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BAUZEITUNG
Nr. 13
Entwürfe für ein Schulhaus
in Köngen
Die Gemeinde Köngen (2580 Einwohner) steht vor
der Aufgabe, ein neues Schulhaus zu erbauen und hat
3 Architekten des Bezirks eingeladen, Entwürfe dafür ein
zureichen. Das Schulhaus soll enthalten: 3 Schulsäle und
1 Zeichensaal, ein Amtszimmer für den Schulvorstand,
ein Lehrerzimmer, einen Raum für Lehrmittel, im Souterrain
auch dieser Einzelfall keine Veranlassung gibt, die Auf
fassung, daß die Beurteilung von Entwürfen für öffent
liche Bauten auch ohne Zuziehung von Sachverständigen
vorgenommen werden kann, zu widerlegen, so sprechen
doch gegen eine solche Uebung gewisse, ernst zu
nehmende Bedenken. Es liegt im Interesse der beteilig
ten Architekten und der Gemeinden selbst, wenn die
letzteren bei solchen Aufgaben sich des Rats eines Sach
verständigen, welcher der Sache sonst neutral gegenüber
steht, vergewissern.
Schulhaus
Köngen
Wett
bewerbs-
Entwurf
Schaubild
und
Erdgeschoß-
Grundriß
Verfasser;
Architekt
Albert
Gänzle-
Eßlingen
Aesthetische Fragen in der Baukunst
ein Schülerbad, im Dachstock 2 Zimmer für Unterlehrer,
dazu noch 2 Kammern. Zwischen dem alten und dem
neu zu errichtenden Schulhaus soll eine Turnhalle und
die Schüler-Aborte erstellt und der freibleibende Raum
als Turn- und Spielplatz angelegt werden. Auch vor
dem neuen Schulhaus soll möglichst ein freier Platz ge
schaffen werden. Bei dem Neubau, der mit Gas- oder
Zentralheizung versehen werden soll, war auf eine spätere
Erweiterung von 8—10 Schulsälen Rücksicht zu nehmen.
Als Baukosten hat man ca. 80000 M. in Aussicht ge
nommen. Von den Bewerbern soll derjenige, dessen
Entwurf am besten gefalle, die Ausführung bekommen,
während die andern zwei eine Entschädigung erhalten
sollen. Zur Beurteilung der Pläne hatte man einen Sach
verständigen nicht beigezogen, es kam also allein auf
das Urteil der bürgerlichen Kollegien an. Diese sprachen
sich für die Reihenfolge der Entwürfe aus, wie sie in
der Veröffentlichung von uns eingehalten ist. Wenn uns
Ueber Aesthetik in der Architektur und dem Kunst
gewerbe ist schon so viel gesagt und geschrieben worden,
daß es fast langweilig erscheinen mag, nochmals darauf
einzugehen. Durch oftes Wiederholen haben sich Schlag
wörter herausgebildet, mit denen heute fast jeder Laie her
umjongliert, ohne ihren tieferen Sinn recht zu verstehen.
Zurück zu Natur, Einfachheit der Form, Zweckmäßigkeit
der Konstruktion, Materialechtheit, Qualitätsarbeit u. v.
m. hört man wohl täglich erörtern, aber die Wege, die zur
Erfüllung dieser Forderung führen, sind noch wenigen
bekannt, sie sind noch ungeebnet.
Bis zur Erfüllung dieser neuzeitlichen Bestrebungen
harren noch martche Vorbedingungen ihrer Erledigung.
Es muß mit Freuden hervorgehoben werden, daß einzelne
Künstler und Künstlergruppen sowie der sich immer mehr
ausbauende Werkbund darin zielbewußte Arbeit leisten,