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BAUZBITUNG
Nr. 35
seiner romantischen Zeit. Immerhin lag ihm das Gebiet
des Städtebaues fern, und es ist ein Beweis seines feinen
ästhetischen Sinnes, daß er eine Erkenntnis besaß, die
vielen berufenen Sachverständigen jener Tage fehlte,
oder die sie doch nicht in die Tat umzusetzen das Ver
ständnis und die Kraft hatten.
Durchtunnelung- des Montblanc. Die Schaffung
einer weiteren französischen Zufahrtsstraße nach Italien
neben dem Wege durch den Mont Cenis ist seit Jahren
Gegenstand der Erwägungen der französischen Handels
kreise und des französischen Ministeriums der öffentlichen
Arbeiten. Dieses hat nunmehr erneute Studien für eine
Durchtunnelung des Montblanc zur Schaffung einer ab
gekürzten Weltstraße Paris—Genua bzw. England—Indien
anstellen lassen. Der Beginn des Tunnels ist bei Cha-
monix in einer Höhe von 1050 m angenommen, der Aus
tritt aus dem Tunnel würde bei Entreves in einer Höhe
von 1287‘m erfolgen, so daß die Länge des Tunnels etwa
13 000 m betragen, also die Länge des Arlbergtunnels
ühertreffen würde. Die Anlage ist zweigleisig gedacht.
Für die Zufahrtslinien von St. Gervais nach Ohamonix
und von Aosta nach Entreves ist eine Steigung von 2
bis 3 °/ 00 angenommen. Die Dauer der Arbeiten ist auf etwa
fünf Jahre veranschlagt, die Kostensumme auf zusammen
90 Millionen Franken, von welchen 60 Millionen auf die
Durchtunnelung und je 15 Millionen Franken auf die
beiden Zufahrtswege entfallen. Die Yox-aussetzungen für
die geologische Beschaffenheit des Montblancmassives
sind so günstige, daß man bei der Höhenlage des Durch
stiches stark erhöhte Temperaturen oder starken Wasser-
einhruch nicht befürchtet.
Niederlegung von Umwallungsmauern in Kon
stantinopel. Möglicherweise mit den Plänen Bouvards
für die städtebaulichen Umgestaltungen von Konstantinopel
hängt es zusammen, daß von dort berichtet wird, das
türkische Kriegsministerium wolle die alten Festungs
mauern aus der byzantinischen Zeit niederlegen lassen,
um an ihrer Stelle große Boulevards anzulegen. Die alten,
durch Türme unterbrochenen Festungsmauern stammen
aus der Zeit des Theodosius, vom Beginn des fünften
Jahrhunderts und schließen im Osten der Stadt die be
baute Landzunge, auf welcher sich Stambul in das Mar
marameer vorschiebt, gegen das freie Gelände und gegen
den Zutritt von der Landseite her ab. Sie erstrecken
sich auf eine Länge von etwa 6 km vom Goldenen Horn
bis zum Marmarameer und sind von 29 Toren durch
brochen. Gurlitt hat sie in seinem schönen Werke über
Konstantinopel dargestellt und gezeigt, daß sie zu den
bedeutendsten Monumentalbauten der nachchristlichen
Baukunst gezählt werden müssen. Sie sind in gleicher
Weise die Zeugen der Geschehnisse des oströmischen
Eeiches wie der türkischen Herrschaft. Es sind ge
schichtliche Denkmäler, deren Erhaltung gleich
der Mauern Korns eine Kulturpflicht der Gegenwart
sein sollte.
Personalien
Württemberg. Verliehen: dem Baurat Behncke bei der
Regierung des Jagstkreises der Titel und Rang eines Oberbaurats
anläßlich der nachgesuchten Versetzung in den Ruhestand. Er
teilt; dem Hofkammer- und Baurat Buck in Sigmaringen die
Erlaubnis zur Anlegung des ihm verliehenen Ehrenkreuzes III. KI.
des fürstl. hohenzollernschen Hausordens, üebertragen; eine
Eisenbahnbauinspektorstelle für den Neu- und Erweiterungsbau dem
Abteilungsingenieur tit. Eisenbahnbauinspektor Ackermann, Vor
stand der Eisenbahnbauinspektion Gmünd; je eine Abteilungs
ingenieurstelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen den
Regierungsbaumeistern Hagenmeyer und Euchs bei dieser
Generaldirektion; die Abteilungsingenieurstelle bei der Eisenhahn
bauinspektion Sigmaringen dem Regierungsbaumeister Löble bei
der Eisenbahnbauinspektion Geislingen; je eine techn. Oberbahn
sekretärstelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen den
tit. techn. Oberbahnsekretären Hörz, Oberreuter und Efinger
sowie dem Brückeningenieur Rechner und dem Stellwerksingenieur
Henrici je bei dieser Generaldirektion; die Bahnmeisterstelle in
Metzingen dem Bauwerkmeister Wöhr, diejenige in Mühlacker
dem Bauwerkmeister Bernhard; eine techn. Eisenbahnsekretär
stelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Ober
bahnmeister Schäfer in Leonberg unter Verleihung des Titels
eines techn. Oberbahnsekretärs; je eine techn. Eisenbahnsekretär
stelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Feldmesser
Roth fuß und dem Maschinentechniker Götz, eine solche bei der
Eisenbahnbauinspektion Jagstfeld dem Bauführer Lindner, eine
solche bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Ma
schinentechniker Siegle, eine solche bei der Eisenbahnbauinspektion
Stuttgart dem Bauwerkmeister Kötzel, je eine solche bei der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Maschinentechniken
Haage, dem Feldmesser Heiß und dem Brückentechniker Thurner,
eine solche bei der Eisenbahnbauinspektion Crailsheim dem Bau
werkmeister Haaf, eine solche bei der Eisenbahnbauinspektion
Calw dem Bauwerkmeister Dannenmann, eine solche bei der Eisen
bahnbauinspektion Pforzheim dem Bauwerkmeister Kühler und je
eine solche bei der General direktion der Staatseisenbahnen dem
Feldmesser Batzill und dem Brüokentechniker Schieber. Ver
setzt; der Oberbahnmeister Brommer in Mergentheim auf die
Stelle eines Verwalters der Dienst Wohngebäude in Heilbronn mit
der Dienststellung eines Bahnmeisters und der Bahnmeister König
in Neuenbürg nach Gmünd, je auf Ansuchen. In Ruhestand
versetzt: der technische Oberbahnsekretär Fr. Reichhold bei
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen seinem Ansuchen gemäß.
Hessen. Erteilt: dem Ober- und Geh. Baurat Schoberth
in Mainz die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm ver
liehenen K. Preußischen Kronenordens III. Kl. Verliehen: dem
Eisenbahndirektor Frey in Darmstadt und dem Regierungs- und
Baurat Ludw. Roth in Gießen der Charakter als Geh. Baurat.
Elsaß-Lothringen. Verliehen; dem Kreisbauinspektor Re upke
in Altkirch der Charakter als kais. Baurat mit dem Rang der Räte
IV. KI.
Bücher
Der Wohnhaushan. Von Architekt Heinrich Tessenow. Mit
21 Abbildungen im Text und 45 teils farbigen Tafeln. Verlegt
bei Georg D. W. Callwey-München. Preis in grüner Leinwand
mappe 15 M., in grün Leinen gebunden 16 M. In diesem Werke,
das eine textliche und bildliche Darstellung von Kleinbürger
häusern, Arbeiterwohnhäusern, Reihenhäusern, Landhäusern und
Einfamilienhäusern, Gartenhäuschen, städtischen und ländlichen
Wohnhäusern, Details, Wohnzimmern, Schlafzimmern, Koch- und
Speiseraum, Eingangstüren, Hof und Garten, Grundrissen enthält,
behandelt der angesehene Architekt die wichtigsten Fragen der
bürgerlichen und kleinbürgerlichen Baukunst. In anregender und
sachlicher Weise schreibt er über den Hausbau im allgemeinen
und beschäftigt sich eingehend mit dem Bau des Kleinbürger-,
Arbeiter- und Einfamilienhauses; er zieht neben der rein ästhetischen
ganz besonders die praktische und billige Bauweise in Betracht,
als das wichtigste bei der Herstellung von Kleinhäusern. Von
eigenartigem Reiz ist die Art, in der Tessenow seine Ideen als
Skizze und Entwurf festlegt. Durch seine gewandte Zeichenfeder
weiß der Künstler den einfachsten Entwurf bei aller Sachlichkeit
und konstruktiver Genauigkeit malerisch zu gestalten. Das Werk
bietet dem Architekten, der seine Entwürfe auch zeichnerisch
vorteilhaft gestalten muß, eine Menge von Anregungen. Der
„Wohnhausbau“ ist eine künstlerische Ergänzung zu Viollet-Le-Ducs
Buch „Wie man ein Haus baut“, das nur auf das Konstruktive in
der Baukunst eingeht, während Tessenow zeitgemäße Aufgaben in
vollendeten Lösungen bringt. Das Werk ist ganz im Sinne der
Bestrebungen des Kunstwarts und Dürerbundes, Sohultze-Naum-
burgs und des Heimatschutzes geschaffen. Auch dem Interessenten
für die Gartenstadtbewegung bietet es viel Wertvolles.
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel.
Architekt W.Klatte, beide in Stuttgart. Druck : Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart.