Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

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BAUZEITUNG 
Nr. 12 
bei weiterer Durcharbeitung einwandfrei gestaltet werden 
können. Störend wirkt der übermäßig entwickelte Dachreiter. 
Entwurf mit dem Kennwort „Ein Luth erdenkmal“. 
Verfasser Architekt Fr. Veil-Stuttgart. Der Entwurf zeigt 
eine klare, ziemlich reife Lösung der gestellten Aufgabe. 
Der vortrefflich ausgebildete Zugang zum großen Saal 
mit geräumiger Eingangshalle und Garderoben nebst 
Wandelhalle vor demselben bildet einen besonderen Vor 
zug. In Anbetracht des Umstandes, daß dieser Saal, 
abgesehen von den Nebensälen, in der Hauptsache nur 
abends benutzt werden soll, dürfte die etwas beschränkte 
Tagesbeleuchtung desselben nicht zu beanstanden sein. 
Dasselbe ist von der Eingangshalle zu sagen. In der 
Pfarrwohnung ist der Korridor zu knapp bemessen, ein 
Fehler, welcher leicht zu verbessern wäre. Das Aeußere 
der Gebäudegruppe zeigt eine geübte künstlerische Hand, 
Führer Prof. Schultze-Naumburg verfolge: Erhaltung der 
alten Schönheiten der Natur und Kultur mit harmonischer 
Einfügung neuer Schönheiten und betonte, um diese Ziele 
zu unterstützen und in immer weitere Kreise zu tragen, 
die Notwendigkeit von Landesorganisationen, wie sie schon 
in einer ganzen Reihe deutscher Staaten bestehen. Die 
freudige Aufnahme, die der Gedanke der Gründung eines 
Vereins für Heimatschutz bei uns gefunden, sei ein Be 
weis für dessen Bedürfnis. Die besondere Aufgabe des 
Württ. Bundes für Heimatschutz soll es nun sein, die 
Heimat gegen die mancherlei Verwüstungen, die ihr drohen, 
zu schützen und sie in ihrer natürlichen und geschichtlich 
gewordenen Eigenart zu erhalten unter Vermeidung aller 
Uebertreibungen und Berücksichtigung der Forderungen 
des modernen Lebens. Unter den letzteren verdiene Be 
achtung die täglich zunehmende Ausdehnung der Industrie; 
welcher jedoch eine einwandfreie Bewältigung des kom 
plizierten Baukörpers in künstlerischer Beziehung nicht 
durchweg gelungen ist. 
Heimatsclmtz 
Es ist just ein Jahr her, daß in Stuttgart die ersten 
Schritte zur Gründung eines Württ. Bundes für 
He imatschütz gemacht wurden. Dank emsiger, unver 
drossener Arbeit sind die Vorbereitungen so voran 
geschritten, daß am 12. d. M. zur Bildung des Bundes 
geschritten werden konnte. Die zu diesem Zweck in den 
Festsaal der „Bauhütte“ einberufene Versammlung war 
zahlreich besucht und nahm mit sichtlichem Interesse die 
Ansprache des Universitätsprofessors Dr. Fuchs-Tübingen 
entgegen, der an Stelle des verhinderten Direktors P. Schmohl 
den Vorsitz führte. Redner besprach die Bestrebungen, 
die der Deutsche Bund für Heimatschutz unter seinem 
es sei eine der schwerwiegendsten Fragen, wie bei der 
neuen industriellen Entwicklung eine neue, sozial und 
künstlerisch befriedigende Gestaltung der Ansiedlung in 
Stadt und Land herbeizuführen sei. Der Redner kam 
des weiteren auf den vom Ministerium des Kirchen- und 
Schulwesens ins Leben gerufenen staatlichen Landes 
ausschuß für Heimatschutz zu sprechen und meinte, daß 
durch dessen Schaffung die Gründung eines besonderen 
Bundes für Heimatschutz durchaus nicht überflüssig ge 
worden, beide Organisationen können sich vielmehr er 
gänzen und einander in die Hände arbeiten. Die klare 
und überzeugende Darlegung schloß mit einem warmen 
Appell an die weltberühmte Liebe und Treue des Schwaben 
zu seiner Heimat, die sich auch hier im Lande Schillers, 
Uhlands und Hauffs glänzend betätigen werde in der 
Rückführung zu einer in dem schwäbischen Boden wurzeln 
den nationalen Kultur. Wie sehr die Gedanken des Redners 
sich mit der Stimmung der Versammlung deckten, bewies
	        
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