BAUZEITUNG
Erdgeschoßgrundriß
Handwerkskammergebäude Konstanz
Obergeschoßgrundriß
Architekt Dipl.-Ing. Fr. Wielandt-Konstanz
Schwenkbüge und die damit
zusammenhängenden
Konstruktionsglieder
Mancher Leser der Ueberschrift wird denken, kann
man denn über diese stets in selbstverständlicher Weise
angewendeten Konstruktionsglieder noch etwas schrei
ben ? s
Auf allen Bühnenräumen unserer Gebäude können wir
sie einer kritischen Betrachtung unterziehen. Derjenige,
der sich in der Festigkeitslehre ein gewisses Verständnis
angeeignet hat, wird bei einem solchen Rundgang selten
befriedigt sein.
Was ist denn der Zweck dieser unscheinbaren Hölzer,
und wann werden sie vorteilhaft angewendet? 1. Der
Hauptzweck ist der, daß man durch Anordnung der
Schwenkbuge die Stützweite der Pfetten verkürzt. Da
durch werden die Biegungs- und Widerstandsmomente
und schließlich die nötigen Pfettenquerschnitte kleiner.
2. Die Schwenkbüge sollen ferner den nicht in vertikaler
Richtung angreifenden Kräften (Winddruck) entgegen
wirken, d. h. eine Verschiebung der vertikalen Glieder
(Pfosten) aus der Vertikalrichtung verhindern. 3. Ein
großer Vorteil der Schwenkbuganordnung ist der, daß
man mit der Stellung der Pfosten am Fußende freie Wahl
hat. Man kann die Pfosten, um unnötige Biegungs-Bean
spruchungen in den Gebälken zu vermeiden, auf einer
Wand, einem Unterzug, oder allgemein gesagt, auf einer
im unteren Stockwerk unterstützten Stelle aufsetzen. Die
Handwerkskammergebäude Konstanz Lageplan
Architekt Dipl.-Ing. Fr. Wielandt-Konstanz
austragenden Pfettenenden werden dann durch Schwenk
büge in beliebigen Längen unterstützt.
Zu 1. Bei dem Abbinden ist darauf zu achten, daß die
Pfette nur auf den Schwenkbügen, dagegen nicht auf den
Pfosten aufsitzt. Letzteres ist deshalb nicht nötig, weil
über den Pfosten in der Regel noch ein negatives Bie
gungsmoment auftritt. (S. Diagramm der Biegungs
momente.) Am sichersten erreicht man dies dadurch, daß
man vor dem Reißen der Schwenkbüge zwischen Pfosten
und Pfette ein ca. 8 mm starkes Holz legt und erst dann
die beiden Hölzer mittelst Klammhaken zusammenzieht.
In diesem Zustande können die Schwenkbüge gerissen
und dann abgebunden werden. Beim Aufschlagen wird
sich dann zeigen, daß die Pfette wie gewünscht nicht auf
dem Pfosten aufsitzt und der Zapfen hat nur noch den
Zweck der Führung. In Fig. 1 ist diese Konstruktion dar
gestellt.
Fig. 2 stellt die leider zu häufig vorkommende, sinn
lose Konstruktion dar. Die Entfernung von Schwenkbug
zu Schwenkbug kann jetzt nicht als Stützweite in die Be
rechnung der Pfettenstärke eingeführt werden, man ist
vielmehr gezwungen, den Abstand von Pfostenmitte zu
Pfostenmitte als Stützweite zu betrachten. Die Schwenk
büge haben demnach in diesem Falle keinen Zweck und
könnten anstandslos entfernt werden.
Nr. 32
Pissoir, Garderobe. Die Höhe beider Geschosse zusam
men von Oberkante zu Oberkante Fußboden gemessen,
soll 7,50 m betragen. Das Dachgeschoß, 2,80 m
hoch von Oberkante zu Oberkante Fußboden, soll ent
halten: 1. eine Dienstwohnung von vier Zimmern und
Küche für den Assistenten; 2. eine kleinere Wohnung für
den Diener; 3. mehrere Kammern; 4. einen Reißboden
für Uebungskurse der Zimmerleute; 5. einen weiteren für
Uebungskurse oder Ablegung von Arbeitsproben ver
wendbaren Raum. Die Fassaden des Gebäudes sind als
einfache Verputzfassaden unter sparsamer Verwendung
von Hausteinen oder Vorsatzzement zu gestalten. Be
sonderer Wert ist auf schöne und der Lage angepaßte,
ruhige Gesamtwirkung zu legen. Kostspieligere Archi
tekturen sind zu vermeiden.