2. März 1907
BAUZBITUNÖ
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daß nur eine gleichzeitig die Raumluft erneuernde Heizung,
also eine Luftheizung, allen Ansprüchen zu genügen
vermag.
Luftheizungen nach dem verbesserten neuen amerika
nischen System werden in Deutschland bis jetzt nur von
einer einzigen Firma ausgeführt, und es sind gerade in
Württemberg schon eine ganze Reihe solcher Anlagen
im Betrieb. Die Vorzüge dieser Heizung sind kurz
zusammengefaßt folgende: Anwendung eines rein metal
lischen Systems unter Vermeidung jeglichen Mauerwerks,
wodurch eine Veränderung der Luft, die Erzeugung und
Ablagerung von Staub vollständig ausgeschlossen ist; die
Anlage besteht in der Hauptsache aus einem einfachen Füll-
und Regulierofen, der schon wenige Minuten nach dem An
heizen dem Freien entnommene, nur erwärmte und be
feuchtete Luft den Räumen Zuströmen läßt; sie kann also im
Frühjahr und Herbst ebenso vorteilhaft stundenweise, als
auch im Winter im Dauerbetrieb benutzt werden; sie ist
im Betrieb und vor allem in den Anlagekosten wesentlich
billiger wie jede andre Zentralheizung und nicht viel teurer
wie gute Einzelöfen für ein Gebäude; sie kann in jedes
auch alte Haus leicht eingebaut werden; sie ist so gut
wie keiner Reparatur unterworfen und daher stets be
triebsbereit; sie gestattet eine bessere Ausnutzung der
Räume, weil keine Heizkörper erforderlich sind.
Urteile von Aerzten und Bausachverständigen über
diese Heizung, die in lakonischer Kürze wie folgt lauten:
„Das gesündeste, einfachste, bequemste und billigste Heiz
system ist diese neue Luftheizung“; „Die gesamte Anlage
bewährt sich großartig; etwas Besseres, Einfacheres und
Billigeres gibt es wohl nicht auf diesem Gebiet“, sind
die Regel. —d.
Y ereinsmitteilungen
Württ. Baubeamten-Verein. Einladung zu der
am Sonntag, den 17. März d. J., vormittags 10 Uhr im
Gesellschaftsbaus des Vereins „Bauhütte“,
Büchsenstraße 53 in Stuttgart, stattfindenden VIII. Mit
gliederversammlung mit folgender Tagesordnung;
1. Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr. 2. Kassen
bericht. 3. Voranschlag für das Jahr 1907. 4. Aenderung
der Satzung betr. Bezug des Vereinsorgans. 5. Verband
der württ. Staatsbeamtenvereine. 6. Vorbildungsfrage.
7. Besprechung allgemeiner Vereinsangelegenheiten. 8. Ge
meinschaftliches Mittagessen um 1 Uhr. 9. Besichtigung
der im Bau begriffenen Markuskirche (Architekt Ober
baurat Dolmetsch). 10. Von 5 Uhr ab treffen sich die
Vereinsmitglieder wieder im Gesellschaftsbaus der „Bau
hütte“. Zu Punkt 8^)is 10 sind auch Kollegen, welche
dem Verein nicht angehören, herzlich eingeladen.
Stuttgart, den 20. Februar 1907. Der Vorstand.
Anmeldungen zum Mittagessen sind bis längstens
Freitag, den 15. März d. J., an Verwalter Palm, Bahn
hofstraße 17 in Stuttgart, zu richten.
Akademischer Architekten-Verein „Motiv“,
Stuttgart. Aus Anlaß der Feier seines neunjährigen Be
stehens veranstaltete der Verein „Motiv“ am 16. und
17. Februar im Beethovensaale der Liederhalle eine Aus
stellung von Studien, Entwürfen und Konkurrenzarbeiten
seiner Mitglieder. War es auch nicht gelungen, die
Zeichnungen der Kandidaten der ersten Staatsprüfung
von der Prüfungskommission zur Ausstellung zu erhalten,
so bewies doch die Anzahl der eingelaufenen Arbeiten
ein erfreuliches Interesse an einer derartigen Veranstaltung.
Abends vereinigte ein Kommers wie alljährlich eine große
Zahl alter und neuer „Motiv“-Brüder, die zum Teil aus
weiter Ferne gekommen waren, um im Kreise der Aktivitas
frohe, erinnerungsreiche Stunden zu verleben. Oberbau
rat Prof. Gebhardt gab seiner Freude am Gedeihen des
„Motiv“ in beredten Worten Ausdruck. Er betonte, daß
die Professoren einem Verein, der in erste Linie die
Berufsarbeit stelle, wie sich dies in der Ausstellung und
in den Reden des Vorsitzenden des Altherrenverbandes,
Regieruugsbaumeisters Irion, und des Vorsitzenden des
aktiven Vereins, stud. arch. Quayzin, gezeigt habe, sym
pathisch gegenüberständen. Als Vertreter der Freien
Studentenschaft und Korporationen brachten stud. mach.
Paradies und cand. arch. Späte in warmen Worten dem
„Motiv“ die besten Glückwünsche zu seinem Geburtstage
dar. Unter Vorträgen und mimischen Darstellungen der
Aktivitas verlief zur allgemeinen Befriedigung der Abend.
Sonntag vormittag fand nach dem Altherrentag eine
Besichtigung des Hauses der akademischen Verbindung
„Sonderbund“ unter Leitung von A. H. Regierungsbau
meister Henes statt. Dieser hatte in künstlerisch und
praktisch äußerst reizvoller Weise das Haus umgebaut.
Es sei ihm auch an dieser Stelle für seine Leitung, die
uns neben „ethischen“ Genüssen auch „materielle“ bot, der
herzlichste Dank dargebracht. Der Nachmittag vereinigte
noch einmal eine große Anzahl lieber A. H. und Aktiven
in Ludwigsburg, nachdem in dankenswerter Weise Archi
tekt Hauser uns die dortigen alten und neuen Bauten
gezeigt hatte. Beim Abschied nahm jeder das Bewußt
sein mit nach Hause, zwei frohe, anregende Tage im
Kreise der „Motiv“-Brüder verlebt zu haben.
Wettbewerbe
Sommer- und Ferienhäuser. Dem in letzter Nummer
veröffentlichten Ergebnis des von der „Woche“ (August
Scherl-Berlin) veranstalteten Preisausschreibens ist nach
zutragen, daß sich unter den angekaufteu Entwürfen auch
solche von Hermann Weigle-Stuttgart befinden.
Musterentwürfe für fünf Arten von Wohn- und
Logierhäusern für die Bäder Landeck und Reinerz in
Schlesien. Der Regierungspräsident erläßt für deutsche
Architekten zum 4. Mai d. J. ein Ausschreiben, es ge
langen drei Preise zu je 500 M., fünf Preise zu je 300 M.
und zwei Preise zu je 200 M. zur Verteilung; ein Ankauf
nicht preisgekrönter Entwürfe für je 100 M. ist Vor
behalten. Unterlagen gegen 3 M., „welche den Einsendern
von Entwürfen nach Abzug der Portokosten zurückerstattet
werden“, durch die Botenmeisterei der Kgl. Regierung in
Breslau.
Kleine Mitteilungen
Württ. Kunstverein Stuttgart. Neu ausgestellt;
Eine Kollektion Gemälde, Zeichnungen, Originalradie
rungen von Oskar Obier; Eine Kollektion Gemälde von
Valentin Ruths f; Erntelandschaft von Jul. Kornbeck;
Eine Gruppe „Achilles in Skyros“, Zwei Reliefs „Muse
mit Bacchus und Amor“, „Nymphe mit Panther“ von
A. v. Donndorf; Vier Plaketten von Jos. Maihöfer u. s. w.
Im Landesgewerhemuseum sind an Stelle der
beiden Sonderausstellungen, welche noch vor einigen
Tagen die König-Karls-Halle gefüllt haben, zwei neue
Sonderausstellungen getreten. Die eine, an den äußeren
Wänden angeordnete, umfaßt die besten Arbeiten der
bekannten Leipziger Akademie für Buchgewerbe und ent
hält vorzügliche Proben künstlerisch wertvoller Schriften-
und Bilderanordnungen. Die zweite Ausstellung, im Innern
der Halle, besteht aus den bekannten Arbeitet des Leipziger
Insel-Verlags, der, was den Buchschmuck anbelangt, be
kanntlich die größte Sorgfalt auf seine Publikationen
verwendet und einige unsrer führenden Illustratoren be
schäftigt. Namentlich die großen Originalzeichnungen zu
dem mannigfaltigen Buchschmuck des genannten Verlages
werden zahlreiche Besucher interessieren. Beide Aus
stellungen dürften gerade in unsrer Stadt, dem Haupt
vorort des süddeutschen Verlagsbuchhandels, sehr will
kommen sein, zumal sie zu den besten zählen, was die
modernsten Richtungen auf dem Gebiete des Buch
schmuckes leisten.