BAUZEITUNG
Nr. 21
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Salamanderhaus Stuttgart Mittelpartie
Architekten: Schlösser <& Weirether-Stuttgart
Praktische Neuerungen im
Ladenbau
Von Regierungsbaumeister Franz Woas-Wiesbaden
Mit 11 Abbildungen
Die gewaltige Entwickelung, welche neben der Indu
strie auch der Warenhandel in Deutschland während der
letzten Jahrzehnte genommen hat, brachte es mit sich,
daß auf die Schauläden und Auslagen ein immer größerer
Wert gelegt wurde. Während diese früher selbst in den
Großstädten kümmerlich behandelt wurden, ist dies heute
ganz anders geworden; bis in die kleinen Städte hinein
weiß der heutige Kaufmann den Wert eines praktisch und
geschmackvoll angelegten Ladens zu schätzen, und so
tritt an die Baumeister überall immer wieder von Neuem
die Aufgabe heran, auf diesem Gebiete etwas zu schaffen.
Die Aufgabe ist verhältnismäßig leicht, so lange es
sich um Läden von größeren Abmessungen handelt; die
Schwierigkeiten heben jedoch an, wo es darauf ankommt,
trotz kleiner Verhältnisse doch etwas Verständiges zu
schaffen. Da zeigt sich dann der Meister. Es kann dies
sowohl bei Umbauten als Neubauten, sowohl in Groß
städten als auch in Kleinstädten Vorkommen. Die Auf
gabe läuft dann darauf aus, den einmal gegebenen Raum
nach Möglichkeit und mit allen Mitteln auszunutzen.
Selbstverständlich baut man nur mit Eisen und Glas,
und immer kommt es darauf an, die nutzbare Schaufläche
für den Laden auf Kosten aller Hilfskonstruktionen mög
lichst zu erweitern; denn bei der hohen Bodenrente sol
cher Ladenplätze ist jede Handbreite von Wert.
Bei solchen kleineren Läden ist es ein Fehler, den Ein
gang in die Mitte zu legen; es entstehen dann rechts und
links schmale Auslagen, die allzu kastenartig wirken und
auch keine rechte Seitenbeleuchtung naben, namentlich
dann, wenn dabei die Tür in der Vorderfront des Ladens
liegt.
Die Verhältnisse gestalten sich sofort etwas günstiger,
wenn die Ladentür in die Tiefe gelegt wird, so daß
sie etwa mit der Hinterseite des Schaufensters abschneidet.
(Vergl. Abbild. 1.) Es wird damit für die Auslagen von
den Seiten her eine günstigere Beleuchtung geschaffen,
zumal wenn hier die rechteckigen Kanten abgeschrägt
werden. (Vergl. Abbild. 1 a.)
Richtiger aber ist es, die Eingangstür nicht in die
Mitte, sondern aneineSeitedesLadenszu legen
und zugleich die nun vorhandene einzige Ecke des Schau
ladens nicht nur abzuschrägen, sondern sie abzurunden,
und zwar mit möglichst großem Halbmesser. (Vergl.
Abbild. 2.)
Es empfiehlt sich, die ganze Schaufensterscheibe mit
der Rundung an der einen Seite aus einem einzigen Stück
herzustellen. Solche Scheiben sind heutzutage in den
größeren Glaswerken zu haben; die Glasermeister sind
auch darauf eingerichtet, sie einzubauen. Die Scheiben
haben den großen Vorzug, daß sie das Bild der Auslage
unzerstückt dem Auge des Beschauers darbieten, was
namentlich dort von wesentlicher Bedeutung ist, wo
größere Gegenstände zur Auslage kommen wie Möbel,
Musikinstrumente, Teppiche usw., aber auch dort, wo es
sich um kleinere Gegenstände der Auslage handelt, wird
es immer vorteilhaft sein, das Gesamtbild der Auslage
möglichst ungeteilt zu lassen. Jede Kantung, jedes ein
gefügte Hilfsglied schadet hier. Die großen Kaufhäuser
wissen das wohl zu würdigen, und so kommt es, daß
manchmal Rundscheiben eingebaut werden, welche 2—3
Meter Halbmesser haben.
Es bildet sich übrigens auf diese Weise (laut Abbild. 2
auf der linken Seite) eine freie Wandfläche, welche unaus-
genützt zu lassen ein grober Fehler wäre. Man wird also
die Eingangstür ein wenig hier von dieser Wandfläche ab
rücken, um die letztere dann noch mit einer besonderen
Auslage zu versehen. Diese kann dann (wie Abbild. 3
zeigt) wohl nur etwas flach sein, was sie nur für flachere
Gegenstände geeignet macht; aber sie wird umso wirk-