Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

86 
BAUZEITUNG 
Nr. 11 
Kuranstalt Glotterbad bei Freiburg* i. Br. 
Architekten; ßegierungsbaumeister Mallebrein und Professor 
H. Billing, Freiburg-Karlsruhe. 
Eine interessante Aufgabe wurde hier in eigenartiger 
und reizvoller Weise gelöst. In einem prächtigen Schwarz 
waldtale galt es, den Grundriß und Aufhau dieser Kur 
anstalt den Terrainverhältnissen anzupassen. Das Unter 
geschoß enthält Badzellen für Damen und Herren in 
hinreichender Anzahl, daneben befinden sich Sprech- und 
Untersuchungszimmer des Arztes. Ganz für sich ab 
geschlossen ist die Küche angeordnet mit Anrichte und 
direktem Treppenaufgang in die geräumige Anrichte des 
Speisesaalgeschosses. Der Speisesaal nimmt den ganzen 
verfügbaren Baum dieses Stockes in Anspruch; in inter 
essanter und das ganze Aeußere sehr belebender Weise 
ist vor dem Speisesaal die Decke der Baderäume als 
Terrasse mit gedecktem Umgang benutzt. In den oberen 
Geschossen befinden sich die Fremdenzimmer u. s. w. Der 
Aufbau des Hauses mit einem schönen hohen Dach und 
den großen Dachvorsprüngen, Baikonen und Giebeln er 
scheint überaus behaglich. Vom ersten Wohngeschoß führt 
eine Ueberbrückung auf das höher liegende G elände, wieder 
ein sich selbst ergebendes Motiv, das die Architekten 
geschickt auszunutzen verstanden. Man vergleiche da 
gegen die oft im höchsten Grade geschmacklosen Fassaden 
der modernen Kurhäuser und Sanatorien mit Ihren flachen 
Dächern und eisernen Liegehallenarchitekturen. Der ganze 
Bau zeugt von einem verständnisvollen Zusammenarbeiten 
der Bauherren und der Architekten in praktischer und 
künstlerischer Hinsicht und dürfte ein gutes Beispiel für 
derartige Anlagen sein. K. 
Entwürfe für einen Gartenpavülon 
Die beiden Entwürfe von Architekt Ohr. Schneider 
in Berlin zeigen uns ansprechende Motive, die gut in die 
Umgebung hineinpassen und das vorstellen, was sie sein 
sollen. In ihrer eigenartigen künstlerischen Auffassung 
dürften sie manche Anregung geben, denn gerade in der 
artigen kleinen Bauanlagen wird noch viel Unschönes 
geschaffen. 
A Vom Holzmarkt 
Die Lage des rheinischen Holzmarktes erwies sich 
während der letzten Woche als eine durchaus zuver 
sichtliche. Welche Sparte man auch in Betracht zieht, 
überall herrscht zurzeit eine feste Grundstimmung vor. 
Dabei nimmt der Verkehr am Markte jetzt nach und 
nach zu, nachdem sich der Konsum dazu entschließt, 
seine Einkäufe zu erweitern. Die Kleinhändler werden 
jetzt dazu gedrängt, Waren zu beziehen, um die An 
forderungen der Verbraucher erfüllen zu können. Am 
Brettermarkte macht sich eine gute Bedarfsnachfrage 
bemerkbar, die zu belangreichen Abschlüssen führte. In 
der Hauptsache waren es breite Bretter, welche sich der 
Gunst des Handels erfreuten. Das Angebot darin war 
indessen nicht belangreich. Die Beschaffung größerer 
Quantitäten der breiten guten Bretter stößt heute schon 
auf Schwierigkeiten, was bei der Preisbemessung nicht 
ohne Bedeutung ist. Mit den Versendungen geht es jetzt 
ab Oberrhein etwas flotter, nachdem der Wasserstand 
eine bessere Lage zeigt. Die Sägeindustrie Süddeutsch 
en ds ist mit der Anfertigung von Schnittwaren recht 
gut beschäftigt. Die Stimmung in den Kreisen der süd 
deutschen Produzenten ist schon im Hinblick auf die 
gute Bedarfsnachfrage und das verhältnismäßig begrenzte 
Angebot sehr fest; außerdem zwingt ja auch der hohe 
Erstehungspreis der Rundhölzer die Sägeindustrie zu 
hohen Preisforderungen für ihre Schnittwarenerzeugnisse. 
Die Preise für geschnittene Bauhölzer ziehen jetzt gleich 
falls an. Es liegen zurzeit wieder mehr Aufträge auf 
Kantholz bei den Werken vor. Von den Schwarzwälder 
Sägewerken werden heute für mit üblicher Waldkante 
geschnittene Tannen- und Fichtenbauhölzer 43—45 M. 
per Festmeter frei Waggon Mannheim verlangt. Bei 
dem Rundholzeinkauf in den süddeutschen Waldungen 
war die Kauflust immer noch belebt. Die Sägeindustrie 
sicherte sich große Posten Rohmaterials zu allerdings 
sehr hohen Preisen. Aber auch der Langholzhandel war 
nicht untätig. Am oberrheinischen Rundholzmarkte rührt 
sich der Begehr wieder etwas mehr und scheint jetzt 
auch tatsächliches Kaufbedürfnis vorzuliegen. Wie wir 
hören, sind am Mannheimer Markte Abschlüsse in 
Meßholz zu 29 M. per Festmeter erfolgt. Die meisten 
Laugholzhändler verlangen aber heute für den Kubik 
meter 30 M. ab Mannheimer HafSn. Die Flößerei wird 
binnen kurzem auf Main, Rhein und Neckar eröffnet 
werden, und es unterliegt keinem Zweifel, daß alsdann 
Leben ins Geschäft kommen wird, da bei den Säge 
werken Süddeutschlands guter Bedarf in Rundholz vor 
liegt. Bei der Preisentwicklung, über die sich bis jetzt 
noch kein Urteil fällen läßt, wird sowohl die Bedarfs 
nachfrage als auch die Höhe des Angebots viel mit 
sprechen. 
Baupolizeiliche Behandlung der Bauten 
von Fabriken und ähnlichen gewerblichen 
Anlagen 
Durch Erlaß des Ministeriums des Innern vom 4. Fe 
bruar d. Js. ist die in Ziffer III des Ministerialerlasses 
vom 24. Juni 1887 (Min.-Amtsbl. S. 285) den ßaupolizei- 
behörden gegebene Vorschrift, bei der Errichtung oder 
wesentlichen baulichen Veränderung von Fabriken oder 
ähnlichen gewerblichen Anlagen unter den in dem Erlaß 
näher bezeichneten Voraussetzungen vor Erteilung des 
baupolizeilichen Erkenntnisses eine Aeußerung des Ge 
werbeinspektors einzuholen, auf solche gewerbliche Anlagen, 
in welchen durch elementare Kraft (Dampf, Wind, 
Wasser, Gas, Luft, Elektrizität u. s. w.) bewegte Trieb 
werke nicht bloß vorübergehend zur Verwendung kommen 
(Werkstätten mit Motorbetrieb) oder für welche beson 
dere bauliche Vorschriften auf Grund des § 120 e oder 
des § 139 a Abs. 1 Ziff. 1 der Gewerbeordnung erlassen 
sind, ausgedehnt worden. —y. 
V ereinsmitteilungen 
Württ. Baubeamten-Verein. Ihren Beitritt zum 
Verein haben angemeldet: Die Bauwerkmeister Mohn, 
Kgl. Bauinspektion Heilbronn, Freimüller, Kgl. Bau 
inspektion Heidenheim, Schön, Kgl.Bauinspektion Heil 
bronn, Rieh. Volk, Stuttgart, Schwabstraße 88, Köhler, 
Ulm a. D., Herdbruckerstraße 8. 
Um Aufnahme in den Verein hat nachgesucht: Otto 
Schleicher, Regierungsbaumeister in Heilbronn, Städt. 
Tiefbauamt. 
Württ. Verein für Baukunde. Die 4. ordentliche 
Versammlung galt der Besichtigung des Hauses der 
„Bauhütte“. Unter Führung von Hofwerkmeister Hang 
leiter sowie dem Erbauer des Hauses, dem Vereinsmit 
glied Architekt Hummel, fand zunächst ein Rundgang 
durch das ganze Gebäude statt mit eingehender Besich 
tigung der Wirtschafts-, Klub- und Pesträume. Daran 
schloß sich die eigentliche Versammlung in dem Festsaal 
des Hauses, wobei Architekt Hummel an der Hand auf 
gehängter Pläne Erläuterungen über den Bau gab. Die 
Gesellschaft „Bauhütte“ hatte, wie auch andre Vereine, 
schon jahrelang mit der Schwierigkeit zu kämpfen, ein 
geeignetes Lokal für ihre Versammlungen zu bekommen, 
insbesondere auch für die Aufbewahrung ihrer wertvollen 
Bücherei. So entstand allmählich der Gedanke, ein eignes
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.