Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1913)

302 
BAUZEITUNG 
Nr. 38 
Feuerbeständigkeit der Schofer- 
brandsteine 
Von Oberingenieur Carl Morgenstern-Stuttgart 
Daß die patentierten Schofer-Verbund-, Rauch- und 
Lüftungskamine aus einem neuen Baumaterial hergestellt 
werden, welches aus Ziegelkleingeschläg mit Portland 
zement in gewisser Mischung besteht, mit Eisen oder 
Stahl armiert ist, und nach patentiertem Verfahren geformt 
sind, dürfte genügend bekannt sein. Auch die vorteil 
haften Ergebnisse verschiedener, von staatlichen Material 
prüfungsanstalten durchgeführten Untersuchungen auf 
Druck-, Stand- und Feuerfestigkeit der Schoferfabrikate 
sind bekannt, noch nicht aber Feuerproben, welche dieses 
Schornsteinbaumaterial durch die Praxis, durch Brände, 
auszuhalten hatte, deren Resultate über den Ergebnissen 
jeder Laboratoriumsversuche gestellt werden müssen, weil 
hier die absolute Beständigkeit gegen höchste Gewalt 
einwandfrei bewiesen wird. 
Wir sind nun in der Lage, über den Fall einer Feuer 
probe von Schoferbrandsteinkaminen bei Gelegenheit 
eines Brandfalles zu berichten und unseren Bericht durch 
Zeichnungen und Bilder zu belegen. 
Am 2. November 1912 tobte in Singen (Amt Durlach) 
ein großer Brand, dessen ganze Gewalt sich gegen eine 
Laboratoriumswand richtete, in welche patentierte Schofer- 
kamine bündig mit der Aussenkante der Wand und diese 
7 m überragend, eingebaut waren, die nachstehenden 
Jllustrationen zeigen den Verlauf dieses äußerst interes 
santen Falles. 
Der Grundriß (Fig. 1) zeigt, daß das neben einem 
Laboratorium befindliche Lager von Maschinenöl und 
Maschinenfett in Fässern, sowie eine dahinter liegende 
große mit Heu und Stroh gefüllte Scheuer abge 
brannt sind. 
Figur 2 zeigt das Laboratoriumsgebäude nach dem 
Brande mit dem in seine obere Stirnwand eingebauten 
und zirka 7 m über Dach ragenden patentierten Schofer- 
kaminen, unbeschädigt und vollständig gebrauchsfähig, 
ohne jede Reparatur. 
Figur 3 zeigt den Zustand der Wand, in welche das 
Schoferkamin bündig eingebaut ist, nach dem Brand. 
Aus den Bildern ist ersichtlich, daß die dem ver 
heerenden Feuer des Maschinenöls, Maschinenfetts, Heu 
und Strohs stundenlang ausgesetzten patentierten Sch ofer- 
Brandsteinkamine, trotz der hohen Glut und lang 
dauerndem Spritzen, vollständig unversehrt geblieben sind, 
während, wie Figur 3 deutlich zeigt, die Backsteine der 
Feuerwand empfindlichen Schaden und Zerstörungen er 
litten haben. 
Bei den Backsteinen der Mauerung ist dem Feuer nur 
eine kleine Angriffsfläche meist 12 cm X 6,5 cm ausgesetzt 
gewesen, trotzdem sind sie zerstört und abgesprungen, 
die Schoferkaminsteine haben eine Angriffsfläche 
von 98 cm resp. 72 cm Breite, sind oben über dem Mauer 
zug im ganzen Querschnitt freiliegend, an demselben hat 
das starke Feuer und Spritzen keinerlei Schaden verursacht. 
Der dem Feuer ausgesetzte Backstein hat durch Er 
glühen und die Abkühlung beim Spritzen eine Molekular- 
Veränderung durchgemacht, welche Spannungsauslösungen 
verursacht, die plötzlich auftretend, das Zerspringen der 
starken Backsteine und ihr Abbröckeln verursachen. 
Figur 2.
	        
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