Die Wohnung der Neuzeit
Zu allen Zeiten ist die Form der AVohnung nicht ein
Erzeugnis ästhetischer und modischer Ueberlegungen,
sondern ein Produkt innerer Kulturmächte gewesen.
Daran schließt sich für die Gegenwart die Forderung,
die dem vergangenen Jahrhundert so fremd blieb, alles
nicht aus dem Kreise unsrer Lebensbildung Erwachsene
auszuscheiden, uns auf die besonderen Charakterzüge
unsers Daseins zu besinnen und ihnen in unserm Heim
unbefangen Ausdruck zu geben. Wir müssen mit der
Tatsache rechnen, daß trotz aller Bemühungen, der Schön
heit und ihrer Pflege in unsrer Bildung und in der
äußeren Erscheinung unsrer Wohn- und Arbeitsstätten
mehr und mehr Raum und Einfluß zu gewähren, der
Pulsschlag unsers Jahrhunderts nach dem Rhythmus
kunstfremder Kräfte geht. Die Großstädte, die Industrie
zentren, die Verkehrswege nehmen der Natur ihre zarten
und innerlichen Reize, das Dröhnen der Maschinen über
tönt die feinen Stimmen der Landschaft. Immer drängt
das soziale Leben zu einer Trennung der Arbeits- und
Wohnräume. Wir begreifen allmählich, daß es vor den
drohenden Gewalten der vonvärtsschreitenden Welt, die
alle Schönheit der Natur zu zerstampfen, alles ruhige