152
BAUZBITUNG
Nr. 19
keit der Genannten spielte sich nicht allein auf dem Ge
biete des vornehmen Wohnhauses, wie Villen, Einfamilien
häuser, schloßartige Landsitze u. s. w., ab, sondern es
entstanden auch Fabriken, Brauereien und Industrie
anlagen, Geschäftshäuser und Institute u. s. w. Baurat
Spindler zeichnet seit Beginn der jetzt im 12. Jahrgang
stehenden „Berliner Architektur-Welt“ als Mitredakteur.
Die Yerlagsanstalt Ernst Wasmuth A.-G. in Berlin bereitet
für den Monat Juni eine Publikation vor, welche die
besten und neuesten Bauwerke von Erdmann und Spindler
im Bilde bringen wird.
Die Museumsneuhauten in Berlin. Nach einer-
amtlichen Mitteilung ist der Nachlaß Alfred Messels
bezüglich seiner Vorarbeiten für die Neubauten auf der
Museumsinsel so bedeutend, daß die Bauten ganz in
seinem Sinne durchgeführt werden können. Zur Voll
endung dieser großen Aufgabe sei der langjährige Freund
Messels, Stadtbaurat Ludwig Hoffman n- Berlin,
ausersehen, der seine Eignung auf dem Spezialgebiet
des Museumshaues durch sein „Märkisches Museum“
in Berlin glänzend nachgewiesen hat.
Gesuchte Diplomingenieure für Wasserbau in
Tientsin. Der „Internationale Ausschuß für die Er
haltung und Verbesserung der Schiffbarkeit des Peiho“
in Tientsin beabsichtigt einen neuen Flußdurchstich und
umfangreiche Baggerungen zur Vertiefung der sogenannten
Takubarre vor der Peihomündung mit einem Kosten-
aufwande von 870000 Taels (etwa 5 Millionen Mark)
in Angriff zu nehmen. Hierfür sollen außer dem bereits
dort tätigen leitenden Oberingenieur und dem ihm
unterstellten, mit der Leitung der Werkstätten be
trauten Ingenieur noch zwei weitere Diplomingenieure
für Wasserbau angestellt werden, einer zum 1. Juli d. J.,
der zweite zum 1. März 1910. Die Bewerber dürfen
höchstens 30 Jahre alt und müssen des Englischen
mächtig sein. Die Anstellung erfolgt zunächst probe
weise auf 1 J / 2 Jahre gegen ein Monatsgehalt von
400 Shilling (400 M.) und einen Betrag von 70 Pfund
(1400 M.) für die Ausreise. (Die Streckeningenieure
bei der Kaiserlich chinesischen Tientsin-Pukower Eisen
bahn beziehen monatlich 350 M.) Wird nach D/ 2 Jahren
kein neuer Vertrag geschlossen, so wird freie Rückreise
nach Deutschland gewährt. Gründliche Erfahrung und
längere Tätigkeit in der Leitung und Beaufsichtigung
von Wasserbauten der bezeichneten Art sind Voraus
setzung. Bewerbungsschreiben mit beglaubigten Zeugnis
abschriften und Lebenslauf können auf dem Postwege
„über Sibirien“ an das Kaiserlich deutsche Konsulat
in Tientsin gerichtet werden.
Aus der Schweiz. Der größte steinerne Via
dukt, den die Ingenieurkunst bisher ausgeführt, wird
Anfang Mai zusammen mit der Strecke Filisur—Davos
der Italischen Eisenbahnen demVerkehr übergeben werden.
Das riesige Bauwerk überspannt hei dem Dorfe Wiesen
am Landwasserflusse das Brückental mit einem Mittel
bogen von 55 m Spannweite und 90 m Höhe, der von
je drei andern Bogen von 20 m Spannweite flankiert wird.
Banteclmisclie Rundschau
In der Eternitschieferfabrik. Den Mitgliedern
des Dachdeckerbundes Hamburg bot sich kürzlich Ge
legenheit, die Fabrikation des vielgerühmten und viel
umstrittenen Asbestzementschiefers „Eternit“ kennen zu
lernen. Wer etwa der Meinung war, daß die Herstellung
des Eternitschiefers derjenigen der Zementziegel ähnele,
sah sich bald eines Besseren belehrt. Nicht einfache
Pressen mit Hand- oder Motorbetrieb dienen der Fa
brikation — eine ganze Reihe mächtiger, komplizierter
Maschinen ist für die sorgfältige Verarbeitung der Roh
materialien und für die gebrauchsfertige Herrichtung des
Schiefers erforderlich. Man überzeugte sich, daß der
Eternitschiefer nur aus Asbest und Portlandzement be
steht, also zwei mineralischen Bestandteilen, deren Wetter
beständigkeit als alte Erfahrungstatsache über jedem
Zweifel steht. Bewunderung erweckte die hydraulische
Pressung, deren enormer Druck die seltene Festigkeit
sowie die Wasserundurchlässigkeit des Eternit gewähr
leistet. In den ausgedehnten Lagerhallen, wo die Eternit
platten, nachdem sie die Presse verlassen haben, ver
schiedenen Ablagerungs- und Lüftungsprozessen zwecks
weiterer Abhindung und Trocknung unterworfen sind,
wurden von den einzelnen Mitgliedern des Bundes beliebige
Platten aus den 3—4 m hohen Stapeln herausgenommen
und allerlei Bruch- und Biegversuchen unterzogen. Die
Ergebnisse dieser Versuche waren verblüffend. Die Platten
konnten beispielsweise auf den Boden geschleudert und
betreten werden, ohne zu zerbrechen. Zum Schluß wurde
das Formen der Normalplatten zu Schuppen, Schablonen,
Kehlsteinen, Biberschwänzen u. s. w. sowie die maschi
nelle Verlochung in Augenschein genommen. Der Be
such verlief iu jeder Beziehung anregend und lehrreich.
Personalien
Württemberg. Ernannt: die Regierungsbaumeister Daiber
und Rettich bei dem Hochbautechnischen Bureau der Domänen-
direktion und Sobneiderhan in Tübingen zu etatsmäßigen Re
gierungsbaumeistern im Fiuanzdepartement. Uebertragen: die
bei der Gebäudebrandversicherungsanstalt erledigte Inspektorstelle
dem Landesfeuerlösohinspektor Gmelin unter Belassung von Titel
und Rang eines Bauinspektors.
Bücher
Veranschlagen von Hochbauten nebst Preisbestimmungen
und Kostenberechnung eines Beispieles. Von Architekt Fritz
Sohrader, Lehrer an der Bauschule in Zwickau i. S. (Bibliothek der
gesamten Technik, 87. Band.) Mit sieben Abbildungen und einer
Tafel. Broschiert 3,60 M., in Ganzleinen gebunden 4 M. (Dr. Max
Jänecke, Verlagsbuchhandlung, Hannover 1908.) Das vorliegende
Buch gibt nicht nur dem Fachmann, sondern auch dem Laien einen
Einblick in die Berechnung von Bauten wie den dazu nötigen Ver
trägen und Bestimmungen. Das speziell behandelte System, welches
laut Verfügung des Ministeriums für öffentliche Arbeiten erlassen
und auch vom Deutschen Architekten- und Ingenieur-Verein völlig
anerkannt wurde, wird dazu beitragen, das Vertrauen zwischen
Bauherrn und Bauunternehmer wieder herzustellen. Besonders ist
dem Unternehmer durch das Schema der Vor-, Massen- und Mate
rialienberechnung das Mittel zur Hand gegeben worden, den Bau
herrn von der richtigen Massenaufreohnung überzeugen zu können.
Briefkasten
Anfrage. Der Gärraum einer Essigfabrik (Neubau) soll
verputzt werden. Da der Verputz mit Mörtel durch die Säuren
wirkung angeblich stark leidet bzw. abfällt, so frage ich an, mit
was dieser Raum am zweckmäßigsten verputzt wird. H. W.
Anfrage. An einem Neubau habe ich die Beobachtung gemacht,
daß an der Verblendung der Außenseiten kleine kreisrunde
Plättchen, der Scheibespeis mit der daraufliegenden Farbe, mit
Durchmessern von 0,5—1,5 ora abspringen. Der äußere Verputz
war von der Bauleitung mit Kalkmörtel (Schwarzkalk) und etwas
Zementzusatz vorgeschrieben. Das allein würde ich dem Schwarz
kalk bzw. den Ausblühungen desselben zusohreiben, es zeigt sich
aber dasselbe an einer Zimmerdecke, welche mit Gipsmörtel ver
putzt ist. Es ist mir deshalb auffallend, daß sich dieser Umstand
an zwei verpatzten Flächen zeigt, welche das eine Mal Gips und das
andre Mal Sohwarzkalk und Zement als Bindemittel haben, und der
Sand jedenfalls ohne Einfluß darauf ist. Ich wäre für Aeußerungen
aus Kollegenkreisen dankbar. S.-d.
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel.
Architekt W. Klatte, beide ln Stuttgart. Druck ; DeutscheVerlags-Anstalt in Stuttgart.