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BAUZEITUNG
Nr. 11
Kuranstalt Glotterbad bei Freiburg* i. Br.
Architekten; ßegierungsbaumeister Mallebrein und Professor
H. Billing, Freiburg-Karlsruhe.
Eine interessante Aufgabe wurde hier in eigenartiger
und reizvoller Weise gelöst. In einem prächtigen Schwarz
waldtale galt es, den Grundriß und Aufhau dieser Kur
anstalt den Terrainverhältnissen anzupassen. Das Unter
geschoß enthält Badzellen für Damen und Herren in
hinreichender Anzahl, daneben befinden sich Sprech- und
Untersuchungszimmer des Arztes. Ganz für sich ab
geschlossen ist die Küche angeordnet mit Anrichte und
direktem Treppenaufgang in die geräumige Anrichte des
Speisesaalgeschosses. Der Speisesaal nimmt den ganzen
verfügbaren Baum dieses Stockes in Anspruch; in inter
essanter und das ganze Aeußere sehr belebender Weise
ist vor dem Speisesaal die Decke der Baderäume als
Terrasse mit gedecktem Umgang benutzt. In den oberen
Geschossen befinden sich die Fremdenzimmer u. s. w. Der
Aufbau des Hauses mit einem schönen hohen Dach und
den großen Dachvorsprüngen, Baikonen und Giebeln er
scheint überaus behaglich. Vom ersten Wohngeschoß führt
eine Ueberbrückung auf das höher liegende G elände, wieder
ein sich selbst ergebendes Motiv, das die Architekten
geschickt auszunutzen verstanden. Man vergleiche da
gegen die oft im höchsten Grade geschmacklosen Fassaden
der modernen Kurhäuser und Sanatorien mit Ihren flachen
Dächern und eisernen Liegehallenarchitekturen. Der ganze
Bau zeugt von einem verständnisvollen Zusammenarbeiten
der Bauherren und der Architekten in praktischer und
künstlerischer Hinsicht und dürfte ein gutes Beispiel für
derartige Anlagen sein. K.
Entwürfe für einen Gartenpavülon
Die beiden Entwürfe von Architekt Ohr. Schneider
in Berlin zeigen uns ansprechende Motive, die gut in die
Umgebung hineinpassen und das vorstellen, was sie sein
sollen. In ihrer eigenartigen künstlerischen Auffassung
dürften sie manche Anregung geben, denn gerade in der
artigen kleinen Bauanlagen wird noch viel Unschönes
geschaffen.
A Vom Holzmarkt
Die Lage des rheinischen Holzmarktes erwies sich
während der letzten Woche als eine durchaus zuver
sichtliche. Welche Sparte man auch in Betracht zieht,
überall herrscht zurzeit eine feste Grundstimmung vor.
Dabei nimmt der Verkehr am Markte jetzt nach und
nach zu, nachdem sich der Konsum dazu entschließt,
seine Einkäufe zu erweitern. Die Kleinhändler werden
jetzt dazu gedrängt, Waren zu beziehen, um die An
forderungen der Verbraucher erfüllen zu können. Am
Brettermarkte macht sich eine gute Bedarfsnachfrage
bemerkbar, die zu belangreichen Abschlüssen führte. In
der Hauptsache waren es breite Bretter, welche sich der
Gunst des Handels erfreuten. Das Angebot darin war
indessen nicht belangreich. Die Beschaffung größerer
Quantitäten der breiten guten Bretter stößt heute schon
auf Schwierigkeiten, was bei der Preisbemessung nicht
ohne Bedeutung ist. Mit den Versendungen geht es jetzt
ab Oberrhein etwas flotter, nachdem der Wasserstand
eine bessere Lage zeigt. Die Sägeindustrie Süddeutsch
en ds ist mit der Anfertigung von Schnittwaren recht
gut beschäftigt. Die Stimmung in den Kreisen der süd
deutschen Produzenten ist schon im Hinblick auf die
gute Bedarfsnachfrage und das verhältnismäßig begrenzte
Angebot sehr fest; außerdem zwingt ja auch der hohe
Erstehungspreis der Rundhölzer die Sägeindustrie zu
hohen Preisforderungen für ihre Schnittwarenerzeugnisse.
Die Preise für geschnittene Bauhölzer ziehen jetzt gleich
falls an. Es liegen zurzeit wieder mehr Aufträge auf
Kantholz bei den Werken vor. Von den Schwarzwälder
Sägewerken werden heute für mit üblicher Waldkante
geschnittene Tannen- und Fichtenbauhölzer 43—45 M.
per Festmeter frei Waggon Mannheim verlangt. Bei
dem Rundholzeinkauf in den süddeutschen Waldungen
war die Kauflust immer noch belebt. Die Sägeindustrie
sicherte sich große Posten Rohmaterials zu allerdings
sehr hohen Preisen. Aber auch der Langholzhandel war
nicht untätig. Am oberrheinischen Rundholzmarkte rührt
sich der Begehr wieder etwas mehr und scheint jetzt
auch tatsächliches Kaufbedürfnis vorzuliegen. Wie wir
hören, sind am Mannheimer Markte Abschlüsse in
Meßholz zu 29 M. per Festmeter erfolgt. Die meisten
Laugholzhändler verlangen aber heute für den Kubik
meter 30 M. ab Mannheimer HafSn. Die Flößerei wird
binnen kurzem auf Main, Rhein und Neckar eröffnet
werden, und es unterliegt keinem Zweifel, daß alsdann
Leben ins Geschäft kommen wird, da bei den Säge
werken Süddeutschlands guter Bedarf in Rundholz vor
liegt. Bei der Preisentwicklung, über die sich bis jetzt
noch kein Urteil fällen läßt, wird sowohl die Bedarfs
nachfrage als auch die Höhe des Angebots viel mit
sprechen.
Baupolizeiliche Behandlung der Bauten
von Fabriken und ähnlichen gewerblichen
Anlagen
Durch Erlaß des Ministeriums des Innern vom 4. Fe
bruar d. Js. ist die in Ziffer III des Ministerialerlasses
vom 24. Juni 1887 (Min.-Amtsbl. S. 285) den ßaupolizei-
behörden gegebene Vorschrift, bei der Errichtung oder
wesentlichen baulichen Veränderung von Fabriken oder
ähnlichen gewerblichen Anlagen unter den in dem Erlaß
näher bezeichneten Voraussetzungen vor Erteilung des
baupolizeilichen Erkenntnisses eine Aeußerung des Ge
werbeinspektors einzuholen, auf solche gewerbliche Anlagen,
in welchen durch elementare Kraft (Dampf, Wind,
Wasser, Gas, Luft, Elektrizität u. s. w.) bewegte Trieb
werke nicht bloß vorübergehend zur Verwendung kommen
(Werkstätten mit Motorbetrieb) oder für welche beson
dere bauliche Vorschriften auf Grund des § 120 e oder
des § 139 a Abs. 1 Ziff. 1 der Gewerbeordnung erlassen
sind, ausgedehnt worden. —y.
V ereinsmitteilungen
Württ. Baubeamten-Verein. Ihren Beitritt zum
Verein haben angemeldet: Die Bauwerkmeister Mohn,
Kgl. Bauinspektion Heilbronn, Freimüller, Kgl. Bau
inspektion Heidenheim, Schön, Kgl.Bauinspektion Heil
bronn, Rieh. Volk, Stuttgart, Schwabstraße 88, Köhler,
Ulm a. D., Herdbruckerstraße 8.
Um Aufnahme in den Verein hat nachgesucht: Otto
Schleicher, Regierungsbaumeister in Heilbronn, Städt.
Tiefbauamt.
Württ. Verein für Baukunde. Die 4. ordentliche
Versammlung galt der Besichtigung des Hauses der
„Bauhütte“. Unter Führung von Hofwerkmeister Hang
leiter sowie dem Erbauer des Hauses, dem Vereinsmit
glied Architekt Hummel, fand zunächst ein Rundgang
durch das ganze Gebäude statt mit eingehender Besich
tigung der Wirtschafts-, Klub- und Pesträume. Daran
schloß sich die eigentliche Versammlung in dem Festsaal
des Hauses, wobei Architekt Hummel an der Hand auf
gehängter Pläne Erläuterungen über den Bau gab. Die
Gesellschaft „Bauhütte“ hatte, wie auch andre Vereine,
schon jahrelang mit der Schwierigkeit zu kämpfen, ein
geeignetes Lokal für ihre Versammlungen zu bekommen,
insbesondere auch für die Aufbewahrung ihrer wertvollen
Bücherei. So entstand allmählich der Gedanke, ein eignes