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BAUZEITUNG
Nr. 46
Die Sartorius-Werke auf der I. B. A. Leipzig 1913
Die Sartorius-Werke zeigten in der Halle eine Aus
stellung derjenigen ihrer feinmechanischen Fabrikate, die
besonders den Baufachmann interessierten. Es waren
ausgestellt Universalinstrumente. Theodolite, Nivellier
instrumente, Winkelspiegel, Prismen, Auftragsinstrumente
und Zeichenutensilien, sowie Wagen und Gewichte für
Materialprüfung.
Dem Beschauer fielen sofort die modernen geodätischen
Instrumente ins Auge. Schon seit Jahren hatten die Sar
torius-Werke erkannt, daß den neuen leichten kompen-
diösen Typen die Zukunft gehöre. Umfangreiche lang
wierige Konstruktionsversuche waren darauf zugeschnitten,
die Schwerfälligkeit auszumerzen und gleichzeitig elegan
tere Formen zu gewinnen. Dies wurde einerseits erreicht
durch neue optische Systeme, sodann durch Verwendung
von Leichtmetallen und leichtere Formengebung. Seit
einiger Zeit sind nun die Versuche abgeschlossen und die
neuen Typen eroberten sich den Weltmarkt.
Die Instrumente haben elegantes Aussehen in Schwarz-
Weiß, sämtliche blanken Messing- und Rotgußteile sind
dauerhaft vernickelt; durch Einkapselung aller empfind
lichen Teile und konstante Länge des Fernrohrs sind die
Instrumente staub- und wasserdicht.
Es waren mehrere Modelle des Nivellierinstrumen
tes I ausgestellt (Figur 1), welches vermöge seiner star
ken und gedrungenen Konstruktion besonders für Ni-
modernen Einrichtungen wie Nr. 1 versehen, nur ist statt
der einfachen Libelle eine Wendelibelle angebracht und
die optische Einrichtung des Fernrohrs ist eine ent
sprechend feinere.
In Theodoliten waren gleichfalls beachtenswerte Neu
heiten ausgestellt; auch bei diesen Instrumenten sind die
Fernrohre von unveränderlicher Länge; große Lichtstärke,
Okulare mit Dioptrienteilung, staub- und wasserdichte
Abschließung aller empfindlichen Teile zeichnen diese
Konstruktionen aus. Der Theodolit I hat einen Teilungs
durchmesser von 12 cm, die Modelle II und 111 einen
solchen von 15 und 20 cm. Den präzisesten Anforde
rungen wurden die ausgestellten astronomischen In
strumente gerecht, die schon im äußeren die subtile Her
stellung erkennen ließen.
Den Baufachmann werden vielleicht noch die einfachen
Handinstrumente zum Abstecken rechter Winkel interes
sieren. Wir sahen hier den alten Winkelspiegel, der durch
neuartige Spiegelanordnungen derart zu einem neuen
Modell „Abma“ vervollkommnet wurde, daß er das Ab
szissenmaß bei Absteckungen rechter Winkel unmittelbar
als Spiegelbild zeigt, also sofort den Fußpunkt anzeigt.
Unsere Figur 2 läßt dies erkennen, c zeigt das Spiegel
bild der Backe in der Fluchtlinie; b ist die reelle anvi-
Fig. l
vellements bei Bauausführungen im Hoch- und Tiefbau
zu empfehlen ist. Libellen und Fernrohrgehäuse sind
aus einem Stück gegossen; die Libelle ist also sehr ge
schützt gelagert und eine Glasplatte im Gehäuse er
möglichtauch bei ungünstiger Witterung ein Beobachten
der Libelle. Das Fernrohr ist sehr lichtstark, hat 20 fache
Vergrößerung, orthoskopisches Okular mit Dioptrien
teilung, sowie Glasstrichkreuz mit Entfernungsmesser.
Fig. 2. Winkel
spiegel „Abma“
sierte Backe im Gelände. Indem darüber angeordneten
schrägen Spiegel gibt der Haarstrich den Fußpunkt des
Abszissenmaßes aüf dem Fußboden an. An Prismen sahen
wir außer den älteren dreiseitigen Prismen das Pentagon
prisma und ein totalreflektierendes Prisma onhe Spiegel
belag. Der wesentlichste Vorzug der Prismen ist der,
daß sie niemals justiert zu werden brauchen und beson
ders das totalreflektierende Prisma infolge Fortfall des
Spiegelbelags von fast unbegrenzter Haltbarkeit ist.
Die üblichen Längenmeßwerkzeuge, Absteckstäbe und
Nivellierlatten waren ebenfalls in mustergültiger Aus
führung vorhanden.
Ein einfacheres Nivellierinstrument ist das Taschen-
Nivellierinstrument; bei diesem Instrument vermag der
Beobachter vom Okular aus gleichzeitig Bild und Libelle
zu beobachten, außerdem ist eine Wendelibelle vorhanden,
welche auch ein Arbeiten bei nicht justiertem Instrument
ermöglicht.
Empfindlichere Instrumente für Präzisions-Nivellements
sind die Typen II und III. Diese sind mit denselben
Während wir uns nun bisher besonders dem geodä
tischen Teil der Ausstellung zugewandt hatten, wollen
wir noch einen Blick auf die ausgestellt gewesenen ana
lytischen Wagen und Gewichte der Firma werfen, welche
vorwiegend der Materialprüfung dienen. Die Sartorius-
Wagen sind nach dem kurzen schnellschwingenden System
gebaut, welches durch die Firma Sartorius erst die weiteste
Verbreitung gefunden hat.