Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

FÜR WÜRTTEMBERG 
BADEN HESSEN EL 
SAS S - LOTHRINGEN 
Stuttgart, 4. September 1909 
Inhalt: Städtehygiene. — Wettbewerb Neues Polizeigebäude in München. — Verband Deutscher Archilekten- 
und Ingenieurvereine. — Deutscher Arbeitgeberbund für das Baugewerbe, Landesverband Württem 
berg (E. V.). — Kleine Mitteilungen. — Personalien. 
Alle Rechte Vorbehalten 
Städtehygiene 
Bei dem heutigen Stand der hygienischen Wissen 
schaft ist es erklärlich, daß sie sich nicht darauf be 
schränkt, alles zu erforschen, was von günstigem oder 
nachteiligem Einfluß auf die Gesundheit ist und die Be 
dingungen festzustellen, die für das Gedeihen des Men 
schen am förderlichsten sind, sie ist auch bemüht, auf 
Grund wissenschaftlicher Erkenntnisse und gestützt auf 
Erfahrungen die Mittel anzugeben und die Maßregeln 
durchzuführen, durch welche die Gefahren für die Ge 
sundheit des Menschen vermieden und dessen Organismus 
möglichst widerstandsfähig gemacht werden kann. Um 
zu diesem Ziel zu gelangen, bedarf die praktische 
Aerzte herausgegeben von Prof. Dr. W. Preusnitz, Vor* 
stand des hygienischen Instituts der Universität Graz — 
soll das, was bei Schaffung technisch-hygienischer Ein 
richtungen notwendig zu berücksichtigen ist, zusammen 
fassen und damit denen behilflich sein, welche Anlagen 
und Vorkehrungen, die dem Wohle einzelner Personen 
oder ganzer Gemeinden zu dienen haben, schaffen wollen; 
es soll aber auch denen nützen, welche nur indirekt 
beim Entstehen hygienischer Einrichtungen beteiligt sind.*) 
Es wird nicht nur den Architekten helfen, welche die Pläne 
für ein Gebäude zu entwerfen haben, nicht nur dem Bau 
meister, der es aufzuführen hat, sein Studium wird ganz 
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Abb. 1. Querprofil der Landshuter Allee in München 
Hygiene zahlreicher technischer Einrichtungen, insbeson 
dere solcher, die zum Bau und zur Einrichtung 
eines Wohnhauses gehören. Gerade in dieser Be 
ziehung stößt man noch vielfach auf manche Unzuläng 
lichkeiten, die darin ihren Grund haben, daß es an dem 
notwendigen Zusammenarbeiten von Techniker und Arzt 
fehlt. Auch fühlen sich die Fabriken, das Baugewerbe u. s. w. 
unter dem Druck einer starken Konkurrenz häufig ge 
zwungen, möglichst billig arbeiten zu müssen, so daß 
das hygienische Moment gewöhnlich zu kurz kommt. 
Zuweilen fehlt es an einer guten Information. Zu alle 
dem kommt, daß der Unterricht in den technischen Lehr 
anstalten der Wohnungshygiene noch eine allzu beschei 
dene Stellung einräumt. Da auch in der Fachliteratur 
dieser Mangel bemerkbar ist, so darf es mit Freude be 
grüßt werden, daß soeben ein Werk erschienen ist, das 
der Städte- und Wohnungshygiene gewidmet ist. 
Dieses Werk — Atlas und Lehrbuch der Hygiene 
mit besonderer Berücksichtigung der Städtehygiene, unter 
Mitwirkung hervorragender Architekten, Ingenieure und 
besonders allen denen förderlich sein, die anzugeben 
haben, welche Anforderungen das zu schaffende Gebäude 
erfüllen soll. Es ist häufig von Bauingenieuren, die das 
ernste Streben hatten, etwas wirklich Gutes zu leisten, 
über die Schwierigkeiten geklagt worden, welche da 
durch entstehen, daß die Auftraggeber sich nicht klar 
werden können, was sie denn eigentlich haben wollen. 
In solchen Fällen wird der Atlas der Vermittler sein, 
indem er die Möglichkeit bietet, sich rasch und leicht 
zu orientieren, in welcher AVeise die oder jene Frage 
aufgefaßt werden kann. Er wird dem, der das Bau 
programm entwirft, zeigen, auf welche Punkte er zu 
achten hat, dem Architekten oder Baumeister aber durch 
Vorführung bewährter Einrichtungen Anhaltspunkte geben, 
wie die ihm gestellte Aufgabe zu lösen ist. 
Dient das Buch auch in erster Linie der Hygiene, 
*) Das Buch ist in J. F. Lehmanns Verlag, München, erschienen, 
und zwar als Band VIII des großen Werks „Lehmanns Medizinische 
Atlanten“.
	        
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