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BAÜZEITUNG
Nr. 31
Friedrichshafen. Am 24. Juli wurde in Gegenwart
des Grafen Zeppelin und der bürgerlichen Kollegien auf
dem Marktplatze derneueZeppelinbruunen eingeweibt.
Der Brunnen, der der Stadt von einem hiesigen Bürger
zum Geschenk gemacht wurde, ist von dem Bildhauer
Diamant-München aus französischem Kalkstein modelliert
und trägt auf der Mittelsäule eine Weltkugel, auf der
ein den Genius verkörpernder Knabe, der das Luftschiff
in Händen hält, schreitet.
Unterrichtskurs über Eisenbetonbau für Ober-
amtsbaumeister und Gemeindetechniker. Laut Be
kanntmachung des K. Ministeriums des Innern wird in
der zweiten Hälfte des September ein weiterer Unterrichts
kurs veranstaltet. Als ünterrichtsgeld sind von jedem
Teilnehmer 10 M. zu entrichten. Zulassungsgesuche sind
mit Nationalliste belegt und mit einer Aeußerung darüber,
wie es mit der Kostentragung gehalten werden will, bis
spätestens 30. August d. J. durch Vermittlung der Ober
ämter bei der Ministerialabteilung für das Hochbauwesen
eiuzureicben.
Karlsruhe. Die Vereinigung technischer Vereine
Karlsruhe begrüßt, wie sie in einer öffentlichen Erklärung
zu erkennen gibt, die Aufstellung eines Technikers
als Kandidaten für den Landtag im Westkreis
der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe auf das freudigste
in der von ihr stets vertretenen Ansicht, daß der tech
nische Einfluß in den staatlichen und städtischen Körper
schaften Badens seither ungenügend gewesen ist. Die
Vereinigung wird daher nach Kräften für die Wahl des
Baurats und Professors Neumeister eintreten.
Personalien
Württemberg. Verlieben: dem technischen Eisenbahn
sekretär Barei ß in Ludwigsburg die Verdienstmedaille des Fried
richsordens anläßlich des Ausscheidens aus dem Dienst.
Diplomprüfung. Auf Grund bestandener Diplomhauptprüfung
an der K. Technischen Hochschule Stuttgart hat den Grad eines
Diplom - Ingenieurs erlangt der Bauingenieur Karl Häcker-
Stuttgart.
Bücher
Reichsgesetz über die Sicherung der Bauforderungen.
Erläutert von Rechtsanwalt Dr. Hans Simon. Gebunden 3 M.
(Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt.) Am 21. Juni d. J. ist das
Reichsgesetz über die Sicherung der Bauforderungen in Kraft ge
treten. Bei der großen praktischen Bedeutung dieses Gesetzes ist
es freudig zu begrüßen, daß in der bei der Deutschen Verlags-
Anstalt, Stuttgart, erschienenen, von Dr. Hans Simon besorgten
Ausgabe dieses Gesetzes ein auch wirklich für die Praxis gedachtes
und verwendbares Buch vorliegt, in hervorragendem Maße geeignet,
Juristen wie Bauhandwerker und Baugewerbetreibende mit dem
neuen Gesetz vertraut zu machen. Es ist dies, soweit uns bekannt,
der erste wirkliche Kommentar zu dem Gesetz, und er unterscheidet
sich von andern, besonders von sogenannten Textausgaben, dadurch,
daß bei jedem einzelnen Paragraphen der Zusammenhang mit den
übrigen in Betracht kommenden Rechtsvorschriften, in erster Linie
mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch, dann der Reichsgrundbuch
ordnung, dem Zwangsversteigerungsgesetz u. s. w., nachgewiesen
wird. Diese Vorschriften werden nicht wie in den sonst üblichen
Verweisungen nur angedeutet, sondern ausführlich wiedergegeben,
unter Darlegung von Zweck und Bedeutung der einzelnen Para
graphen. Auch die Vorschriften des Baupolizeirechts, deren Kennt
nis für das Verständnis des Gesetzes kaum entbehrt werden kann,
und die Entscheidungen des Reichsgerichts, die für die Anwendung
des neuen Gesetzes indirekt in Betracht kommen, sind an den ge
eigneten Stellen betgezogen. Der Verfasser der Erläuterungen,
Rechtsanwalt Dr. Hans Simon in Berlin, erscheint zu einer der
artigen, die Anforderungen der Praxis erfüllenden Arbeit wohl
berufen , ist er doch unter anderen seit Jahren Rechtsberater der
Innung „Bund der Bau-, Maurer- und Zimmermeister zu Berlin“
und Mitarbeiter des „Zentralblatts für asd deutsche Baugewerbe“.
Handbuch der Ingenieurwissenschaften. Das im Verlag von
W. Engelmann in Leipzig soeben erschienene Werk enthält in seinem
dritten Teil, Wasserbau, in der vierten, vermehrten Auflage im
7. Band den von Oberregiernngsrat Dr. Spöttle, kulturtechnischem
Referenten im K.Bayrischen Staatsministerium, bearbeiteten land
wirtschaftlichen Wasserbau. Das in zwei Abteilungen ge
gliederte Werk behandelt in der ersten Abteilung „die geregelte
Wasserwirtschaft als Grundlage der landwirtschaftlichen Boden
benutzung“, in der zweiten „die Kultivierung des Oedlands (Urbar
machung“). Nach einleitenden Bemerkungen werden in Abschnitt II
der ersten Abteilung auf etwa 350 Seiten die Mittel zur Be
einflussung des Wasserkreislaufs eingehend besprochen. Als solche
dienen die Wasserverteilungsanlagen, die Verbesserungen an Bächen
und Flüssen und die Ent- und Bewässerung der Kulturländereien.
Diese beiden letzten Kapitel sind besonders umfangreich und er
schöpfend gehalten. Es werden hierbei besprochen bei der Ent
wässerung die Beschaffung und Erhaltung der natürlichen und die
Beschaffung der künstlichen Vorflut und die Einzelentwässerung
in ihren verschiedenen Formen, bei der Bewässerung die Verwen
dung von reinem und auf natürliche Weise verunreinigtem Wasser
und die Verwendung von städtischen und industriellen Abwassern.
Der Abschnitt III der ersten Abteilung verbreitet sich über die
schädigenden Nebenwirkungen der großen modernen Tief bauten,
wie Flußkorrektionen, Schiffahrtskanäle, Wasserversorgungen und
Rieselfelder, auf die Bodenkultur. In der zweiten Abteilung
wird in drei Abschnitten die Kultur der Moorböden, die Kultur der
großen Heide- und Sandflächen des Binnenlandes und die Kultur
der Sanddünen längs der Meeresküsten auf etwa 100 Seiten ab
gehandelt, wobei zur Besprechung kommen das Wesen, Vorkommen
und die Entstehung der Moore und deren landwirtschaftliche Nutz
barmachung, die Boden- und Vegetationsverhältnisse der Heiden
und deren zweckmäßigere Benutzung und die Kultur des Flug
sandes, endlich das Wesen, die Verbreitung, das Wachsen und Ver
gehen der Dünen und der Dünenbau. Die Benutzung des Werkes
ist durch 471 Abbildungen im Text und in besonderen Tafeln erleichtert.
In zahlreichen Fußnoten und in besonderen Verzeichnissen sind mit
großem Fleiß und Sorgfalt erschöpfende Hinweise auf die einschlägigen
Einzelabhandlungen kulturtechnisoher Art gegeben. Es ist zwar
bis jetzt eine große Zahl solcher Einzelabhandlungen über Kultur
technik und kulturtechnische Ausführungen veröffentlicht worden,
dagegen ist die Zahl der Werke, die das ganze Gebiet der Kultur
technik nach ihrem neuesten Stand umfassen, bekanntlich nicht
groß. Einzelne dieser Werke sind veraltet, oder sie sind dem wissen
schaftlich gebildeten Ingenieur nicht genügend, in andern neueren
Werken sind die deutschen Verhältnisse zu wenig berücksichtigt.
Um so mehr begrüßen wir das Buch als eine wesentliche Bereiche
rung der deutschen kulturteohnischen Literatur. Der in Theorie
und Praxis gleich bewanderte Verfasser hat gezeigt, daß er das
ganze Gebiet des kulturtechnischen Wissens und Könnens voll
ständig beherrscht. Daß er sich hierbei der mühevollen Aufgabe
unterzogen hat, die zahlreich vorhandenen Einzelabhandlungen zu
studieren, zu ordnen und zu verwerten, macht seine Arbeit beson
ders wertvoll, da man in müheloser Weise auf die Spezialfälle hin
gewiesen wird und zeitraubender Nachschlagearbeit enthoben ist.
Namentlich der mitten in der kulturtechnischen Praxis Stehende,
der weiß, wie schwer es ist, sich aus den sehr zersplitterten und
teilweise nur schwer zugänglichen kulturtechnischen Abhandlungen
Rat und Hilfe für die Behandlung praktischer Aufgaben zu holen
oder sich über eine Frage rasch zu unterrichten, wird dem Ver
fasser für seine zweckmäßig geordneten, sachlichen und reichhaltigen
Darlegungen, die auch das Neueste berücksichtgen, Dank wissen.
Ganz.
Briefkasten
St. H. A. Das Heben und Versetzen von Häusern übernimmt
das Baugeschäft von August Zimmermann-Raveusburg.
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel.
Architekt W. Klatte, beide in Stuttgart. Druck : DeutscheYerlags-Anstalt in Stuttgart.