Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

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BAUZBITUNG 
Nr. 19 
keit der Genannten spielte sich nicht allein auf dem Ge 
biete des vornehmen Wohnhauses, wie Villen, Einfamilien 
häuser, schloßartige Landsitze u. s. w., ab, sondern es 
entstanden auch Fabriken, Brauereien und Industrie 
anlagen, Geschäftshäuser und Institute u. s. w. Baurat 
Spindler zeichnet seit Beginn der jetzt im 12. Jahrgang 
stehenden „Berliner Architektur-Welt“ als Mitredakteur. 
Die Yerlagsanstalt Ernst Wasmuth A.-G. in Berlin bereitet 
für den Monat Juni eine Publikation vor, welche die 
besten und neuesten Bauwerke von Erdmann und Spindler 
im Bilde bringen wird. 
Die Museumsneuhauten in Berlin. Nach einer- 
amtlichen Mitteilung ist der Nachlaß Alfred Messels 
bezüglich seiner Vorarbeiten für die Neubauten auf der 
Museumsinsel so bedeutend, daß die Bauten ganz in 
seinem Sinne durchgeführt werden können. Zur Voll 
endung dieser großen Aufgabe sei der langjährige Freund 
Messels, Stadtbaurat Ludwig Hoffman n- Berlin, 
ausersehen, der seine Eignung auf dem Spezialgebiet 
des Museumshaues durch sein „Märkisches Museum“ 
in Berlin glänzend nachgewiesen hat. 
Gesuchte Diplomingenieure für Wasserbau in 
Tientsin. Der „Internationale Ausschuß für die Er 
haltung und Verbesserung der Schiffbarkeit des Peiho“ 
in Tientsin beabsichtigt einen neuen Flußdurchstich und 
umfangreiche Baggerungen zur Vertiefung der sogenannten 
Takubarre vor der Peihomündung mit einem Kosten- 
aufwande von 870000 Taels (etwa 5 Millionen Mark) 
in Angriff zu nehmen. Hierfür sollen außer dem bereits 
dort tätigen leitenden Oberingenieur und dem ihm 
unterstellten, mit der Leitung der Werkstätten be 
trauten Ingenieur noch zwei weitere Diplomingenieure 
für Wasserbau angestellt werden, einer zum 1. Juli d. J., 
der zweite zum 1. März 1910. Die Bewerber dürfen 
höchstens 30 Jahre alt und müssen des Englischen 
mächtig sein. Die Anstellung erfolgt zunächst probe 
weise auf 1 J / 2 Jahre gegen ein Monatsgehalt von 
400 Shilling (400 M.) und einen Betrag von 70 Pfund 
(1400 M.) für die Ausreise. (Die Streckeningenieure 
bei der Kaiserlich chinesischen Tientsin-Pukower Eisen 
bahn beziehen monatlich 350 M.) Wird nach D/ 2 Jahren 
kein neuer Vertrag geschlossen, so wird freie Rückreise 
nach Deutschland gewährt. Gründliche Erfahrung und 
längere Tätigkeit in der Leitung und Beaufsichtigung 
von Wasserbauten der bezeichneten Art sind Voraus 
setzung. Bewerbungsschreiben mit beglaubigten Zeugnis 
abschriften und Lebenslauf können auf dem Postwege 
„über Sibirien“ an das Kaiserlich deutsche Konsulat 
in Tientsin gerichtet werden. 
Aus der Schweiz. Der größte steinerne Via 
dukt, den die Ingenieurkunst bisher ausgeführt, wird 
Anfang Mai zusammen mit der Strecke Filisur—Davos 
der Italischen Eisenbahnen demVerkehr übergeben werden. 
Das riesige Bauwerk überspannt hei dem Dorfe Wiesen 
am Landwasserflusse das Brückental mit einem Mittel 
bogen von 55 m Spannweite und 90 m Höhe, der von 
je drei andern Bogen von 20 m Spannweite flankiert wird. 
Banteclmisclie Rundschau 
In der Eternitschieferfabrik. Den Mitgliedern 
des Dachdeckerbundes Hamburg bot sich kürzlich Ge 
legenheit, die Fabrikation des vielgerühmten und viel 
umstrittenen Asbestzementschiefers „Eternit“ kennen zu 
lernen. Wer etwa der Meinung war, daß die Herstellung 
des Eternitschiefers derjenigen der Zementziegel ähnele, 
sah sich bald eines Besseren belehrt. Nicht einfache 
Pressen mit Hand- oder Motorbetrieb dienen der Fa 
brikation — eine ganze Reihe mächtiger, komplizierter 
Maschinen ist für die sorgfältige Verarbeitung der Roh 
materialien und für die gebrauchsfertige Herrichtung des 
Schiefers erforderlich. Man überzeugte sich, daß der 
Eternitschiefer nur aus Asbest und Portlandzement be 
steht, also zwei mineralischen Bestandteilen, deren Wetter 
beständigkeit als alte Erfahrungstatsache über jedem 
Zweifel steht. Bewunderung erweckte die hydraulische 
Pressung, deren enormer Druck die seltene Festigkeit 
sowie die Wasserundurchlässigkeit des Eternit gewähr 
leistet. In den ausgedehnten Lagerhallen, wo die Eternit 
platten, nachdem sie die Presse verlassen haben, ver 
schiedenen Ablagerungs- und Lüftungsprozessen zwecks 
weiterer Abhindung und Trocknung unterworfen sind, 
wurden von den einzelnen Mitgliedern des Bundes beliebige 
Platten aus den 3—4 m hohen Stapeln herausgenommen 
und allerlei Bruch- und Biegversuchen unterzogen. Die 
Ergebnisse dieser Versuche waren verblüffend. Die Platten 
konnten beispielsweise auf den Boden geschleudert und 
betreten werden, ohne zu zerbrechen. Zum Schluß wurde 
das Formen der Normalplatten zu Schuppen, Schablonen, 
Kehlsteinen, Biberschwänzen u. s. w. sowie die maschi 
nelle Verlochung in Augenschein genommen. Der Be 
such verlief iu jeder Beziehung anregend und lehrreich. 
Personalien 
Württemberg. Ernannt: die Regierungsbaumeister Daiber 
und Rettich bei dem Hochbautechnischen Bureau der Domänen- 
direktion und Sobneiderhan in Tübingen zu etatsmäßigen Re 
gierungsbaumeistern im Fiuanzdepartement. Uebertragen: die 
bei der Gebäudebrandversicherungsanstalt erledigte Inspektorstelle 
dem Landesfeuerlösohinspektor Gmelin unter Belassung von Titel 
und Rang eines Bauinspektors. 
Bücher 
Veranschlagen von Hochbauten nebst Preisbestimmungen 
und Kostenberechnung eines Beispieles. Von Architekt Fritz 
Sohrader, Lehrer an der Bauschule in Zwickau i. S. (Bibliothek der 
gesamten Technik, 87. Band.) Mit sieben Abbildungen und einer 
Tafel. Broschiert 3,60 M., in Ganzleinen gebunden 4 M. (Dr. Max 
Jänecke, Verlagsbuchhandlung, Hannover 1908.) Das vorliegende 
Buch gibt nicht nur dem Fachmann, sondern auch dem Laien einen 
Einblick in die Berechnung von Bauten wie den dazu nötigen Ver 
trägen und Bestimmungen. Das speziell behandelte System, welches 
laut Verfügung des Ministeriums für öffentliche Arbeiten erlassen 
und auch vom Deutschen Architekten- und Ingenieur-Verein völlig 
anerkannt wurde, wird dazu beitragen, das Vertrauen zwischen 
Bauherrn und Bauunternehmer wieder herzustellen. Besonders ist 
dem Unternehmer durch das Schema der Vor-, Massen- und Mate 
rialienberechnung das Mittel zur Hand gegeben worden, den Bau 
herrn von der richtigen Massenaufreohnung überzeugen zu können. 
Briefkasten 
Anfrage. Der Gärraum einer Essigfabrik (Neubau) soll 
verputzt werden. Da der Verputz mit Mörtel durch die Säuren 
wirkung angeblich stark leidet bzw. abfällt, so frage ich an, mit 
was dieser Raum am zweckmäßigsten verputzt wird. H. W. 
Anfrage. An einem Neubau habe ich die Beobachtung gemacht, 
daß an der Verblendung der Außenseiten kleine kreisrunde 
Plättchen, der Scheibespeis mit der daraufliegenden Farbe, mit 
Durchmessern von 0,5—1,5 ora abspringen. Der äußere Verputz 
war von der Bauleitung mit Kalkmörtel (Schwarzkalk) und etwas 
Zementzusatz vorgeschrieben. Das allein würde ich dem Schwarz 
kalk bzw. den Ausblühungen desselben zusohreiben, es zeigt sich 
aber dasselbe an einer Zimmerdecke, welche mit Gipsmörtel ver 
putzt ist. Es ist mir deshalb auffallend, daß sich dieser Umstand 
an zwei verpatzten Flächen zeigt, welche das eine Mal Gips und das 
andre Mal Sohwarzkalk und Zement als Bindemittel haben, und der 
Sand jedenfalls ohne Einfluß darauf ist. Ich wäre für Aeußerungen 
aus Kollegenkreisen dankbar. S.-d. 
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel. 
Architekt W. Klatte, beide ln Stuttgart. Druck ; DeutscheVerlags-Anstalt in Stuttgart.
	        
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