23. Januar 1909
BAUZEITUNö
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Häßliches Dach mit gemusterten Zementplatten
Beispiel 1
daß eine Reihe kleinerer Verkäufe zu den
besseren Preisen stattgefunden hat. Die
Produzenten süddeutscher Bretter haben
während der jüngsten Zeit ihre Erzeugung
verringert, weil sie verhüten wollen, daß
durch ein zu großes Angebot ein Druck auf
die Preise ausgeübt werden kann. Der Markt
enthält zwar von Ausschußbrettern immer
noch stattliche Bestände, die nur eine gute
Tätigkeit im Baufach absorbieren kann.
Gute Ware, die am Markte in kleineren
Posten vertreten ist, findet verhältnismäßig
viel leichteren Absatz zu nicht so sehr ge
drückten Preisen wie die Ausschuisorten.
Geschnittene Tannen- und Eichtenkanthölzer
erzielten auch während der jüngsten Zeit
Preise, welche kaum noch Nutzen, eher aber
Verlust brachten. Dringend angeboten werden
zurzeit von Schwarzwälder Werken Vorrats
kanthölzer zu ungewöhnlich billigen Sätzen.
Lagen doch hierfür schon Angebote zu 32 M.
der Festmeter frei Eisenbahnwagen Mannheim
vor. Der Beschäftigungsgrad der Sägewerke
des Schwarzwaldes läßt nach wie vor viel zu
wünschen übrig. Den Werken gelingt es
nicht einmal, zu auffallend niedrigen Preisen
Aufträge hereinzuholen, um ihren Betrieb nur einiger
maßen auf der Höhe halten zu können. Der Bedarf des
Baufaches fehlt eben vollständig. Die Preise für nordische
Weißhölzer haben sich während der letzten Wochen auf
der Höhe gehalten. Die Ablader bekunden noch nicht
im geringsten Neigung, den Preis etwas zu ermäßigen.
Bei letzten Verkäufen drangen auch die rheinischen
Hobelwerke mit den den Rohholzpreisen etwas angepaßten
Verkaufsnotierungen durch. Die Eindeckungen der Ab
nehmer erstreckten sich allerdings fast nur auf den nahe
liegenden Bedarf oder wenigstens für die nächsten Monate.
Die Hobelwerke haben aber ebenfalls kein Interesse
daran, auf später hinaus zu verkaufen, weil alsdann
wiederum die Preise werden erhöht werden müssen.
Y er einsmitteilungen
Württ. Baubeamten-Verein, Als Mitglieder haben
sich angemeldet: Bahnmeister Heinz in Gammertingen,
Bauwerkmeister J. Bentele in Sindelfingen, OA. Böb
lingen (Wiesengrund), ßauwerkmeister Karl Gruber
in Feuerbach, bei der Kgl. Eisenbahnbausektion.
Württ. Ingenieur-Verein. Die erste Versamm
lung dieses Jahres fand am Donnerstag im kleinen
Saale des Oberen Museums statt. Der neue Vor
sitzende, Baurat Direktor Nallinger, begrüßte
die erschienenen Mitglieder und Gäste mit dem
Wunsche, daß alle Versammlungen so zahlreich
besucht seien wie die heutige und daß sich unsre
Industrie recht bald wieder von dem erlittenen
Niedergang erholen möchte. Er machte sodann
Mitteilung von dem Ableben des Mitgliedes Direktor
Reinfried, dessen Andenken in der üblichen Weise
geehrt wurde. Hierauf sprach Oberingenieur
Wilhelm Fr an ck-Cannstatt-Feuerbach über das
Thema: „Der Wettbewerb für die neue
Luftschiffhalle in Friedrichshafen“ unter
besonderer Berücksichtigung der preisgekrönten
Entwürfe. Er machte zuerst Angaben über das
Preisausschreiben und seine Bedingungen. Für
die Bearbeitung stand die außerordentlich kurze
Zeit von vier Wochen (auf Ansuchen der Bewerber
nachträglich auf sechs Wochen erhöht) zur Ver
fügung. Trotzdem seien über 70 Entwürfe einge
gangen, ein Zeichen für den großen Eifer, mit dem
die Industrie bereit war, das Unternehmen zu fördern.
Die Entwürfe mußten mit bindendem Preis und Angabe
der Lieferzeit versehen sein. Die Hauptabmessungen der
Halle (160x43x20 m) sowie die erforderlichen Ein
richtungen waren vorgeschrieben. Bei der Preiszuerken-
nung (für die Beurteilung der über 70 Entwürfe seien im
ganzen 3 1 / 2 Tage zur Verfügung gestanden) ist nun nach
den Ausführungen des Vortragenden der Frage des
Kostenpunktes mit in erster Linie Rechnung getragen
worden. Obgleich dies in gewisser Beziehung selbstver
ständlich sei, so hätte es doch wohl, namentlich mit
Rücksicht auf die architektonische Ausgestaltung und die
damit verknüpften Mehrausgaben, schon im Preisaus
schreiben erwähnt werden müssen. Bei dieser Sach
lage seien die reinen Eisenkonstruktionen von vornherein
im Vorteil gewesen, wie denn auch nur solche Preise
erhielten, obwohl auch von zahlreichen Eisenbetonfirmen
sehr Gutes geleistet worden sei. Der Redner geht nun
zur Besprechung der einzelnen Entwürfe über. Er be
ginnt mit der Arbeit der Firma Brückenbau Flender
(I. Preis), wendet sich hierauf zum Entwurf der Gute
hoffnungshütte (II. Preis) und schließlich zu demjenigen
der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinen
baugesellschaft Nürnberg, Werk Gustavsburg (III. Preis)
sowie zu dem zum Ankauf empfohlenen Projekt des In-
Beispiel 2