Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

schaftlicher Konjunktur, so blüht auch das ganze wirt 
schaftliche Leben, liegt das Baugewerbe darnieder, so 
haben wir einen allgemeinen wirtschaftlichen Tiefstand. 
Dazu bedarf es keiner näheren Beweise, das haben wir 
in den letzten Jahren nur zu schwer empfinden müssen. 
Stellen wir uns nach dieser allgemeinen Betrachtung 
über die Bedeutung des Baugewerbes die Frage; ob 
das Baugewerbe noch weitere sozialpolitische Lasten 
ohne Gefährdung seiner Ertrags- und Leistungsfähigkeit 
übernehmen kann, so kann die Antwort nur verneinend 
lauten. 
In Nr. 77 der „Baugewerks-Zeitung“ in Berlin wird 
ziffernmäßig nachgewiesen, daß eine weitere Belastung der 
Mitglieder der Steinbruchs-Berufsgenossenschaft in kurzer 
Zeit trostlose Verhältnisse schaffen müßte. Das würde 
bei den Mitgliedern der Baugewerks-Berufsgenossen 
schaften leider in noch viel höherem Maße der Fall sein, 
wie folgende Zahlen beweisen mögen: 
Bei der größten der zwölf Baugewerks-Berufsgenossen- 
schaften, der Nordöstlichen Baugewerks-Berufsgenossen- 
schaft, hatten im Jahre 1907 (das ist die letzte der in 
ihren Ergebnissen vollständig abge 
schlossenen Umlagen; der Abschluß 
für 1908 wird erst nach Schluß 
dieses Jahres erfolgen können) rund 
24000 Mitglieder 4442856,14 M. auf 
zubringen. Es sind wegen der zu 
zahlenden Beträge 2157 Anträge auf 
Stundung eingegangen, gegen 13560 
Mitglieder ist wegen der Beiträge und 
der auf dieselben zu leistenden Vor 
schüsse die Einleitung der Zwangsvoll 
streckung erforderlich gewesen, 893 
Mitglieder sind fruchtlos gepfändet 
worden und 4644 derselben mußten zur 
Ableistung des Offenbarungseides ge 
laden werden; die Berufsgenossen 
schaft war gezwungen, 77 Mitglieder 
durch Vollstreckung der gerichtlichen 
Haftbefehle zur Eidesleistung zu bringen, 
91 Sicherheitshypotheken auf Grund 
stücke der Mitglieder eintragen zu j 
lassen und 139 Betriebe infolge Zahlungs 
unfähigkeit und Unmöglichkeit, das Ge 
werbe fortzusetzen, zu löschen. Aus- Ostkirche iu Eßlingen 
gefallen ist trotz dieser intensiven Beitreibung der Bei 
träge ein Beitrag von 100 520,14 M. — 2,26 °/ 0 der 
Umlage. 
Damit man nicht einwende, daß diese Berufsgenossen 
schaft, vielleicht in Rücksicht auf die Großstadt Berlin, 
in welcher zahlreiche Bauschwindler festen Fuß fassen 
können, kein zutreffendes Bild für das übrige Baugewerbe 
Deutschlands abgeben kann, so lassen wir die entsprechen 
den Zahlen mehrerer andrer Berufsgenossenschafteu 
folgen: 
Bei der Hannoverschen Baugewerks-Berufsgenossen- 
schaft hatten 14474 Mitglieder 1410214,61 M. aufzu 
bringen, es gingen ein 121 Anträge auf Stundung, gegen 
4411 Mitglieder ist die Einleitung der Zwangsvollstreckung 
erforderlich gewesen, 210 Mitglieder sind fruchtlos ge 
pfändet worden, 39 derselben mußten zur Ableistung des 
Offenbarungseides geladen werden, 4 Mitglieder mußten 
durch Vollstreckung der gerichtlichen Haftbefehle zur 
Eidesleistung gebracht werden, wegen Zahlungsunfähig 
keit gelöscht wurden 35 Betriebe, an Beiträgen aus 
gefallen ist der Betrag von 21 537,65 M. = 1,53 °/ 0 . 
Bei der Magdeburgischen Bauge- 
werks-Berufsgenossenschaft hatten 8128 
Mitglieder 739 973,97 M. aufzubringen. 
649 Anträge auf Stundung gingen ein, 
Anträge auf Zwangsvollstreckung wur 
den gegen 1857 Mitglieder gestellt, 
71 Pfändungsversuche blieben fruchtlos, 
89 Mitglieder wurden zur Ableistung 
des Otfenbarungseides geladen, bei 13 
Mitgliedern mußte die Eidesleistung 
durch Vollstreckung der gerichtlichen 
Haftbefehle erzwungen werden, 13 Be 
triebe wurden wegen Zahlungsunfähig 
keit gelöscht, der Ausfall an Beiträgen 
betrug 5445,96 M. = 0,74%. 
Bei der Hessen-Nassauischen Bau 
gewerks - Berufsgenossenschaft hatten 
16457 Mitglieder 1324371,60 M. auf 
zubringen. 531 Anträge auf Stundung 
gingen ein, 8914 Anträge auf Zwangs 
vollstreckung waren erforderlich, 611 
Pfändungsversuche blieben fruchtlos, 
54 Mitglieder mußten zur Ableistung 
Grundriß des Offenbarungseides geladen werden,
	        
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