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BAUZBITUNG
Nr. 6
Kennwort „Talgruppe“ Ein II. Preis
Architekten Hans und Hermann Moser-Ulm
bracht werden. Auf die Möglichkeit späterer Vergrößerung,
etwa durch Flügelanbauten, ist Bedacht zu nehmen.
Dem Preisgericht, bestehend aus Oberbaurat Eisenlohr
von Stuttgart, Architekt Staehelin von Stuttgart, als Er
satzmann in das Preisgericht berufen durch Beschluß der
bürgerlichen Kollegien vom 8. Dezember 1908 für den
erkrankten Direktor Paul Schmohl, Stadtbaumeister
Romann von Ulm, Oberamtsbaumeister Feil in Blau
beuren, Stadtschultheiß Schäfer in Blauheuren, Gemeinde
rat Rauch in Blaubeuren, Gemeinderat Rommel in Blau
beuren, Bürgerausschußobmann Fischer in Blaubeuren,
Bürgerausschußmitglied Dr. Spohn in Blaubeuren, wurden
164 Entwürfe zum Wettbewerb, die rechtzeitig den Be
dingungen gemäß eingegegangen waren, vorgelegt.
Bei der ersten Durchsicht sämtlicher Entwürfe wurden
wegen Nichteinhaltung der Bedingungen im Programm
und sonstiger Mängel 91 Entwürfe ausgeschieden. Bei
der zweiten Sichtung wurden 45 Entwürfe ausgeschieden,
so verblieben zur dritten Sichtung 28 Nummern. Von
diesen wurden bei der dritten Sichtung 18 Entwürfe
wiederum ausgeschieden und wurden noch 15 Nummern
zur engeren Wahl bestimmt. Hiervon schieden noch
3 Entwürfe aus und verblieben somit in der engsten
Wahl die Arbeiten mit den Kennwerten: „A. B. C.“,
„Talgruppe“, „Wer lange sitzt, muß rosten“, „Blautopf“,
„Georg Syrlin“, „Syrlin“, „Im schönsten Wiesengrunde“,
„Mörike“, „Livius“, „Auf der Bleiche“, „Thalia“, „Herbst“.
Diese Entwürfe der engsten Wahl wurden nun einer be-
sondern Begutachtung unterzogen.
Da bei jedem der Entwürfe einiges zu beanstanden
war, beschlossen die Preisrichter, von der Verteilung
eines I. Preises abzusehen und die für die Preisverteilung
vorgesehene Gesamtsumme von 2600 M. auf 2600 M. zu
erhöhen und in der Weise zu verwenden, daß zwei
II. Preise zu je 800 M. und zwei III. Preise zu je 500 M.
zur Verteilung kommen sollen. Zugebilligt wurden dem
nach je ein II. Preis: dem Entwurf „Talgruppe“, nach
Oeffnung des Briefumschlages: Verfasser Gebr. Hans
und Hermann Moser, Architekten in Ulm, und dem
Entwurf „Mörike“, Verfasser R. Haag in Stuttgart.
Je ein III. Preis: dem Entwurf „Georg Syrlin“, Ver
fasser Heinrich Mehlin, Architekt in Stuttgart, und dem
Entwurf „Herbst“,Verfasser Regierungsbauführer W. Hoff-
mann in Reutlingen und Regierungsbauführer Albert
Leypoldt in Reutlingen.
Für den Ankauf durch die Stadt wurden vorgeschlagen
die Entwürfe „Ä. B. C.“, Verfasser Hans und Hermann
Moser, Architekten in Ulm; „Blautopf“, Verfasser Archi
tekt Ad. Retter in Stuttgart; „Im schönsten Wiesen
grunde“, Verfasser Architekt Fr. Hauser in Ludwigs
burg; „Livius“, Verfasser Bihl & Woltz, Architekten in
Stuttgart.
Heber die Bauausführung wird von den bürgerlichen
Kollegien später Beschluß gefaßt werden.
Ueber die einzelnen Arbeiten urteilte das Preisgericht
wie folgt:
Kennwort: „Talgruppe.“ Ein II. Preis. Die An
lage der Schulsäle und die Verteilung der Treppenhäuser
ist gut. Es ist ein getrennter Verkehr der Volksschüler
und der Lateinschüler möglich. Die Schulsäle sind in
den Abmessungen teilweise zu klein. Die Fassadenaus
bildung ist geschmackvoll und in der Gruppierung der
Massen gut, doch ist die geplante Erweiterung des Schul
gebäudes nach vornen zu beanstanden. Es dürfte sich
empfehlen, die Erweiterung nach rückwärts vorzunehmen,
die Wandelgänge bis zu den Gängen neben den Treppen
häusern zu führen und dort die Eingänge anzuordnen.
Kennwort: „Mörike“. Ein II. Preis. Grundriß
anlage klar und übersichtlich. Die Schulsäle sind etwas
knapp bemessen. Die Schüleraborte sind an Anzahl zu
gering. Die südwestliche Ecke des Gebäudes kommt
an die Grenze zu stehen. Die Ausbildung des Aeußeren
gehört zu den besten des Wettbewerbs.
Kennwort: „Georg Syrlin.“ Ein III. Preis. Der
Grundriß ist hübsch auf engen Raum zusammengedrängt.
Die Anlage der Treppen ist vorteilhaft, doch ist die ge
meinsame Benutzung einer Treppe von den Volksschülern
und den Lateinschülern, die immer zu Unzuträglichkeiten
führt, nicht zu umgehen. Sämtliche Schulsäle sind etwas
zu schmal, doch ist eine Vergrößerung leicht ausführbar.
Die Lage des Abortgebäudes an der Südwestecke ist zu
beanstanden. Das Aeußere zeigt sich gut in Entwurf
und Darstellung und verrät eine geschickte Hand.
Kennwort; „Herbst“. Ein III. Preis, Die Grund
rißeinteilung ist gut. Zu bemängeln ist, daß die Volks
schulsäle um 50 cm zu kurz sind. Der Physiksaal ist
unzweckmäßig angebracht, die Lage der Aborte an der
Vorderseite zu beanstanden. Das Aeußere zeigt eine
besonders hübsche Gruppierung.
(Schluß folgt.)
Die süddeutschen Wasserstraßen
Auf der Delegiertenversammlung des Zentralverbands
Deutscher Industrieller, die dieser Tage in Berlin statt
fand, gab Schiffahrtskommissar Hoffmann-Heilbronn im
Auftrag des Neckar-Donau-Kanal-Ausschusses eine Dar
stellung des gegenwärtigen Standes dieser Angelegenheit.
Was zunächst den Neckarkanal betrifft, so sind die
Vorarbeiten der ersten Teilstrecke von Mannheim bis
Heilbronn durch die württembergische und badische Regie
rung in Angriff genommen. Diesen Vorarbeiten wurde
das 600-t-Schiff, eine Mindestfahrtiefe von 2,2 m und für
die Schleusen eine Länge von 85 m, eine Breite von
10,5 m und Tiefe von 2,5 m zugrunde gelegt, es wurden
aber zugleich Erhebungen über den Mehraufwand bei der
Zulassung von 1000-t-Schiffen gemacht. Das 115 km
lange Flußbett wii’d in der Hauptsache beibehalten und
der Wasserspiegel durch 16 Haltungen gehoben, so daß
die übliche Fahrzeit der Schleppzüge im freien Fahr
wasser infolge der Durchschleusungen etwa um ein Drittel
verlängert wird. Der Bauaufwand dieser 115 km langen
Teilstrecke wird sich für das 600-t-Schiff ohne Hafen
bauten und Kraftwerksanlagen auf ungefähr 25 Millionen
Mark stellen und der Mehraufwand für das 1000-t-Schiff
nur etwa 3 Millionen Mark betragen. Es ist ohne weiteres
einleuchtend, daß der große wirtschaftliche Vorteil des
1000-t-Kahns gegenüber einem solchen von 600 t, zumal
auf einem mit dem größten deutschen Strom in Verbin
dung stehenden Schiffahrtsweg, gar keinen Zweifel darüber