FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN ELr
SASS-LOTHRINGEN
VI. Jahrgang c$5qgggggö£%».
Stuttgart, 5. Juni 1909
Inhalt: lieber Abwasserreinigung. — Die Technische Hochschule in der württembergischen Kammer.
— Entwurf zu einem Krematorium. — Die Neue Bauordnung in der Ersten Kammer. — Yereins-
mitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher.
Alle Rechte Vorbehalten
lieber Abwasserreinigung
Von Baurat Neuffer
(Schluß aus Nummer 21.)
Je größer die Anlage ist, desto reichlicher muß für die
Ventilation gesorgt sein. Die einfachste Art ist, die Be
lüftung am Boden des Kontrollschachts einzuführen, damit
die frische Luft sofort von dem Beltiftungsraum unter dem
Füllkörper angesaugt werden kann (siehe Fig. 12 und 13).
Außerdem können etwa in mittlerer Höhe des Füll
körpers durchlochte Böhren horizontal
eingelegt werden (siehe Fig. 20 und 21).
Eine sehr wirksame Belüftung ist die
in Fig. 16 und 17 dargestellte; Die Luft
wird in vertikalen Röhren auf den Boden
des Füllkörpers und von da mittels einer
horizontalen Röhre mit offenen Stutzen
in die einzelnen Luftkanäle des Belüf
tungsraums geleitet.
Um im Winter bei sehr kalter Wit
terung eine allzu starke schädliche Ab
kühlung des Füllkörpers zu verhüten, in
dem sich infolge der Zersetzungsvorgänge
Wärme entwickelt, sind die Enden der
vertikalen Luftzuführungsröhren teilweise
oder ganz abzudecken; zu diesem Zweck
sind entsprechende Vorkehrungen vor
zusehen.
Die Entlüftung muß der Belüftung
entsprechend ebenso reichlich ausgehildet
sein; enge Röhren sind ganz, schief
liegende Böhrenfahrten aber nach Mög
lichkeit zu vermeiden; um den Zug zu
fördern, sind die Abluftröhren in die
Nähe eines wärmenden Kamins zu
bringen; ist dies nicht möglich oder bleibt
der Erfolg aus, so kann durch einen
elektrischen Ventilator, der am oberen
Ende der Röhre aufgestellt ist und
saugend wirkt, das Erforderliche nach
geholt werden.
Die nötige Luftbewegung kann auch
nach dem Patent Bäuml dadurch erzeugt
werden, daß ein Wasserstrahl aus der
Wasserleitung injektorartig in die Röhre
eingespritzt und dadurch die Luft mit
gerissen wird.
Nach der Ministerialverfügung vom
21. August 1908, in welcher die bei der
Herstellung und dem Betrieb biologischer
Abwasserreinigungsanlagen (Hauskläranlagen) zu beach
tenden Gesichtspunkte enthalten sind (vgl. Nr. 48 Jahr
gang V), sollen die Sammelgruben das 1 ’/jfache des
Tagesanfalls, wovon auf die vordere Grube die ein
fache Tagesmenge entfällt, fassen, während die Grund
fläche des Oxydationsraums bei l'/a m hoher Füllmasse
das 1,3 fache des Tagesanfalls betragen
soll.
Um bei größeren Anlagen den Betrieb
stets aufrechterhalten zu können,' em
pfiehlt es sich, die Oxydationsgrube in
zwei selbständige Hälften zu teilen (siehe
Fig. 16, 17, 19, 21, 22 und 24).
Auch die Abdeckung der Klär
anlage ist von Wichtigkeit.
Für die beiden Sammelgruben sind
die Oeffnungen so anzuordnen, daß die
Ein- und Ausläufe leicht zu übersehen
und zugänglich sind, sowie daß die Sink
stoffe, deren Entfernung von Zeit zu Zeit
nötig ist, bequem herausgeschafft werden
können.
Beim Oxydationsraum aber sind
die Oeffnungen so anzuordnen und so
geräumig anzulegen, daß das ganze Rinnen
verteilungssystem nicht nur überschaut
werden kann, sondern auch überall so
zugänglich ist, daß an allen einzelnen
Teilen von Hand nachgeholfen werden
kann. Ist der lichte Abstand zwischen
Rinnensystem und Abdeckung 1,5 m und
darüber, so läßt sich im Innern der Grube
auf einem Laufdiel der Verteilungs
apparat kontrollieren. Ist der Abstand
kleiner als 1,5 m, so muß von oben und
von der Seite her nachgeholfen werden
können, weshalb die beweglichen Teile
in der Abdeckung zu vermehren sind.
Schrumpft der lichte Abstand auf
50 cm und weniger zusammen, so ist die
ganze Abdeckung der von der Oxydations
grube eingenommenen Grundfläche ab
nehmbar einzurichten.
Neben den Sammel- (Faul-) Gruben
und der Oxydationsgruhe ist noch ein
besonderer Raum, der Kontrollschacht,