16. Mai 1914
BAUZEITUNG
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blieb. Außer der angekauften Arbeit von Ernst Weißler
wurde noch eine große Anzahl von Arbeiten durch Aner
kennungen ausgezeichnet. Darunter befinden sich außer
Arbeiten bereits genannter Namen noch solche von Willy
Beutel, Friedr. Britsch, Wilh. Fischer, Karl Jourdan, Al
bert Kotzyba, Leopold Naegele, Otto Nagel, Otto Müller,
Hans Sannwald, Alois Sprößler und Willi. Wahl. Leider
mußte wegen Raummangel auf die Wiedergabe all dieser
Arbeiten verzichtet werden; jedoch schon die wenigen, die
abgebildet wurden, zeigen, daß es Gmünd an künstlerisch
befähigten Kräften nicht gebricht, so daß man sich der
angenehmen Hoffnung hingeben darf, daß auch auf dem
Gmünder Friedhof wieder mehr als bisher echte Heimat
kunst ihren Einzug halten wird.
Auf einen Umstand jedoch muß an dieser Stelle noch
hingewiesen werden, nämlich auf den, daß bei der Neu
schwer fallen, da die Friedhofanlage selbst, mit der reiz
vollen, im 14. Jahrhundert erbauten, Friedhofkapelle und
der ebenfalls künstlerisch wertvollen Herrgottsruhkapelle,
an die sich die Sage vom Geiger von Gmünd knüpft,
über einen sehr schönen Bestand stattlicher Baumgruppen
verfügt, und schon durch die Friedhofkapelle ein die An
lage beherrschendes Konzentrationszentrum geschaffen
ist. Mögen daher die durch den Wettbewerb gezeitigten
Ergebnisse auch dazu führen, daß nach dieser Seite hin
ebenfalls eine Reform angebahnt wird.
Bauwerkmeistertag in Eßlingen
Die 33. Landesversammlung des Bauwerkmeisterver
eins Württembergs, die vom 9.—11. Mai diesesmal in Eß-
111. Preis 50 M.
Gustav Jourdan-Stuttgart
anlage und Neuregulierung eines Friedhofs sich immer
mehr die Notwendigkeit ergibt, durch Zuziehung von
Künstlern die Platz- und Wegfrage nicht allein nach tech
nischen sondern auch nach künstlerischen Gesichtspunk
ten zu regeln. Es liegt sehr häufig nicht allein an den
Grabmalen, daß unsere Friedhöfe so wenig Stimmung
aufweisen, sondern viel mehr oft daran, daß für die
meisten Grabmale der absolut notwendige, stimmungs
volle Hintergrund fehlt. Das beste Denkmal verliert in
einer unpassenden Umgebung. Deshalb ist es unbedingt
erforderlich, daß schon bei der Anlage, durch geeignete
Gesträuche, Hecken und Baumgruppen für einen solchen
Hintergrund gesorgt wird. Daran krankt auch der
Gmünder Friedhof, daß eben durch die Häufung der
Kreuze und Grabsteine, die für einen Friedhof unbedingt
erforderliche Sammlung und Ruhe vernichtet wurde. Hier
Wandlung zu schaffen, dürfte für Gmünd durchaus nicht
lingen tagte, hatte sich eines ansehnlichen Besuches
zu erfreuen. Eingeleitet wurden die Verhandlungen durch
eine Vorversammlung am Samstag Abend im „Württem-
berger Hof“. Etwa 100 Mitglieder des Vereins aus allen
Teilen Württembergs waren dazu erschienen und als Gast
wohnte ihr Stadtbaurat Blütner vom Städt. Hochbauamt
in Eßlingen an. Nach Eröffnung und Begrüßung durch
den Landesvorstand, Hofwerkmeister Emil Kühler, kam
zunächst der Bericht über die Tätigkeit im abgelaufenen
Vereinsjahr zur Behandlung. Herr Kübler berichtete
über die wichtigsten Gegenstände, die auf Grund der
Beschlüsse der Ulmer Tagung vom Jahr vorher die Aus
schüsse beschäftigt und zu einem Teil ihre Erledigung ge
funden hatten. Einzelne dieser Gegenstände stehen in
engem Zusammenhang mit der bevorstehenden Reorgani
sation der Kgl. Baugewerkschule und harren daher noch
ihrer Erledigung durch die maßgebenden Instanzen. Zu