2. Mai 1914
BAUZEITUNG
139
Abb. 3 (Projekt II)
Das technisch-künstlerische Prinzip des Körnig-
machens geht also von dem Betonzuschlagstoff aus. Da
man unter Korn immer nur Kleinkörper von einer gewissen
Rundung versteht, so liegt auf der Hand, daß nicht jeder
beliebige Beton für das Körnigmachen geeignet ist. Für
die Anwendbarkeit dieser Schmucktechnik ist erste Mate
rialbedingung, daß der Zuschlagstoff keine scharfen Ecken
und Kanten hat, sondern die von jeder Körnung begriff
lich untrennbare Rundung der Form im einzelnen auf
weist. Der sonst für Betonzwecke so häufig als Zuschlag
stoff gewählte kantige Schlägelschotter wäre also für die
Zwecke des Körnigmachens eine absolut ungeeignete Mate
rialgrundlage. Eine weitere Forderung für die Schön
heitswirkung der körnigen Betonfassade ist die Gleichmäs-
sigkeit der Flächenbelebung. Denn wo das Korn nicht
wenigstens eine durchschnittlich vorherrschende Größen
einheit aufweist, sondern einem darin allzu erhebliche
Unterschiede in der Fassade aufdrängt, wirkt die Flächen
körnung nicht in selbstsicherer Lebhaftigkeit, sondern wie
in ordnungsloser Unruhe. Wohltuende Flächenverschöne
rung ist dann also vom Körnigmachen nicht zu erwarten.
Demnach gilt als zweite hier an den Betonzuschlag zu
stellende Materialbedingung, daß wir dazu feinen, höch
stens mittelfeinen Baustoff zur Verfügung haben.
Das Körnigmachen selbst nun wird eingeleitet durch
Bearbeitung der meist recht auffallenden Unregelmäßig
keiten, die sich an den Stellen der starken Schalungsfugen
zeigen. Diese werden mit dem Krönelhammer gründlich
übergangen, was gewissermaßen die Vorbehandlung der
Fläche vor dem Körnigmachen ist. Sofort hieran schließt
sich dann die körnige Verschönerungsarbeit, die zunächst
in einem leichten, aber planmäßigen Aufhämmern besteht.
Zwar kann das von Hand aus gemacht werden, ist dann
aber sehr mühsam, weil unbedingt auf möglichste Gleich
mäßigkeit in Stärke und Verteilung der Schläge hinzu
arbeiten ist. Schon durch den dafür erforderlichen Zeit
aufwand würde das Körnigmachen allzusehr und unnötig
verteuert. Man bedient sich daher für diese Arbeit des
pneumatischen Bossierhammers. Bei einiger Geschick
lichkeit in seiner Handhabung kann man Stärke und Dich-
i/rwe/if M ( Vogelvmhvgenpro/t
aaa^SSSi
Abb. 4 (Projekt III)