14. August 1909
BAUZKITUNG
261
Rathaus für Gönningen
Preisgekrönter Entwurf 2
Architekten Klatte & Weiglc-Stuttgart
eingeführten Asbestschieferplatten in Betracht, die wie
gewöhnliche Schieferplatten verwendet werden, und die
eine durch Temperaturschwankungen nicht beeinflußte
Eindeckung ergeben sollen.
Nun haben nicht nur bei modernen Fabrik- und Ge
schäftshäusern, sondern auch bei zahlreichen öffentlichen
Gebäuden, Wohnhäusern u. s. w. die eisernen Dachkon
struktionen mehr und mehr Verbreitung gefunden, die
an sich weit gefährlicher als die hölzernen Dachbinder
sind. Denn während die hölzernen Balken, Stützen,
Streben, Sparren u. s. w. noch lange Zeit unverändert
ihre Last tragen, wenn sie bis auf den Kern verkohlt
sind, verbiegen sich die zum Teil recht schwachen Stäbe
der eisernen Konstruktion in der Glut, so daß die auf
ihnen ruhenden Steine, Platten u. s. w. hinabstürzen, so
bald der Mörtel rissig und brüchig geworden ist. Es ist
nun bei uns nicht üblich und auch nicht erforderlich,
die eisernen Konstruktionsteile selbst mit Drahtputz oder
einem andern geeigneten Material zu umkleiden, ja es
ist meines Erachtens sogar unpraktisch, dies zu tun.
Eiserne Dachkonstruktionsteile sollten stets freibleiben,
damit man die Verbindungsglieder nachzuprüfen und von
Zeit zu Zeit den Rost mit der Drahtbürste zu entfernen
vermag. Wird der Bodenraum selbst einerseits durch
die harte Eindeckung, anderseits durch die massive Decke
unter dem Dachboden in zweckmäßiger Weise abge
schlossen, so wird die Flamme — von ganz besonders
ungünstigen Verhältnissen abgesehen — die Dachbinder
nicht erreichen, so daß ein Verbiegen der Konstruktions
teile und ein Hinabstürzen von Steinen u. s. w. nicht zu
befürchten ist.
In vielen Bauordnungen findet man die Bestimmung,
daß die Decken unter dem Dachraum als massive Decken
hergestellt werden müssen, daß der Dachfußboden aus
unverbrennlichem Material herzustellen sei, und daß die
zum Dachraum führenden Türen selbstschließende, feuer
sichere sein müssen. Heber die Ausführung dieser Einzel
heiten ist jeder Fachmann hinlänglich unterrichtet, wäh
rend der feuersichere Abschluß des Dachraumes nach
oben hin, also zum Schutz gegen das Elugfeuer, in der
Regel viel zu wünschen übrigläßt. Die Uebertragung
eines Dachbrandes auf das Nachbargebäude ist infolge
dessen ganz alltäglich. Im Grunde müßten mit der Zeit
alle diese alten Gebäude mit unzulänglicher Eindeckung
sämtlich verschwinden. Selbst bei der Vollkommenheit
der großstädtischen Feuerwehr ist es stets schwierig,
diese Uebertragung der Brände zu verhindern. Es sind
dann ständig mehrere Mann damit beschäftigt, welche
die Nachbardächer während der ganzen Dauer des
Brandes mit großen Wassermengen überschütten, um
sie auf diese Weise vor dem bösen Nachbar zu be
wahren, Wo diese Vorsicht nicht angewendet wird,
namentlich bei der unzulänglichen Feuerwehr kleinerer
Städte, passiert es nicht selten, daß ganze Stadtviertel
infolge eines einzigen Brandes vernichtet werden; denn
die unzulänglich gesicherten Dachkonstruktionen und der
Wind sorgen hinlänglich für die Ausbreitung des Feuers.
In unsrer Jugend hörten wir sehr häufig von solcher
Einäscherung ganzer Stadtviertel — man denke nur an
die Ungeheuern Brände in Hamburg — aber auch noch
heute sind solche Ereignisse nicht ausgeschlossen, wie
das Unglück in Donaueschingen bewiesen hat.
Ich halte ein aus hölzernen Sparren, Latten oder
Schalung konstruiertes, mit Schiefer, Ziegeln, Pappeu.s.w.
eingedecktes Dach absolut nicht für feuersicher genug,
mag es auch als feuersicher zugelassen sein. Derartige
Eindeckungen haben noch niemals einen hinlänglichen
Schutz gegen die Uebertragung des Feuers geleistet;
denn Asphalt- und Teerpappe brennt selbst, die mit Stein
platten verschiedener Art eingedeckten Dächer sind un
dicht und werden außerdem so glühend heiß, daß sie die
Glut direkt auf die Holzkonstruktiou übertragen, und
schließlich kann man von der Feuersicherheit einer Kon
struktion nicht sprechen, wenn sie diese Eigenschaft nur
durch unausgesetztes Besprengen mit kaltem Wasser bei
einem Brande erreicht. Wirklich feuersicher ist ein Dach
nur, wenn unter dem eigentlichen Deckungsmaterial ein
massiver Abschluß ganz nach dem Vorbilde der massiven
Deckenkonstruktionen ausgeführt wird. Es sind dann
eben zwischen den eisernen Sparren Konstruktionen nach
Art der Kleineschen Decke, der Könenschen Decke,
nach dem System Monier und auch Stampfbetondecken
herzustellen, die dann den eigentlichen konstruktiven
Abschluß des Daches nach oben hin bilden, während die
Dacheindeckung nichts weiter als eine Schutzdecke dieser
Konstruktion darstellt und die Ableitung des Schnee
oder Regenwassers zu bewirken hat u. s. w. Diese mo
dernen Konstruktionen werden nicht allein einen guten
Feuerschutz gewähren, sondern auch einen hinlänglichen
Schutz gegen den Wechsel der Außentemperatur. Ganz
besonders haben sich für diesen Zweck Betondecken
als geeignet erwiesen, die natürlich in der mannigfachsten
Vorder-