STUTTGART
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Mai 1913
FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN-HESSEN-GL
SHSS- LOTHRINGEN-
Inhalt: Umbau des alten Pragtunnels zwischen Stuttgart und Feuerbach. — Neuerungen
auf dem Gebiet des Innenwandputzes. — Vereinsmitteilungen. — Der Bahnumbau in Eß
lingen und seine Folgen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien.— Bücher.
Alle Rechte Vorbehalten.
Umbau des alten Pragtunnels zwischen Stuttgart und Feuerbach
Der auf der Hauptbahnlinie Stuttgart-Bretten zwischen
Stuttgart und Feuerbach gelegene 828,6 in lange, zwei
gleisige Pragtunnel wurde in den Jahren 1843 bis 1846
erbaut. Die Ausführung erfolgte nach dem Profil, Abb. 1.
Das lichte Raumprofil des Tunnels war für die spätere
Umgrenzung des lichten Raumes für Haupteisenbahnen
bald nicht mehr genügend. Um das Profil zu verbessern,
mußten im Jahre 1889 die beiden Gleise in dem Tunnel
Achsabstand von 18 m parallel zum alten Tunnel ge
führten neuen Pragtunnels in den Jahren 1908 bis 1910
in unerwarteter Weise zu. Der alte Tunnel mußte zum
Teil durch einen hölzernen Einbau gesichert und schließ
lich eingleisig betrieben werden.
Nach Fertigstellen des neuen, zweiten Pragtunnels,
der infolge des Umbaues und der Erweiterung des Haupt
bahnhofes Stuttgart und des viergleisigen Ausbaues der
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um 20 cm tiefer gelegt werden. Abgesehen von den
mangelhaften Profilverhältnissen traten in der Folge an
dem Tunnel gewisse Alterserscheinungen auf, wie sie auch
anderwärts an alten Tunnels beobachtet werden. Die
Ursachen dieser Erscheinungen sind im Wesentlichen das
Durchsetzen des Mauerwerks mit Feuchtigkeit infolge
mangelnder Dichtung, das Auswaschen der Fugen durch
Sickerwasser, die Zerstörung der Mauersteine und des
Mörtels durch die Rauchgase, ungünstige Einwirkungen
des Frostes, Aenderungen in den Druckverhältnissen usw.
Es zeigten sich bei den Fundamenten und Widerlagern,
insbesondere an nassen Stellen, zunächst kleine Ver
schiebungen gegen die Tunnelachse, die die Umgrenzung
des lichten Raumes noch mehr beeinträchtigten. Waren
diese Verschiebungen möglicherweise schon durch die
oben beschriebene Tieferlegung der Gleise begünstigt
worden, so nahmen sie während des Baues des mit einem
Linie Stuttgart-Ludwigsburg erforderlich wurde, konnte
der alte Tunnel außer Betrieb genommen und der schon
früher ins Auge gefaßte Umbau alsbald eingeleitet werden.
Da der neue Tunnel nur eine Länge von 680 m erhalten
hatte, so wurde auch der alte Tunnel beim Umbau durch
Kürzung auf der Südseite um 148,6 m auf dieses Maß
gebracht.
Die Achse des alten Tunnels wurde beim Umbau
beibehalten, der Abstand der beiden Gleise auf 3,70 m
festgesetzt. Der lichte Tunnelquerschnitt ist derart be
stimmt, daß der kleinste Spielraum zwischen Leibung und
Umgrenzungslinie des lichten Raumes mindestens 30 cm
beträgt. Die lichte Weite in Kämpferhöhe mißt 8,8 m;
die lichte Höhe über der Schwellenoberkante 6,187 m.
Abb. 2. Sie ist um 0,31 m geringer als bei dem neuen
Tunnel. Um die beiden Tunnelportale gleichmäßig zu
gestalten, ist die lichte Höhe im umgebauten Tunnel auf