Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1913)

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BAUZEITUNG 
Nr. 32 
bauten unserer Vorfahren, so bemerken wir, daß sie die 
Pfetten meistens etwas über den Pfosten vorspringen 
ließen. An dieser Stelle sei an die alten Schleppdach 
läden erinnert. 
Außerdem sollte streng darauf gesehen werden, daß 
nicht zu vermeidende Wechsel, welche Pfosten zu tragen 
haben, nicht mittelst Einplattung, sondern mittelst 
Zapfen in die Längsbalken eingehängt werden. Bekannt 
lich müssen die Balken beim Plattenwechsel nach Fig. 6 
in den oberen Faserschichten, die die größten Druck 
spannungen aufzunehmen haben, verschwächt werden. 
Durch die Zapfenlöcher eines Zapfenwechsels dagegen 
(s. Fig. 7) werden die Faserschichten direkt unter und 
über der Neutralfaserschichte verschwächt. Je mehr sich 
aber eine Faserschichte der Neutralfaserschichte nähert, 
desto weniger Druck- oder Zugkräfte wirken in derselben. 
Die Querschnittsverminderung Fig. 7 hat demnach lange 
nicht denselben Tragfähigkeitsverlust, wie die in Fig. 6 
zur Folge. 
Erwähnenswert ist noch, daß bei der Konstruktion 
Fig. 5 der in Fig. 4 gezeichneten gegenüber 1 Pfosten weg 
fällt und der Bühnenraum dadurch geräumiger wird. 
Unsere Arbeitszeichnungen enthalten leider, einzelne Fälle 
jedoch ausgenommen, keine näheren Angaben über die 
fraglichen Konstruktionen. Es ist vielmehr in der Regel 
den Zimmerpolieren die Anordnung dieser überlassen. 
Wünschenswert ist es deshalb, die Zimmerpoliere in vor 
stehendem Sinne zu unterrichten. Wilhelm Förstner. 
Amtskorporalionsgebäude in 
Nürtingen a. N. 
Architekt Oberamtsbaumeister Gwinner-Nürtingen 
Die Oberamtspflege und die Oberamtssparkasse waren 
in unzulänglichen Räumen untergebracht und war daher 
Ersatz durch einen Neubau zu beschaffen. Als Baustelle 
wurde ein günstig gelegener Eck-Bauplatz an der Bahn 
riG.e. 
hof- und Schillerstraße gewählt, der allerdings infolge 
seiner tiefen Lage die Aufgabe des Architekten ziemlich 
erschwerte. Bei der Projektierung des Neubaus wurde 
eine harmonische Anpassung an die Umgebung ange 
strebt und es ist gelungen, dem neu erstehenden Stadtteil 
nördlich vom Bahnhof, in welchem gegenwärtig das 
Realprogymnasium erbaut wird, eine gefällige Baugruppe 
zu schaffen. Das Gebäude zeigt bei freier Eckgruppie 
rung moderne einfache Formen und ist zweigeschossig. 
Die Hauptfront liegt an der Schillerstraße; der Hauptein 
gang an der Ecke der Bahnhof- und Schillerstraße. Ein 
Quergiebel und ein Vorbau an der Schillerstraße beleben 
die Hauptfassade. 
Im Erdgeschoß des Neubaues befindet sich der Be 
zirksratssaal mit Beratungszimmer, die Oberamtspflege 
mit Gehilfenzimmer, ein- Zimmer für den Kontrolleur, eine 
Registratur, das Parteien- und Wartezimmer, sowie die 
Nebenräume. Im ersten Stock sind die Wohnräume des 
Oberamtspflegers und Oberamtssparkassiers je mit beson 
deren Zugängen und Treppen. In den beiden Unter 
geschossen und dem Dachgeschoß sind Registraturen, 
sowie Nebenräume für Aemter und Wohnungen. 
Bezüglich der Ausführung des Gebäudes wäre Fol 
gendes zu bemerken: Für den Sockel des Gebäudes ist an 
den Straßenseiten Sandstein (Keuper und Bonebed), an 
den Rückseiten Beton mit Verputz gewählt worden, vom 
Sockel aufwärts hat das Gebäude einen gestockten Putz 
aus hellgelber Terranova erhalten unter Verwendung von 
Sandstein für Fensterumrahmungen, Gesimse usw. Der 
Schmuck der Fassaden beschränkt sich auf den Haupt 
eingang und die beiden Eingänge für die Wohnungen, 
welche in Sandstein ausgeführt und mit Flachreliefs (Wap 
pen usw.) versehen worden sind. Das Dach ist mit Biber 
schwänzen gedeckt. Das Gebäude hat massive Decken 
(Securahohlsteine zwischen eisernem Gebälk), die Vor 
hallen, Gänge und Aborte haben genarbte Steinzeugplat 
tenbeläge, die Kanzleien und Wohnräume Linoleumbeläge 
auf Estrich. Die Ausschmückung des Innern wurde mit 
rio, 7.
	        
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