24. Juli 1909
BAUZBITUNG
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Arbeiten ausgeschriebenen internationalen Wettbewerbes
für erdbebensichere Häuser bat nach Prüfung der ein
gereichten 214 Projekte (darunter 50 ausländische) von
der Erteilung des I. Preises von 3000 Lire Abstand ge
nommen, da kein Entwurf als den Bedingungen des Pro
gramms und den örtlichen Anforderungen und Verhält
nissen vollkommen entsprechend angesehen wurde. Da
gegen sind die nachstehenden Preise zuerkannt worden:
II. Preis von 2000 Lire dem Projekte des Ingenieurs
A. Danusso-Turin, III. Preis von 1000 Lire dem Projekte
der Ingenieure V. Gianfranceschi und G. Revere-Mailand.
Die von dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ge
stifteten Medaillen wurden den Projekten des Ingenieurs
E. v. Emperger-Wien, des Ingenieurs Alessandro Susiuno
und des Architekten Enrico Bacchetti-Rom sowie des
Ingenieurs Edmond Ouignet-Paris zuerkannt. Das von
dem deutschen Vertreter Dr.-Ing. P. v. Emperger ein
gereichte Projekt, in dem Aufsatze „Erdbebensichere
Bauten“ in der Zeitschrift „Beton und Eisen“ (Verlag
von Wilhelm Ernst & Sohn-Berlin) ausführlich behandelt,
ist von der Jury als drittbestes erklärt worden und soll
ebenfalls in der von Erdbeben heimgesuchten Gegend zur
Ausführung kommen.
Kleine Mitteilungen
Württ. Knnstverein Stuttgart. Neu ausgestellt:
Die Tierbändigerin von W. Gailhof; Frühlingsabend am
Gardasee (Monte Baldo) von H. Drück; eine Kollektion
Landschaften von C. Meyer-Basel; desgleichen von Hans
Licht; Hof der ehemaligen Thurn und Taxisschen Reichs
post in Nürnberg von V. Valentini; Altes Nest, Die
braune Stunde, Märchen, Im Mondschein von Alf. Schneider;
Trüber Morgen, Januarsonne, Fuchs mit Wagen, Schnee
landschaft von Hugo Naumann; Porträt, Wilderer, Der
Greifensee bei Föhn von A. Prounen; Tauwetter am
Waldbach, Allerseelen auf den Höhen der Eifei von
F. Steiniger; Monrepos, Blühende Bäume, Zeichnungen
von Eug. Nanz; Radierungen von F. Steiniger; Zwei
Bronzen von E. A. Mayer-Cannstatt u. s. w.
K. Baugewerkschule Stuttgart. Die illustrierte
Wochenschrift „D i e W o c h e “, herausgegeben von August
Scherl, G. m. b. H., hat im Herbst 1906 ein Preisaus
schreiben erlassen, worin die Architekten Deutschlands
aufgefordet wurden, Entwürfe von geschmackvollen, ge
mütlichen und doch nicht zu teuren Eigenhäusern ein
zureichen, in denen der besser gestellte Mittelstand die
Sommer- und Ferienzeit verleben kann. Das Preisgericht
setzte sich zusammen aus den Herren Theodor Fischer,
Muthesius, Riemerschmid und Schultze-Naumburg. Die
besten Entwürfe wurden in zwei Sonderheften der
„Woche“, betitelt „Sommer- und Ferienhäuser aus
dem Wettbewerb der Woche“ veröffentlicht, die
mit großem Beifall aufgenommen wurden und großen
Absatz fanden. Eine Anzahl Entwürfe aus diesen Sonder
heften mit Gartenanlagen wurde später auf Veranlassung
der Firma August Scherl als farbige Modelle im Maß
stab 1; 25 ausgeführt und nebst den dazugehörigen
Zeichnungen zu einer Ausstellung vereinigt, die im
vorigen Jahre auch hier in Stuttgart im Landesgewerbe
museum zu sehen war und sich eines starken Besuches zu
erfreuen hatte. Nachdem die Originalmodelle als Wander
ausstellung in zahlreichen Großstädten Deutschlands ge
zeigt worden sind, hat die Firma August Scherl dieselben
nunmehr einer Anzahl deutscher Baugewerkschulen
zu Lehrzwecken zur Verfügung gestellt. Besonders
reichlich wurde dabei auf Verwendung des Direktors
Schmohl die Stuttgart er Bau gewerkschule bedacht,
in deren Besitz in den letzten Tagen zwölf dieser wert
vollen Modelle tibergegangen sind, die bei dem Unter
richt im Entwerfen ausgezeichnete Dienste leisten werden.
Stuttgart. Durch den auf dem Platz der alten
Legionskaserne an der Ecke der Königs- und Marien
straße erstellten Wilhelmsbau hat die erstere einen
eindrucksvollen Abschluß gefunden. Der mächtige Bau
wurde am 15. d. M. in Anwesenheit des Aufsichtsrats
und geladener Gäste, darunter Vertreter der Presse, ein
geweiht. Wie das Aeußere sich ungemein stattlich und
doch einfach präsentiert, so trägt die Ausstattung des
Innern den Stempel des Vornehm-Gediegenen. Weite
Räume mit unbehinderten Sitzgelegenheiten stehen den
Gästen zur Verfügung; unten ist die Restauration, im
ersten Stock das Cafe. Der Bau ist das Werk der Bau
räte Heim & Früh; er darf als das größte und geschmack
vollste Etablissement dieser Art in Süddeutschland — die
Kosten betragen über 3 Millionen — angesehen werden.
Der Dank, den der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Fabri
kant Robert Bosch, in seiner Begrüßungsansprache den
ausführendea Architekten für ihre Leistung aussprach,
war ein verdienter. Wir werden auf das bedeutende
Bauwerk in eingehender textlicher und bildlicher Dar
stellung zurückkommen.
Ein Zeppelinbund hat sich in Stuttgart unter der
Autorisation des Grafen Ferdinand v. Zeppelin gebildet.
Der neue Bund bezweckt Errichtung eines Zeppelin
museums, Förderung des Luftschiffwesens und Erforschung
des Luftmeeres, insbesondere zunächst Förderung des
großen deutschnationalen Zeppelin-Hergesellschen Nord
polunternehmens, Herausgabe eines Zeppelin-Jahrbuches,
in dem über die jährlichen Fortschritte auf dem Gesamt
gebiete des Luftschiffwesens von hervorragenden Autori
täten berichtet werden soll; als besondere Hauptaufgabe:
tatkräftiges Eingreifen zur Förderung der Volksbildung,
namentlich zur populären Erschließung der Naturwissen
schaft, Nutzbarmachung der Naturkräfte, zur eingehenden
Kenntnis der engeren Heimat wie des ganzen Vaterlan
des und seiner Stammeseigenart, zur geistigen Hebung
des Wan der ns und Reisens, der Heimat und Volkskunde.
Crailsheim. In jüngster Zeit hat sich eine nam
hafte Zahl Männer und Frauen aus allen Berufskreisen
zusammengeschlossen, um einem dringenden Bedürfnis
entsprechend die Mittel zur Erbauung eines Fest- und
Gesellschaftssaales zu beschaffen. Eine vor kurzem
aufgelegte Zeichnung ergab bis jetzt die Summe von
22050 M. Dem Unternehmen, das den Charakter der
Gemeinnützigkeit trägt, ist guter Erfolg zu wünschen.
Auskunft wird von dem Saalbauausschuß gern erteilt.
lieber ländliche Heimstätten in Deutschland.
Im letzten Heft des „Städtebau“ zieht Beruh. Wehl in
Berlin eine interessante Parallele zwischen den „Garten
städten“ in England und den gleichgearteten Bestrebungen
in Deutschland bzw. auf dem Kontinent. Auf seine
frühere Arbeit „Die Gartenstädte in Theorie und Praxis“
hinweisend, hebt Wehl hervor, daß die Verschiedenheit
der Grundbesitzverhältnisse bzw. der Preise einerseits
für Erbpacht, anderseits für Erwerbung des Baugrundes
die Anlage solcher Gartenstädte zum Beispiel bei Berlin
nur in weiter Ferne von der Stadt möglich mache. Ferner
seien die Lebensgewohnheiten und Ansprüche der Be
völkerungskreise, für die solche Gartenstädte bestimmt
sind, in England weitaus bescheidener bzw. geringer und
anderseits die baupolizeilichen Vorschriften lange nicht
so streng wie bei uns, was dort die Anlage solcher
Quartiere mit erheblich geringeren Kosten ermögliche.
Von den gemeinnützigen Baugenossenschaften zum Bei
spiel, deren es in der Umgebung Berlins eine ganze Reihe
gibt, seien, soweit sie landhausmäßigen Klein Wohnungs
bau betreiben, wenig erfreuliche Erfahrungen zu be
richten. Nur wenn der gemeinnützige Verein selbst zum
Unternehmer wird und größere Häuser baut, pflegt
er einigermaßen vorwärtszukommen, hauptsächlich aber
nur wegen der billigen Hypotheken aus staatlichen Mitteln.
Die deutsche Betoniudustrie weiß sich auch im
Ausland ein ergiebiges Absatzgebiet zu sichern. Als ein