Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

24. Juli 1909 
BAUZBITUNG 
239 
Arbeiten ausgeschriebenen internationalen Wettbewerbes 
für erdbebensichere Häuser bat nach Prüfung der ein 
gereichten 214 Projekte (darunter 50 ausländische) von 
der Erteilung des I. Preises von 3000 Lire Abstand ge 
nommen, da kein Entwurf als den Bedingungen des Pro 
gramms und den örtlichen Anforderungen und Verhält 
nissen vollkommen entsprechend angesehen wurde. Da 
gegen sind die nachstehenden Preise zuerkannt worden: 
II. Preis von 2000 Lire dem Projekte des Ingenieurs 
A. Danusso-Turin, III. Preis von 1000 Lire dem Projekte 
der Ingenieure V. Gianfranceschi und G. Revere-Mailand. 
Die von dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ge 
stifteten Medaillen wurden den Projekten des Ingenieurs 
E. v. Emperger-Wien, des Ingenieurs Alessandro Susiuno 
und des Architekten Enrico Bacchetti-Rom sowie des 
Ingenieurs Edmond Ouignet-Paris zuerkannt. Das von 
dem deutschen Vertreter Dr.-Ing. P. v. Emperger ein 
gereichte Projekt, in dem Aufsatze „Erdbebensichere 
Bauten“ in der Zeitschrift „Beton und Eisen“ (Verlag 
von Wilhelm Ernst & Sohn-Berlin) ausführlich behandelt, 
ist von der Jury als drittbestes erklärt worden und soll 
ebenfalls in der von Erdbeben heimgesuchten Gegend zur 
Ausführung kommen. 
Kleine Mitteilungen 
Württ. Knnstverein Stuttgart. Neu ausgestellt: 
Die Tierbändigerin von W. Gailhof; Frühlingsabend am 
Gardasee (Monte Baldo) von H. Drück; eine Kollektion 
Landschaften von C. Meyer-Basel; desgleichen von Hans 
Licht; Hof der ehemaligen Thurn und Taxisschen Reichs 
post in Nürnberg von V. Valentini; Altes Nest, Die 
braune Stunde, Märchen, Im Mondschein von Alf. Schneider; 
Trüber Morgen, Januarsonne, Fuchs mit Wagen, Schnee 
landschaft von Hugo Naumann; Porträt, Wilderer, Der 
Greifensee bei Föhn von A. Prounen; Tauwetter am 
Waldbach, Allerseelen auf den Höhen der Eifei von 
F. Steiniger; Monrepos, Blühende Bäume, Zeichnungen 
von Eug. Nanz; Radierungen von F. Steiniger; Zwei 
Bronzen von E. A. Mayer-Cannstatt u. s. w. 
K. Baugewerkschule Stuttgart. Die illustrierte 
Wochenschrift „D i e W o c h e “, herausgegeben von August 
Scherl, G. m. b. H., hat im Herbst 1906 ein Preisaus 
schreiben erlassen, worin die Architekten Deutschlands 
aufgefordet wurden, Entwürfe von geschmackvollen, ge 
mütlichen und doch nicht zu teuren Eigenhäusern ein 
zureichen, in denen der besser gestellte Mittelstand die 
Sommer- und Ferienzeit verleben kann. Das Preisgericht 
setzte sich zusammen aus den Herren Theodor Fischer, 
Muthesius, Riemerschmid und Schultze-Naumburg. Die 
besten Entwürfe wurden in zwei Sonderheften der 
„Woche“, betitelt „Sommer- und Ferienhäuser aus 
dem Wettbewerb der Woche“ veröffentlicht, die 
mit großem Beifall aufgenommen wurden und großen 
Absatz fanden. Eine Anzahl Entwürfe aus diesen Sonder 
heften mit Gartenanlagen wurde später auf Veranlassung 
der Firma August Scherl als farbige Modelle im Maß 
stab 1; 25 ausgeführt und nebst den dazugehörigen 
Zeichnungen zu einer Ausstellung vereinigt, die im 
vorigen Jahre auch hier in Stuttgart im Landesgewerbe 
museum zu sehen war und sich eines starken Besuches zu 
erfreuen hatte. Nachdem die Originalmodelle als Wander 
ausstellung in zahlreichen Großstädten Deutschlands ge 
zeigt worden sind, hat die Firma August Scherl dieselben 
nunmehr einer Anzahl deutscher Baugewerkschulen 
zu Lehrzwecken zur Verfügung gestellt. Besonders 
reichlich wurde dabei auf Verwendung des Direktors 
Schmohl die Stuttgart er Bau gewerkschule bedacht, 
in deren Besitz in den letzten Tagen zwölf dieser wert 
vollen Modelle tibergegangen sind, die bei dem Unter 
richt im Entwerfen ausgezeichnete Dienste leisten werden. 
Stuttgart. Durch den auf dem Platz der alten 
Legionskaserne an der Ecke der Königs- und Marien 
straße erstellten Wilhelmsbau hat die erstere einen 
eindrucksvollen Abschluß gefunden. Der mächtige Bau 
wurde am 15. d. M. in Anwesenheit des Aufsichtsrats 
und geladener Gäste, darunter Vertreter der Presse, ein 
geweiht. Wie das Aeußere sich ungemein stattlich und 
doch einfach präsentiert, so trägt die Ausstattung des 
Innern den Stempel des Vornehm-Gediegenen. Weite 
Räume mit unbehinderten Sitzgelegenheiten stehen den 
Gästen zur Verfügung; unten ist die Restauration, im 
ersten Stock das Cafe. Der Bau ist das Werk der Bau 
räte Heim & Früh; er darf als das größte und geschmack 
vollste Etablissement dieser Art in Süddeutschland — die 
Kosten betragen über 3 Millionen — angesehen werden. 
Der Dank, den der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Fabri 
kant Robert Bosch, in seiner Begrüßungsansprache den 
ausführendea Architekten für ihre Leistung aussprach, 
war ein verdienter. Wir werden auf das bedeutende 
Bauwerk in eingehender textlicher und bildlicher Dar 
stellung zurückkommen. 
Ein Zeppelinbund hat sich in Stuttgart unter der 
Autorisation des Grafen Ferdinand v. Zeppelin gebildet. 
Der neue Bund bezweckt Errichtung eines Zeppelin 
museums, Förderung des Luftschiffwesens und Erforschung 
des Luftmeeres, insbesondere zunächst Förderung des 
großen deutschnationalen Zeppelin-Hergesellschen Nord 
polunternehmens, Herausgabe eines Zeppelin-Jahrbuches, 
in dem über die jährlichen Fortschritte auf dem Gesamt 
gebiete des Luftschiffwesens von hervorragenden Autori 
täten berichtet werden soll; als besondere Hauptaufgabe: 
tatkräftiges Eingreifen zur Förderung der Volksbildung, 
namentlich zur populären Erschließung der Naturwissen 
schaft, Nutzbarmachung der Naturkräfte, zur eingehenden 
Kenntnis der engeren Heimat wie des ganzen Vaterlan 
des und seiner Stammeseigenart, zur geistigen Hebung 
des Wan der ns und Reisens, der Heimat und Volkskunde. 
Crailsheim. In jüngster Zeit hat sich eine nam 
hafte Zahl Männer und Frauen aus allen Berufskreisen 
zusammengeschlossen, um einem dringenden Bedürfnis 
entsprechend die Mittel zur Erbauung eines Fest- und 
Gesellschaftssaales zu beschaffen. Eine vor kurzem 
aufgelegte Zeichnung ergab bis jetzt die Summe von 
22050 M. Dem Unternehmen, das den Charakter der 
Gemeinnützigkeit trägt, ist guter Erfolg zu wünschen. 
Auskunft wird von dem Saalbauausschuß gern erteilt. 
lieber ländliche Heimstätten in Deutschland. 
Im letzten Heft des „Städtebau“ zieht Beruh. Wehl in 
Berlin eine interessante Parallele zwischen den „Garten 
städten“ in England und den gleichgearteten Bestrebungen 
in Deutschland bzw. auf dem Kontinent. Auf seine 
frühere Arbeit „Die Gartenstädte in Theorie und Praxis“ 
hinweisend, hebt Wehl hervor, daß die Verschiedenheit 
der Grundbesitzverhältnisse bzw. der Preise einerseits 
für Erbpacht, anderseits für Erwerbung des Baugrundes 
die Anlage solcher Gartenstädte zum Beispiel bei Berlin 
nur in weiter Ferne von der Stadt möglich mache. Ferner 
seien die Lebensgewohnheiten und Ansprüche der Be 
völkerungskreise, für die solche Gartenstädte bestimmt 
sind, in England weitaus bescheidener bzw. geringer und 
anderseits die baupolizeilichen Vorschriften lange nicht 
so streng wie bei uns, was dort die Anlage solcher 
Quartiere mit erheblich geringeren Kosten ermögliche. 
Von den gemeinnützigen Baugenossenschaften zum Bei 
spiel, deren es in der Umgebung Berlins eine ganze Reihe 
gibt, seien, soweit sie landhausmäßigen Klein Wohnungs 
bau betreiben, wenig erfreuliche Erfahrungen zu be 
richten. Nur wenn der gemeinnützige Verein selbst zum 
Unternehmer wird und größere Häuser baut, pflegt 
er einigermaßen vorwärtszukommen, hauptsächlich aber 
nur wegen der billigen Hypotheken aus staatlichen Mitteln. 
Die deutsche Betoniudustrie weiß sich auch im 
Ausland ein ergiebiges Absatzgebiet zu sichern. Als ein
	        
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