa 2 m ergeben wird, 
welche Setzungen herbeiführen dürfte. Eine Holzpfahl- 
grüudung konnte ebenfalls mit Rücksicht auf den Grund 
wasserstand nicht gewählt werden und wäre außerdem 
teurer geworden als die Gründung mit Eisenbetonpfählen. 
Eine Pfeilergründung nach Dulacschem Verfahren, wie 
sie bei der Stuttgarter Schlachthofanlage zurzeit in Aus 
führung ist, war wegen der wasserhaltigen Schlammschicht 
nach angestelltem Versuche ebenfalls nicht anwendbar 
und hätte neben einer sehr langen Bauzeit auch den Nach 
teil bedeutender Bodenerschütterungen mit sich gebracht, 
welche sich, wie schon der erste Versuch zeigte, in den 
benachbarten Gebäuden unangenehm bemerklich machten. 
Bei der zur Ausführung gewählten Gründungsart mit 
Eisenbetonpfählen kommen 240 Pfähle mit 7—10 m Länge 
zur Verwendung. Die Pfähle sind achteckig, 35 cm stark 
und haben ein Gewicht von je 35—50 Zentnern. Die Eisen 
einlage besteht aus 8 Längsstäben mit 14 mm Stärke 
sowie einer spiralförmigen Umwicklung (nach Patent 
Considere) aus 10 und 7 mm Rundeisen und verleiht dem 
sandigen Feinkiesbeton vermöge dieser Umschnürung eine 
ganz bedeutende Festigkeit. Die Pfähle erhalten eiserne 
Schuhe zum Durchschlagen der im Schlamm da und dort 
eingelagerten Tuffsteinplatten. Die an der Baustelle her 
gestellten Pfähle werden mittels einer fahrbaren Dampf 
ramme hochgezogen und durch ein 55 Zentner schweres 
Bärgewicht eingeramrat. Zum Schutz der Pfahlköpfe 
beim Einrammen werden diese mit einem Kopfband aus 
starkem Flacheisen versehen, welches eine etwa 5 cm 
starke Sägmehlschicht und die aufzusetzende eichene 
Jungfer faßt, wodurch eine Zerstörung des Pfahlkopfes 
vermieden wird. Die 4—6 Wochen alten Pfähle werden 
so weit eingerammt, bis sie etwa 1—1 1 / 2 m tief in den 
tragfähigen Mergeluntergrund hineiuragen. Das Ein 
rammen erfolgt hei einer 50—100 cm betragenden Fall 
höhe des Rammbärs in sehr kurzer Zeit mit etwa 60 bis 
80 Schlägen. Das Eindringen beträgt bei den letzten 
Schlägen nur noch wenige Millimeter. Die Entfernung 
der einzelnen Pfähle ist so bemessen, daß auf jeden Pfahl 
eine Belastung von 20—25 t kommt. An den eiuge- 
rammten Pfahlköpfen wird durch Entfernung des Betons 
das Eisen freigelegt und mit diesem die Einlage der 
darüber gelegten Eisenbetonbalken verbunden, welche 
das aufsteigende Mauerwerk unmittelbar aufnehmen. Im 
Namen der zahlreichen Besucher der interessanten Arbeiten 
sprach der Vorsitzende des Vereins für die Erläuterungen 
und Vorführungen der Arbeiten der Bautirma bozw. deren 
Vertretern, Architekt C. Schmid und Werkmeister Groken- 
berger, den besten Dank aus. —n— 
Wettbewerbe 
Liederhallebau Reutlingen. Zur Ergänzung unsrer 
ersten Mitteilung bemerken wir, daß 18 Arbeiten ein 
gelaufen waren, von denen eine preiswerte Arbeit wegen 
nicht berechtigter Teilnahme des Verfassers als ungültig 
ausgeschieden wurde. Die beiden Preise wurden den 
Architekten Beck und Hornberger zugesprochen. 
Die Bausummen bewegen sich zwischen 600 000 und 
700000 M. 
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