10
BAUZE1TÜNG
Nr. 2
Abb. 3 Einfamilienhaus Fassade
Arbeiten den Zwecken des Wettbewerbs möglichst zu
entsprechen.
Die Veröffentlichung soll aber kein Yorlagewerk dar
stellen, dessen Inhalt ohne weiteres kopiert werden kann, es
soll damit nur Anregung gegeben und vor allem weitesten
Kreisen klar und deutlich gezeigt werden, daß es in der
Tat möglich ist, auch mit bescheidenen Mitteln bequem
und praktisch und doch schön und dem heimatlichen
Charakter entsprechend zu bauen; Voraussetzung ist nur,
daß sich der Bauherr einem fähigen Architekten anver
traut, der Entwurf und Ausführung dem Auftraggeber
und der Oertlichkeit anzupassen versteht.
Bei der Beurteilung der Arbeiten ging das Preis
gericht von der Anschauung aus, daß vor allem die Ent
würfe bevorzugt werden sollen, die neben praktischer
Ausnutzung des verfügbaren Bauplatzes und wirtschaft
licher Grundrißlösung heimische Bauweisen berücksich
tigen. Besonders soll darauf gesehen werden, daß das
Dach in einer den klimatischen Verhältnissen des Landes
entsprechenden Weise auch über die Mauern der Giebel
vorspringe und durch möglichst einfache und billige Dach
verfallungen eine ruhige, der Umgebung sich gut ein
fügende Umrißlinie zeige. Auch Mansardenhäuser, die
in steifer, statt geschwungener Linienführung den im
Innern hochgeführten Mauern des Obergeschosses un
schön vorgekleht sind, fallen außer Betracht. Die Grund
risse müssen klar und übersichtlich, die Räume im Ver
hältnis zum überbauten Platz geräumig und derart verteilt
sein, daß sie ein heimeliges Wohnen erlauben. Auf die
geschickte Anordnung der Fenster und ihr Verhältnis
zur Mauerfläche ist besonders Gewicht zu legen. Als
die geringste zulässige Stärke von Erdgeschoßmauern aus
Bruchsteinen ist 50 cm anzunehmen; Ziegelaußenmauern
dürfen nicht unter 30 cm stark sein, damit im Innern
der Mauern eine Tsolierluftschicht von 6 cm ausgespart
werden kann. Die Anlage der Zugänge von Straße und
Garten, die Orientierung, die genügende Grundfläche der
vorgesehenen Lauben, die Einfachheit aller vorgeschlagenen
Fassade
Abb. 4 Einfamilienhaus Fassade
Konstruktionen und die Anlage des Hausgartens sind
einige weitere Gesichtspunkte, die unter anderm bei der
Beurteilung zu berücksichtigen waren.
Wir sind durch das Entgegenkommen des Schweize
rischen Heimatschutzverlags, Buch- und Kunstdruckerei
Benteli A.-G., Bümpliz, in den Stand gesetzt, eine Reihe
der vorgenannten Entwürfe*) zu veröffentlichen, die auch
für unsre Architekten von Interesse sein und namentlich
da, wo der Landschaftscharakter — wir haben hier in
erster Linie gebirgige und waldige Gegenden im Auge —
ein entscheidendes Wort mitspricht, Beachtung verdienen
dürften.
Wir lassen nun die einzelnen Entwürfe mit den Namen
der Wettbewerber, denen ein Preis oder eine Ehren
meldung zuteil wurde, sowie die Urteile des Preisgerichts
in den Hauptpunkten folgen.
Abb. 1—6. Verfasser stud. arch. A. Sträßle-Bern.
Zweigeschossiges Häuschen mit fünf Zimmern für Ober
ried, das richtig auf den Bauplatz gestellt und auch mit
dem Garten in gute Beziehungen gebracht ist. Die
Zimmereinteilung mit Treppenhaustürmchen ist gut. Das
Aeußere ist ansprechend in ortsüblichen Bauformen ge
halten. Das einfache Walmdach steht in guten Verhält
nissen zum Unterbau. Als Einheitspreis gelten 29 Fr., was
eine Bausumme von 20 000 Fr. ergibt. Die Erbauung
*) Die Entwürfe sind dem von der Schweizerischen Vereinigung
lür Heimatschutz herausgegebenen Werke entnommen, das von den
eingereichten Projekten die 30 prämiierten und mit Ehrenmeldungen
ausgezeichneten Entwürfe durch 290 Illustrationen, Grundrisse und
sechs Farbentafeln nebst erläuterndem Text und Kostenberechnung
der einzelnen Pläne veranschaulicht.' Die Publikation erscheint im
Heimatschutzverlag (Buch- und Kunstdruckerei Benteli A.-G.) in
Bümpliz bei Bern und ist in allen Buchhandlungen sowie beim
genannten Verlag zum Preise von 4 M. erhältlich.
Abb. 5
Einfamilienhaus
Einfamilienhaus Erdgeschoß