252
BAUZEITUNG
Nr. 32
bauten unserer Vorfahren, so bemerken wir, daß sie die
Pfetten meistens etwas über den Pfosten vorspringen
ließen. An dieser Stelle sei an die alten Schleppdach
läden erinnert.
Außerdem sollte streng darauf gesehen werden, daß
nicht zu vermeidende Wechsel, welche Pfosten zu tragen
haben, nicht mittelst Einplattung, sondern mittelst
Zapfen in die Längsbalken eingehängt werden. Bekannt
lich müssen die Balken beim Plattenwechsel nach Fig. 6
in den oberen Faserschichten, die die größten Druck
spannungen aufzunehmen haben, verschwächt werden.
Durch die Zapfenlöcher eines Zapfenwechsels dagegen
(s. Fig. 7) werden die Faserschichten direkt unter und
über der Neutralfaserschichte verschwächt. Je mehr sich
aber eine Faserschichte der Neutralfaserschichte nähert,
desto weniger Druck- oder Zugkräfte wirken in derselben.
Die Querschnittsverminderung Fig. 7 hat demnach lange
nicht denselben Tragfähigkeitsverlust, wie die in Fig. 6
zur Folge.
Erwähnenswert ist noch, daß bei der Konstruktion
Fig. 5 der in Fig. 4 gezeichneten gegenüber 1 Pfosten weg
fällt und der Bühnenraum dadurch geräumiger wird.
Unsere Arbeitszeichnungen enthalten leider, einzelne Fälle
jedoch ausgenommen, keine näheren Angaben über die
fraglichen Konstruktionen. Es ist vielmehr in der Regel
den Zimmerpolieren die Anordnung dieser überlassen.
Wünschenswert ist es deshalb, die Zimmerpoliere in vor
stehendem Sinne zu unterrichten. Wilhelm Förstner.
Amtskorporalionsgebäude in
Nürtingen a. N.
Architekt Oberamtsbaumeister Gwinner-Nürtingen
Die Oberamtspflege und die Oberamtssparkasse waren
in unzulänglichen Räumen untergebracht und war daher
Ersatz durch einen Neubau zu beschaffen. Als Baustelle
wurde ein günstig gelegener Eck-Bauplatz an der Bahn
riG.e.
hof- und Schillerstraße gewählt, der allerdings infolge
seiner tiefen Lage die Aufgabe des Architekten ziemlich
erschwerte. Bei der Projektierung des Neubaus wurde
eine harmonische Anpassung an die Umgebung ange
strebt und es ist gelungen, dem neu erstehenden Stadtteil
nördlich vom Bahnhof, in welchem gegenwärtig das
Realprogymnasium erbaut wird, eine gefällige Baugruppe
zu schaffen. Das Gebäude zeigt bei freier Eckgruppie
rung moderne einfache Formen und ist zweigeschossig.
Die Hauptfront liegt an der Schillerstraße; der Hauptein
gang an der Ecke der Bahnhof- und Schillerstraße. Ein
Quergiebel und ein Vorbau an der Schillerstraße beleben
die Hauptfassade.
Im Erdgeschoß des Neubaues befindet sich der Be
zirksratssaal mit Beratungszimmer, die Oberamtspflege
mit Gehilfenzimmer, ein- Zimmer für den Kontrolleur, eine
Registratur, das Parteien- und Wartezimmer, sowie die
Nebenräume. Im ersten Stock sind die Wohnräume des
Oberamtspflegers und Oberamtssparkassiers je mit beson
deren Zugängen und Treppen. In den beiden Unter
geschossen und dem Dachgeschoß sind Registraturen,
sowie Nebenräume für Aemter und Wohnungen.
Bezüglich der Ausführung des Gebäudes wäre Fol
gendes zu bemerken: Für den Sockel des Gebäudes ist an
den Straßenseiten Sandstein (Keuper und Bonebed), an
den Rückseiten Beton mit Verputz gewählt worden, vom
Sockel aufwärts hat das Gebäude einen gestockten Putz
aus hellgelber Terranova erhalten unter Verwendung von
Sandstein für Fensterumrahmungen, Gesimse usw. Der
Schmuck der Fassaden beschränkt sich auf den Haupt
eingang und die beiden Eingänge für die Wohnungen,
welche in Sandstein ausgeführt und mit Flachreliefs (Wap
pen usw.) versehen worden sind. Das Dach ist mit Biber
schwänzen gedeckt. Das Gebäude hat massive Decken
(Securahohlsteine zwischen eisernem Gebälk), die Vor
hallen, Gänge und Aborte haben genarbte Steinzeugplat
tenbeläge, die Kanzleien und Wohnräume Linoleumbeläge
auf Estrich. Die Ausschmückung des Innern wurde mit
rio, 7.