Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

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BAUZEITUNG 
Nr. 26 
Gymnasium Bregenz. 
Motto; „Fernwirkung“ 
Architekt Willy Graf-Stuttgart 
III. Preis 
Der neue Karlsruher Haupthahnhof 
Zu derselben Zeit, wo man in Stuttgart mit den um 
fangreichen Arbeiten zu den Bahnhofserweiterungen und 
-neugestaltungen beschäftigt ist, werden in Karlsruhe 
die Bahnhofsanlagen einem Neubau unterzogen. Wie 
ausgedehnt diese werden, ersieht man aus einem Bericht 
in der „Bad. Pr.“, der einen Ueberblick über die Ge 
samtanlage, Führung der einzelnen Bahnlinien, Straßen, 
Unterführungen, Tunnels sowie über die bereits aus 
geführten Tiefbauarbeiten gibt. 
Was zunächst die Führung der einzelnen Eisenbahn 
linien betrifft, so wird die strategische Linie, die nie 
durchkreuzt werden darf, vom Hauptbahnhof in großem 
Bogen gegen Eintheim geführt und mündet dort in die 
alte Linie. Die Linie nach Durlach hat jetzt ein Gleis 
mehr als früher, da der Verkehr der Pforzheimer Linie 
dies bedingt. Die Ettlinger und Durmersheimer Linien 
mußten sich schon vor längerer Zeit eine andre Schienen 
führung gefallen lassen. Den vielleicht interessantesten 
Teil bilden die Linien nach Graben und Maxau. In 
großem Bogen ziehen dieselben vom Hauptbahnhof aus 
über Bulach Westbabnhof, Mühlhurg, noch an Welsch- 
und Teutschneureuth vorbei und münden etwa 4 km vor 
Eggenstein in die alte Linie ein. Die Abzweigung nach 
Maxau findet vorher bei Mühlburg statt. Es werden 
zurzeit schon die ziemlich hohen Dämme für diese Linien 
aufgeschüttet. Da der Bahnkörper beim West 
bahnhof nicht gehoben werden kann, findet beim 
„Kühlen Krug“ eine kostspielige Unterführung 
der Straße statt. In fast allen Fällen gehen 
die Straßen unter dem Bahnnetz hindurch. Die 
Kreuzungen auf gleicher Höhe sind sämtlich 
vermieden. 
Der neue Hauptbahnhof erhält fünf Bahn 
steige nebeneinander; drei weitere sind für 
spätere Vergrößerung vorgesehen. Die Personen 
bahnsteige sind getrennt von den Gepäckhahn 
steigen. Für später sind noch besondere Bahn 
steige für den Arbeiterlokalverkehr vorgesehen. 
Der Graben-Maxau-Bahnhof liegt am westlichen 
Ende des Aufnahmsgebäudes vollständig für 
sich. Die Linien sind Kopfgleise, während 
alle übrigen Gleise durchgehend sind. Die 
größte Tiefe der Fundamente im Lautersee 
beträgt 6 m bis zur Höhe der Schalterhalle. 
Von der Schalterhalle bis zu den Bahnsteigen 
ist die Höhendifferenz 3 m, dieselbe wird durch 
Treppen überwunden. Für den Transport des 
Gepäcks werden Aufzüge eingebaut. Die Fun 
damente des Aufnahmegebäudes sind ziemlich 
fertig. Man bekommt schon heute einen Begriff 
von der Größe der Schalterhalle. Der größte 
Teil der Stützmauern und Unterführungen hat 
schon seine vollständige Höhe bis Oberkante 
Bahnsteig erreicht. Dieselben machen mit 
ihrer monumentalen Quaderverkleidung einen 
großzügigen Eindruck. Die Treppen nach den 
Bahnsteigen mit den Untermauerungen mit 
Sparbogen versehen, sind schon längere Zeit 
fertig. 
Die Ableitung der Ettlinger Straße wird 
in nächster Zeit vor sich gehen. Der Tunnel 
wird 200 m lang und wird nach Fertigstellung 
einen mächtigen Eindruck machen, muß aller 
dings künstlich beleuchtet werden. In aller 
nächster Zeit wird die Albtalbahn verlegt. 
Dieselbe fährt im Bogen längs des Lauterbergs 
am Aufnahmegebäude vorüber, geht unter den 
neuen Bahnlinien hindurch und überkreuzt den 
Eangierbahnhof auf einer eisernen Brücke. Die 
Firma Grün & Bilfinger führt den Hauptteil 
der Arbeiten im Betrage von 5 Millionen Mark aus. Sie 
beschäftigt zurzeit 500—600 Arbeiter, davon sind etwa 
40°/o Italiener. 
Der Bahnhof soll bis zum Jahre 1913 dem Betrieb 
übergeben werden. Von den veranschlagten 36 Millionen 
entfallen 10 Millionen allein auf den Grunderwerb. 
Bauteclmisclie Rundschau 
Der Asche- undKehriclitschlucker. Der Kehricht 
eimer in der Küche ist wohl ein sehr notwendiges, aber 
auf alle Fälle auch ein sehr widerwärtiges, unhygieni 
sches Stück Möbel, und ein brauchbarer Vorschlag, 
dieses entbehrlich zu machen, darf daher Anspruch auf 
weitgehendes Interesse erheben. Mit einem solchen Vor 
schlag ist die Firma Otto Poppe, Kirchberg in 
Sachsen, auf den Plan getreten; sie hat sich eine Er 
findung patentieren lassen, die davon ausgeht, die Küchen 
abfälle, Asche, kurz den Kehricht auf dieselbe Weise 
nach unten zu befördern, wie es mit dem Abwasser ge 
schieht, daher auch der Name „Asche- und Kehricht 
schlucker“. Dieser besteht aus einem Behälter von 
450 mm Länge und 300 mm Breite und 310 mm Höhe 
mit an einem Scharnier aufklappbarem, mit Verschluß 
versehenem Deckel, beides aus starkem Eisenblech gegen 
Eost geschützt (siehe Fig. 1). Dieser Kasten ist auf 
einen innen emaillierten gußeisernen Trichter befestigt,
	        
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