Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1914)

BAUZEITUNG 
Nr. 21 
162 
Salamanderhaus Stuttgart Mittelpartie 
Architekten: Schlösser <& Weirether-Stuttgart 
Praktische Neuerungen im 
Ladenbau 
Von Regierungsbaumeister Franz Woas-Wiesbaden 
Mit 11 Abbildungen 
Die gewaltige Entwickelung, welche neben der Indu 
strie auch der Warenhandel in Deutschland während der 
letzten Jahrzehnte genommen hat, brachte es mit sich, 
daß auf die Schauläden und Auslagen ein immer größerer 
Wert gelegt wurde. Während diese früher selbst in den 
Großstädten kümmerlich behandelt wurden, ist dies heute 
ganz anders geworden; bis in die kleinen Städte hinein 
weiß der heutige Kaufmann den Wert eines praktisch und 
geschmackvoll angelegten Ladens zu schätzen, und so 
tritt an die Baumeister überall immer wieder von Neuem 
die Aufgabe heran, auf diesem Gebiete etwas zu schaffen. 
Die Aufgabe ist verhältnismäßig leicht, so lange es 
sich um Läden von größeren Abmessungen handelt; die 
Schwierigkeiten heben jedoch an, wo es darauf ankommt, 
trotz kleiner Verhältnisse doch etwas Verständiges zu 
schaffen. Da zeigt sich dann der Meister. Es kann dies 
sowohl bei Umbauten als Neubauten, sowohl in Groß 
städten als auch in Kleinstädten Vorkommen. Die Auf 
gabe läuft dann darauf aus, den einmal gegebenen Raum 
nach Möglichkeit und mit allen Mitteln auszunutzen. 
Selbstverständlich baut man nur mit Eisen und Glas, 
und immer kommt es darauf an, die nutzbare Schaufläche 
für den Laden auf Kosten aller Hilfskonstruktionen mög 
lichst zu erweitern; denn bei der hohen Bodenrente sol 
cher Ladenplätze ist jede Handbreite von Wert. 
Bei solchen kleineren Läden ist es ein Fehler, den Ein 
gang in die Mitte zu legen; es entstehen dann rechts und 
links schmale Auslagen, die allzu kastenartig wirken und 
auch keine rechte Seitenbeleuchtung naben, namentlich 
dann, wenn dabei die Tür in der Vorderfront des Ladens 
liegt. 
Die Verhältnisse gestalten sich sofort etwas günstiger, 
wenn die Ladentür in die Tiefe gelegt wird, so daß 
sie etwa mit der Hinterseite des Schaufensters abschneidet. 
(Vergl. Abbild. 1.) Es wird damit für die Auslagen von 
den Seiten her eine günstigere Beleuchtung geschaffen, 
zumal wenn hier die rechteckigen Kanten abgeschrägt 
werden. (Vergl. Abbild. 1 a.) 
Richtiger aber ist es, die Eingangstür nicht in die 
Mitte, sondern aneineSeitedesLadenszu legen 
und zugleich die nun vorhandene einzige Ecke des Schau 
ladens nicht nur abzuschrägen, sondern sie abzurunden, 
und zwar mit möglichst großem Halbmesser. (Vergl. 
Abbild. 2.) 
Es empfiehlt sich, die ganze Schaufensterscheibe mit 
der Rundung an der einen Seite aus einem einzigen Stück 
herzustellen. Solche Scheiben sind heutzutage in den 
größeren Glaswerken zu haben; die Glasermeister sind 
auch darauf eingerichtet, sie einzubauen. Die Scheiben 
haben den großen Vorzug, daß sie das Bild der Auslage 
unzerstückt dem Auge des Beschauers darbieten, was 
namentlich dort von wesentlicher Bedeutung ist, wo 
größere Gegenstände zur Auslage kommen wie Möbel, 
Musikinstrumente, Teppiche usw., aber auch dort, wo es 
sich um kleinere Gegenstände der Auslage handelt, wird 
es immer vorteilhaft sein, das Gesamtbild der Auslage 
möglichst ungeteilt zu lassen. Jede Kantung, jedes ein 
gefügte Hilfsglied schadet hier. Die großen Kaufhäuser 
wissen das wohl zu würdigen, und so kommt es, daß 
manchmal Rundscheiben eingebaut werden, welche 2—3 
Meter Halbmesser haben. 
Es bildet sich übrigens auf diese Weise (laut Abbild. 2 
auf der linken Seite) eine freie Wandfläche, welche unaus- 
genützt zu lassen ein grober Fehler wäre. Man wird also 
die Eingangstür ein wenig hier von dieser Wandfläche ab 
rücken, um die letztere dann noch mit einer besonderen 
Auslage zu versehen. Diese kann dann (wie Abbild. 3 
zeigt) wohl nur etwas flach sein, was sie nur für flachere 
Gegenstände geeignet macht; aber sie wird umso wirk-
	        
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