Stuttgart, 1. Februar 1913
Inhalt: Der Bau des Stadtbades zu Pforzheim. — Die zentralen Tarifverhandlungen. — Die Bedeutung der Internationalen Baufach-
Ausstellung. — Zulassung zur staatlichen Bauwerkmeisterprüfung in Württemberg. — Vereinsmitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine
Mitteilungen. — Personalien. — Bücher. — Sprechsaal.
(Schluß.) Der Bau des Sladtbades zu Pforzheim
Von Stadtbaumeister Alfred Roepert-Pforzheim
Vom Hauptvestibül aus betritt man von der Männer
und von der Frauenseite aus die Schwitzbäder. In nächster
Nähe des Eingangs befinden sich zu beiden Seiten Ruhe
räume, die durch einen Verbindungsgang untereinander
zugänglich sind. Es sind zusammen 11 Auskleidezellen
mit Ruhebetten und 3 desgl. ohne solche vorhanden.
Jede Zelle ist 2,20 m lang und 1,70 m breit.
Die Wannenbäder dritter Klasse für Männer befinden
sich im Erdgeschoß hinter der Männerschwimmhalle und
diejenigen für Frauen im Untergeschoß auf der Frauen
seite. Alle übrigen Wannenbäder sind im ersten Ober
geschoß untergebracht. Es sind im Ganzen 41 Stück
vorhanden und zwar sind dieselben derart angelegt, daß
je nach Bedarf einzelne Zellen der männlichen Abteilung
in Verbindung mit denjenigen der weiblichen Abteilung
und umgekehrt benutzt werden können, ln der Mitte
der Wannenabteilung sind die verschiedenen medizinischen
Bäder untergebracht.
Die Brausebäder befinden sich im Untergeschoß. Es
sind 2 Brausebäder und 6 einfache Wannenbäder für
Frauen und 15 Brausebäder für Männer vorhanden. Im
Licht-, Luft- und Sonnenbad befindet sich in der Mitte
des ausgedehnten Platzes ein 3 m langes, 1,75 m breites
und 50 bezw. 65 cm tiefes Wasserbassin angeordnet, dem
ein Brausebad und ein Fußwaschbecken vorgelagert ist.
ln Verbindung mit dem Bassin ist eine Zapfstelle für Trink
wasser vorgesehen. Als Inventar sind im Luftbad: Liege
stühle, Hängematten aus Segeltuch, bequeme Sessel,
Schaukelringe, Hanteln, Sprungbretter, Sprungböcke usw.
Der Erfrischungsraum besteht aus einer Kaffee- und Tee
küche und einem geräumigen Restaurationslokal.
Die Wäschereianlage hat ihren Platz im Unter
geschoß. Es sind für diese große mit reichlich Licht
und Luft versehene Hallen vorhanden, in welchem
zahlreiche Apparate und Maschinen Aufstellung ge
funden haben.
Die Erwärmung der Räume erfolgt durch Zuführung
angewärmter Luft und durch die Anordnung örtlicher Heiz
körper, die teils mit Niederdruckdampf mit einer Span
nung von 0,1 Atm. und teils mit Mitteldruckdampf mit
einer Spannung von 1,5 Atm. gespeist werden.
Für die gesamte Badeanstalt wurde eine Pulsionslüftung
und eine Aspirationslüftung vorgesehen. Die Frischluft
zuführung für erstere Lüftungsart erfolgt von dem Enz-
flusse aus, indem die Luft durch die in der Ufermauer
gelassenen Oeffnungen in die unter der Jägerstraße und
unter dem Vestibül liegenden Räume eintritt, und von hier
nach den rechts und links vom Turm im Kellergeschoß
gelegenen Heizkammern mittels elektrisch angetriebenen
Ventilatoren angesaugt wird.
Stadtbad Pforzheim Vestibül
X. Jahrgang. Nr. 5
Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen,
Elsaß-Lothringen