Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

30- Oktober 1909 
BAUZEITUNG 
347 
Bietigheim 
Am Marktplatz 
nicht zu weit zu stecken. Der Antrag Muthesius auf 
Ausarbeitung der Denkschrift wurde schließlich an 
genommen. 
Ueber die Untersuchung des Instituts für exakte Wirt 
schaftsforschung und die wirtschaftlichen Bedingungen 
der Qualitätsarbeit sprach Job. Buschmann, der 
betonte, daß von den meisten Betrieben der Nach 
forschung keine Hindernisse in den Weg gelegt wurden. 
Die wissenschaftliche Bearbeitung wurde auf farbigen 
Tabellen veranschaulicht, auf denen die Arbeitsteilung 
und das Verhältnis von Handarbeit und Maschinen 
arbeit in den verschiedenen Betriebstypen deutlich 
hervortreten. 
Für die Gründung eines Deutschen Museums 
für Kunst in Handel und G ewerbe trat C.E.Ost 
haus-Hagen i. W. sehr warm ein. Das Museum soll eine 
Mustersammlung werden auf allen Gebieten, die zur 
Kunst irgendwelche Beziehung haben; ein Archiv von 
guten Plakaten, Katalogen, Schriften, Briefköpfen, Buch 
eignerzeichen, Geschäftskarten, Packungen, Zeitungs 
annoncen u. s. w. Dem Konsumenten will es ein bereit 
williger Wegweiser sein für den Bedarf an künstlerischen 
Materialien irgendwelcher Art, z. B. guten Geweben, 
Tapeten, Keramiken, Gläsern und Porzellanen, Fußboden 
belegen, Metallarbeiten, Möbeln, Kleingerät sowie für 
den Rohbau von Häusern (Fliesen, Holzsorten), für 
Schaufenster u. dgl. Durch Wanderausstellungen soll 
die Sammlung andern Städten zugängig gemacht und 
durch belehrende Vorträge erläutert werden. Nach 
kurzer Erörterung wurde eine Resolution, zur Unter 
stützung des Museums für ein Jahr 1000 M. zu be 
willigen, angenommen. 
Nach einem Bericht über die Ausstellung archi 
tektonisch vorbildlicher Fabrikbauten, in dem 
als Aufgabe bezeichnet wurde, die typischen Formen für 
die konstruktiven Grundlagen zu finden, äußerten sich 
Geh. Baurat Prof. Wiekop-Darmstadt und Prof. Riemer 
schmidt über Kundgebung zu dem Erlaß des preußischen 
Ministers der öffentlichen Arbeiten über die wirtschaft 
liche Verwendung staatlicher Geldmittel bei 
Staatsbauten. Es wurde dabei getadelt, daß in letzter 
Zeit zu viele Prunkbauten entstanden und eine unverhältnis 
mäßige Verschwendung von repräsentativem Aufwand 
bei Bahnhofsbauten, Justizpalästen und ähnlichen öffent 
lichen Gebäuden sich geltend machte. Es wurde be 
schlossen, die Leitsätze mit einem Anschreiben den Mi 
nisterien zu übersenden. In den Leitsätzen wird u. a. 
folgende Forderung erhoben; Die Ausbildung der Archi 
tekten ist in handwerklicher Beziehung auf die höchste 
Stufe zu heben. Die verschiedenen Zweiggebiete der 
Bautätigkeit, zumal die des Innenausbaues, sind bei der 
Ausbildung eingehender als bisher zu berücksichtigen. 
Eine gründliche Kenntnis der Baupraxis, auch nach der 
wirtschaftlichen Seite hin, ist zu verlangen. 
Zu einer eingehenden Aussprache führten die Miß 
stände im Submission sw es en. Architekt E. Beu- 
tinger-Darmstadt empfahl die Ausarbeitung einer Denk 
schrift durch eine Kommission. Die Denkschrift, in der 
alle für das Submissionswesen in Betracht kommenden 
Gewerbezweige aus dem Arbeitsgebiet des Werkbunds 
zu berücksichtigen sind, ist im Entwurf bis zum 1. Ja 
nuar 1910 den Fachausschüssen zur Begutachtung vor 
zulegen. Sie soll von der Vorstandschaft im Frühjahr 
1910 unter Hinzuziehung des Ausschusses beraten und 
nach Fühlungnahme mit verwandten Korporationen den 
zuständigen amtlichen Stellen übermittelt werden. Die 
Mitglieder des Werkbundes werden aufgefordert, der 
Geschäftsstelle Material für diese Denkschrift zu über 
senden. Des weiteren wurde ein Antrag auf Schaffung 
eines kunstgewerblichen Arbeitsnachweises 
angenommen und schließlich einer Resolution zuge 
stimmt, in der die Vorstandschaft gebeten wird, in 
einer aufklärenden Flugschrift Vereine, Korporationen, 
Ausstellungen u. s. w. auf den erfreulichen Aufschwung 
der Medaillenkunst und der Gold- und Silherarbeiten 
Deutschlands hinzuweisen, und Korporationen aufzufor 
dern, ihre Anträge im Sinne einer Qualitätssteigerung 
zu vergeben. 
Die Absichten und das Wesen des Werkhundes 
kennzeichnen am besten eine Reihe von Unternehmungen, 
die nach ausgiebiger Vorarbeit jetzt in die Wege geleitet 
sind. Als wichtigste ist die deutsche Abteilung auf der 
Weltausstellung Brüssel 1910 zu nennen. Der 
Anteil des Werkbundes beruht darauf, die Abteilung 
Raumkunst und Kunstgewerbe zum ersten Male 
auf einer Weltausstellung nach rein sachlichen Gesichts 
punkten zu ordnen. Es werden Wohn- und Festräume, 
nach ihrer Zusammengehörigkeit in Gruppen und Einzel- 
gegenstände nach Materialgruppen geordnet, vorgeführt. 
Ferner wurde in der Abteilung der allgemeinen Industrie 
ausstellung eine möglichst enge Verbindung von Kunst 
und Industrie erstrebt. Den Grundrißplan hat Prof.
	        

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