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BAUZEITUNG
Nr. 48
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Unsre großen Stadtschulen sind ein bedeutendes Aus
drucksmittel des modernen Städtebaues, denn die Sil
houetten dieser oft enorm großen Gebäude beherrschen
einen großen Teil der Umgebung bzw. geben einem Stadt
teile das charakteristische Gepräge. Ich erinnere nur
an die Sammelschule von Prof. Theodor Fischer in der
Heusteigstraße und die neue Lerchenrainschule von Prof.
Paul Bonatz in Stuttgart, deren fein gegliederte Bau
massen dem Auge einen Ruhepunkt beim Anblick des
Häusergewirres geben.
Wie hat man hier anfangs zu kritisieren versucht
und lediglich die Einzelheiten lieblos beur
teilt, ohne daß ein Verständnis da war für das,
was die Baukünstler wollten. In der Massen
verteilung und den Umrißlinien, in der An
passung an Gelände und bauliche Umgebung
müssen alle diese großen Bauten zuerst beurteilt
werden, und eine Stadt kann nicht vorsichtig
genug an die Erstellung großer Baukomplexe
gehen, denn eine verfehlte Anlage dieser Ge
bäude kann nicht mehr durch gute Beispiele
kleiner, bürgerlicher Häuser verdeckt werden.
Betrachten wir zunächst unter diesen Gesichts
punkten die neue Realschule von Architekt
Retter in Kirchheim, so müssen wir zu unsrer
Freude konstatieren, daß hier wieder ein vor
zügliches Beispiel für die Lösung solcher Auf
gaben geschaffen ist. Der Bau zeigt in einer
vornehmen Ausdrucksweise eine sehr klare
Silhouette, ohne langweilig zu wirken, und strömt,
wenn man den Ausdruck so gebrauchen kann, ordentlich
Ruhe aus.
Den Eindruck solcher Gebäude wird man nie ver
gessen, und das ist das Große an ihnen. Betrachten wil
den Aufbau in seiner Geschlossenheit: die Fronten hell
verputzt, zum Teil mit eingekratzten Ornamenten gefällig
belebt, das Dach weit ausladend und in einer reizvollen
Weise unterbrochen. Kein Schornstein, kein Giebel zer
stört die schöne Dachfläche. Einige geschweifte Dach-
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Lageplan