26. Jvmi 1909
BAÜZEITUNQ
203
Motto:
„Am
Boden see“
II. Preis
ziemlich nahe aneinander liegenden Risalite der
Nordseite beeinträchtigen einigermaßen die Ge
schlossenheit des Gesamteindruckes. Die Fern
wirkung ist außerordentlich günstig.
4. „Fernwirkung.“ Der Projekt Verfasser hat
durch eine zweckentsprechende Situierung des
Gebäudes große zusammenhängende Flächen für
Turn- und Spielzwecke geschaffen. Die isolierte
Lage der Dienerwohnung muß als ein Mangel
bezeichnet werden. Die einfache, klare und
kompendiöse Grundrißlösung ist sehr anerkennungs
wert, jedoch kann die Lage der Klassenzimmer
nicht als entsprechend befunden werden; die Ver
legung des Physiksaales in den zweiten Stock ist
programmwidrig, ist aber offenbar nur auf ein
Versehen des Verfassers zurückzuführen, da die
Möglichkeit der programmäßigen Unterbringung
dieses Raumes gegeben ist. Die Anordnung der
Aborte an der Seite gegen die Gallusstraße ist
nicht zweckmäßig. Die ebenso vornehme wie
charakteristische Gesamterscheinung des Gebäudes
verrät künstlerische Qualitäten des Verfassers;
allerdings ist die Detailcharakterisierung des
Festsaales gegen die Stadtseite nicht vollkommen
gelungen, und beeinträchtigt die Anordnung von
Abortfenstern an der Gallusstraße die Ruhe der Fassaden
wirkung.
Kongreß für Heizung und Lüftung
Der 7. Kongreß für Heizung und Lüftung tagte vom
10. bis 12. Juni in Frankfurt a. M. Zu Vorsitzenden
wurden gewählt; Geh. Regierungsrat Prof. Hartmann-
Berlin, Stadtrat Schaumann-Frankfurt, Baurat Novotny-
Wien, Geh.Marine-OberbauratHüllmann-Berlin. DieReihe
der Vorträge eröffnete Geh. Oberbaurat Uber-Berlin, der
über Ausschreibung und Vergebung von Zentral-
heizungs- und Lüftungsanlagen sprach. Der Redner er
örterte eingehend die Auswüchse des Submissionswesens
und gab dabei der Hoffnung Ausdruck, daß das Gesetz
über den unlauteren Wettbewerb solchem Treiben ein
Ende machen werde. In der Diskussion bemerkte Ge
heimrat Prof. Dr. Rietschel-Charlottenburg, daß im Publi
kum noch sehr viel Unkenntnis über das moderne Hei-
zungs- und Ltiftungswesen herrsche. Der Verband der
deutschen Zentralheizungsindustriellen möge eine Aus
kunftsstelle errichten, wo jeder, der eine Anlage
einrichten wolle, fachgemäß beraten werden
könne. Prof. Hartraann-Frankfurt betonte, daß
sich die Mängel des Submissionswesens auch bei
der Elektrotechnik bemerkbar machen. Fabri
kant Körting-Düsseldorf erklärte im Namen
des Vorstandes des Verbandes deutscher
Zentralheizungsindustrieller, daß dieser den
Vorschlag von Prof. Rietschel berücksichtigen
werde. Für das Submissionswesen würde der
Vorstand bestimmte Normen ausarbeiten.
Dann folgte ein Bericht von Direktor
Max Haller-Berlin über die jetzige Bewegung
auf dem Gebiete der Heizungs- und
Lüftungstechnik. Der Redner verbreitete
sich im einzelnen über Fern- und Dampf
heizung. Eine Äbartung der niederen Dampf
heizung sei die Vakuumheizung, sie eigne sich
aber nicht für Wärmeübertragung auf größere
Entfernungen. In Deutschland herrsche in
den Hotels die Dampfheizung vor, in großen
Mietshäusern werde jetzt die Warmwasser
heizung als Etagenheizung eingeführt; auch
die in Deutschland fast verschollene Luft
heizung sei auf dem Umwege nach Amerika Motto:
wieder aufgetaucht. Ueber Lüftungsanlagen
Ansicht von Nordosten
Architekten E. und K. Schleicher-Stuttgart
sei nicht viel Neues zu sagen. In den Schulen werde
leider fast immer von der mechanischen Lüftung Abstand
genommen. Da sollte Amerika vorbildlich sein. Der
Redner würdigte zum Schluß die Prüfungsanstalt in Char
lottenburg und zeigte in Lichtbildern deren Einrichtungen.
In der Besprechung wurden die Vorteile der verschiedenen
Heizungsarten erörtert.
Ingenieur Cramer-Hagen sprach über die Verwendung
von Ozon zur Luftreinigung. Die beste Lüftungsanlage
könne nicht die Luft in einem dichtbesetzten Raum frei
von schädlichen Keimen und Gerüchen erhalten. Ein zu
häufiger Luftwechsel sei auch nicht angängig. Auf dem
Gebiet der Wasserreinigung habe sich das Ozon eine
beachtenswerte Position geschaffen. Es sei zwar noch
nicht festgestellt, daß das Ozon eine Sterilisierung der
Raumluft bewirke, es besitze aber jedenfalls ein außer
ordentliches Oxydierungsvermögen. Der Redner erläuterte
zum Schluß einzelne Apparate.
Ueber die Lüftung von Sälen äußerte sich In
genieur Ernst Schiele-Hamburg und befürwortete in erster
Linie die üeberdrucklüftung. Der Redner empfahl fol-
Z weihellermarke“
Architekten 0. Salvisberg-Berlin und F. Krebs-Karlsruhe
III. Preis