Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

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BAUZEITUNG 
Nr. 12 
Wettbewerb Lutherhaus Ein Preis 1000 M. 
Architekten Prof. Schmohl & Stähelin und Architekt Fr. Gabriel-Stuttgart 
falls von der Arndtstraße her), das Yereinszimmer außer 
einem Eingang vom gemeinschaftlichen Yorraum einen 
besonderen von außen. Garderobe. Aborte. Das Parterre 
soll genügende Höhe haben. 
Im Souterrain; Wirtschaftsküche mit Aufzug ins 
Parterre und zum Saal. Waschküche. Bügelzimmer. Holz- 
und Kohlenställe. Geräumiger Keller mit Eisraum. 
Große Räumlichkeiten zum Aufbewahren von Stühlen, 
Tischen u. s. w. Die Treppe ins Souterrain ist so breit 
za halten, daß der Transport auch für längere Tische u. s. w. 
leicht vor sich gehen kann. 
Der Saal selbst soll im ersten Stock sein. Größe: 
Raum für 1000 Personen an Tischen. Emporen dürfen 
eingebaut werden, aber nur mäßig vorspringen. Sie sollen 
terrassenförmig angelegt sein, so daß von ihnen überall 
auf die Bühne gesehen werden kann und so, daß auf den 
Terrassen (Stufen) schmale Tische aufgestellt werden 
können. Die tragenden Säulen müssen schlank sein. Auf 
Höhe des Saalbodens ist reichlich Platz vorzusehen für 
Büfett und Aborte (letztere für beide Geschlechter ge 
nügend getrennt) und Garderoben (soweit für diese nicht 
genügender Raum im Souterrain gefunden ist). lieber 
dem Saal ist nichts mehr anzubringen, so daß sich die 
Deckenkonstruktion frei entfalten kann. An der Stirn 
seite ist eine Bühne, gehörig erhöht, von der Größe der 
Dinkelackersaalbaubühne,mit Souffleurkasten anzubringen; 
ferner 2 Ankleidezimmer übereinander auf der einen, 
1 Aufenthaltszimmer auf der andern Seite. Unter (oder 
über) der Bühne sind unauffällig und praktisch Räume 
für Aufbewahrung von Kulissen und Geräten bis zur 
Länge von 7 m anzubringen. Die Bühne soll direkten 
Ausgang haben. Für Bühne und Nebenräume ist aus 
reichende und geschickt angebrachte Beleuchtung vorzu 
sehen. Vom großen Saal sollen zwei kleinere Säle, einer 
für ca. 200 Personen, der andre für ca. 80 Personen an 
Tischen, abtrennbar sein, etwa unter der Empore der 
Breitseite, in sich einheitlich und hell. Die Abtrennungs 
wände und -gestehe sollen den Ausblick nicht hindern 
und leicht zu handhaben sein. Der Saal soll viele und 
breite Ausgänge haben (auch solche direkt ins Freie). 
Die Ausstattung des Saales ist würdig zu halten, so daß 
in demselben auch Gottesdienste abgehalten werden können. 
2. Vereins- und Wohnhaus. Souterrain: Keller. 
Holz- und Kohlenställe. Waschküche. Geräteräume. 
Parterre: 1 Mesner- und 1 Hausvaterwohnung von 3 und 
von 4 Zimmern mit Zubehör, Küche, Aborten u. s. w. 
Erster Stock: 1 großes Yereinszimmer für ca. 60 Personen 
an Tischen; 1 großes Lese- und] Schreibzimmer mit einer 
großen Wandfläche für Bibliothek. Abort. Schwestern 
station: 3 Zimmer (1 größeres Wohnzimmer und 2 kleinere 
Schlafzimmer), Küche, Abort. Zweiter und dritter Stock: 
je 1 Pfarrwohnung mit 7 Zimmern (davon mindestens 4 
wirklich groß), Badezimmer, Veranda, Küche, Speise 
kammer, Abort. Vierter Stock: 2 Mietwohnungen mit 
3 und 4 Zimmern und allem nötigen Zubehör. Dach 
stock; Bügelzimmer, genügend viel Kammern (für jeden 
Stock mindestens 2), Trockenboden, Abort. Steinerne 
Treppen. Materialaufzug. In beiden Gebäuden Gas- 
und elektrische Beleuchtung. Niederdruckdampfheizung 
(in besonderer Anlage für den Saal und in besonderer 
für AVirtschaft, Vereinslokalitäten, Kinderpflege und Lese 
zimmer, Nebenräume der Bühne sowie die AVohnungen; 
jedoch ist für letztere und die Vereinszimmer in den 
Plänen auch mit Ofenheizung [Dauerbrandöfen] zu 
rechnen). Auch im AVohn- und Vereinshaus (wie im 
Saalbau) ist darauf zu sehen, daß die Räume nicht zu 
klein bemessen werden. Für beide Bauwerke soll gelten: 
Solid und einfach. 
Die Uebertragung der Bauausführung bleibt dem Be 
schluß des Pauluskirchengemeinderats Vorbehalten, jedoch 
ist in Aussicht genommen, die Bauleitung womöglich dem 
Verfasser eines der preisgekrönten Entwürfe zu übergeben. 
Das Preisgericht, bestehend aus Oberbaurat Beger, 
Oberbaurat Eisenlohr, Oberbaurat Mayer, Architekt Kuli, 
Kanzleirat Ganzhorn, Rechnungsrat Roller, Stadtpfarrer 
Traub in Stuttgart, trat am 17. und 18. Februar zusammen 
und hatte 28 Entwürfe zu prüfen. Die miteingelieferten 
sechs Modelle wurden als nicht verlangt bei der Be 
urteilung gänzlich außer Betracht gelassen. Grund hier 
für waren, wie wir hören, sehr scharfe Schreiben hiesiger 
Architekten an das Preisgericht, die einen Ausschluß der 
Modelle verlangten. Es erscheint uns dieses Vorgehen 
eigentümlich, denn gerade in diesem vorliegenden Fall 
konnte man am besten die ganzen Massen- und Licht 
verhältnisse sowie die Terrainunterschiede an einem 
Modell genau erkennen. Ein Modell kann man genau 
nachkontrollieren, eine Perspektive weniger. Es wird 
doch niemand ernstlich glauben, daß ein aus tüchtigen 
Fachmännern bestehendes Preisgericht sich durch ein 
Modell beirren läßt. 
Eigentümlich berührte es uns übrigens, in dem Kosten 
überschlag irgendeines (nicht preisgekrönten) Projektes
	        
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