■ 9. Mai 1914
BAUZEITUNG -
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Neues Kgl. Schauspielhaus Dresden
Von Architekten Lossow & Kühne-Dresden
Dieser Bau ist in unserer Besprechung der Festschrift
in Nr. 17 als das erste bürgerliche Hoftheater bezeichnet
worden, eine Bezeichnung, die nicht ohne weiteres ver
ständlich, die aber auf den Bau und seine Geschichte
richtig angewendet ist. Die Bürgerschaft Dresdens hat das
Theater gebaut und es gegen Verzinsung und Amortisation
der Krone als Eigentum übergeben. Dieser jedenfalls
eigenartige Hergang sicherte der Bürgerschaft für den
Bau selbst das Uebergewicht und dieses tritt auch sehr
merklich bei der aus dem Geist unserer Zeit geschaffenen
Gestaltung des Baus in die Erscheinung. Aus der Vor
geschichte ist interessant, daran zu erinnern, daß bei dem
worden wären, wie sie heute in der deutschen Architektur
größtenteils in Anwendung sind.
Die Ausdrucksformen des Cölner Hauses zeigen da
rum eine Fortentwicklung alter Cölner Baugedanken.
Wenn hierbei ein leises Mitschwingen orientalischer Har
monien zu spüren ist, so liegt solches daran, daß beides
verwandte Kunstsprachen sind, die im Transcendentalen
ihre Einigung finden.
Die so getroffene Oesamtdisposition hat es ermöglicht,
daß der Zweck eines Ausstellungsbaues, „jeder Kunst zur
selbständigen Wirkung zu verhelfen“, voll erreicht wurde.
Die starre Notwendigkeit des aus der Architektur heraus
gewachsenen plastischen oder malerischen Schmuckes ist
niemals betont, weshalb das Ganze als eine besonders
freie Schöpfung der Phantasie angesprochen werden muß.
Das neue Kgl. Schauspielhaus Dresden Anfahrt
Architekten; Lossow <& Kühne-Dresden
Ideenwettbewerb im Jahre 1910 Lossow und Kühne sowie
Martin Dülfer je zwei gleiche Preise und Littman-München
einen dritten Preis erhielten. Für die Bearbeitung des Ent
wurfs einigte man sich auf einen ziemlich gewagten Kom
promiß: Dülfer sollte die Fassaden, Lossow und Kühne
das übrige übernehmen. Dülfer trat jedoch bereits im
Sommer 1911 von der Mitarbeit freiwillig zurück.
Das Cölner Haus auf der Deutschen Werkbund-
Ausstellung Cöln 1914
Von Architekt Ludwig Paffendorf
In der Architekturgeschichte Cölns ist die transcen-
dentale Richtung die vorherrschende. Der Einfluß der
bedeutenden Bauten dieser mystischen Lebensauffassung
ist in einem romantischen Einschlag zu spüren, den man
als bodenständigen Ausdruck nicht beiseite schieben sollte.
Der Klassizismus hat in Cöln nicht Fuß gefaßt. Es
wäre darum auch ein fremdes Element gewesen, wenn in
dem Cölner Hause neu-klassizistische Formen verwandt
An der Vorderfront gibt die Farbe des keramischen
Portals den Hauptakkord an. Ueber demselben wird eine
große plastische Darstellung aus der Legende der Stadt
Cöln eingefügt, welche von dem Bildhauer Georg Gra
segger ausgeführt wird. Das Gleissende der farbigen
Glasur wird begleitet durch ein vergoldetes und farbig
bemaltes Eisentor. In der oberen Loggia etwas im Schat
ten liegend, werden in frischen Farbenharmonien die
Schutzpatrone Cölns „d i e h e i 1 i g e n 3 Könige“ von
Maler Peter Abelen die mittleren drei Bogenfenster
schmücken.
Die Plastiken in der Traufkante des Daches sowohl
wie auf den Seitenflügeln werden von den Bildhauern
Franz Albermann und Simon Kirschbaum ausgeführt.
Das hohe Cölner Walmdach ist von der Dachdecker-
Innung kunstgerecht in Schiefer gedeckt.
Die ganze Baugruppe besitzt als Folio eine Reihe alter
Pappeln, deren zitterndes grau-grünes Blatt in bewußtem
Oleichklang zu der Architektur gebracht ist.