BAUZEITUNG
Nr. 22
itö
ter schon von beträchtlicher Entfernung her mit seinem
Inhalt gut zu übersehen ist.
Es sei hierzu ein Beispiel vorgeführt, wie sich auch
unter schwierigen Verhältnissen eine gute Ecklösung sol
cher Ladenbauten ermöglichen läßt. Es handelte sich
hier darum, in ein altes Eckhaus einen Laden einzubauen,
ohne etwas an dem oberen Stockwerk zu ändern. Dazu
mußte im Erdgeschoß ein Pfeiler stehen bleiben, der sei
ner ganzen Stellung nach eigentlich die Auslage störte.
Durch die gewählte, beistehend in Abbild. 10 dargestellte
Anordnung gelang es trotzdem, die Auslage in wirk
samster Weise auszugestalten. Es sind rechts und links
unter den Pfeilern und seitwärts der Eingangstür kreis
rund auslaufende Glasscheiben angebracht, hinter denen
die seitlichen Auslagen unmittelbar beginnen. Die Ein
gangstür ist nur ganz schmal gehalten (85—90 cm). Da-
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Uebung, die Schauläden auch für diese Zeiten sichtbar
zu lassen, weil sie auch dann noch weiter mit ihren Aus
lagen wirken sollen. Die starken Glasscheiben bieten
dabei einen guten Schutz gegen etwaigen Einbruch. Wo
man in solchen Fällen aber besonders sicher gehen will,
wie bei allen wertvolleren Waren, wird man gut tun, einen
Abschluß vermittelst beweglichen Gitterwerks
zu schaffen, das entweder ein- und ausgesetzt, scheren
förmig verschoben oder versenkt und gehoben werden
kann. Für die Ausführung bieten sich da die verschie
densten Möglichkeiten, und in baulicher Beziehung gibt
es da kaum Schwierigkeiten. Jeder geschickte Baumeister
wird leicht das Richtige zu treffen wissen.
Eine Schwierigkeit erhebt sich hierbei öfters aber
doch; das ist die mit der Baupolizei. Ladenanord
nungen, wie sie eben dargestellt worden sind — nament-
GRAND BAZAR ZUM STRAukS
NÜRNBERG.
Geschäfts
haus „Grand
Bazar zum
Strauß“
Grundriß
Architekten:
Oberbaurat
H. Jassoy
und
K. R. Fritz-
Stuttgart
mit wurde, ähnlich wie in oben angeführten Beispielen der
Abbildungen 7 und 8, eine Art Unterstand geschaf
fen, wo der Vorübergehende, losgelöst vom Straßenver
kehr, in Ruhe die Auslage an den Ecken betrachten kann.
Von wesentlicher Bedeutung ist im Uebrigen auch die
FIöhenlagederLäden.
Die alten Läden liegen zumeist einige Stufen über dem
Bürgersteig; eine Treppe führt zu ihnen hinauf. Das ist
natürlich für die heutige Zeit ein Fehler; heut will es jeder
so bequem als nur möglich haben und nicht erst Stufen stei
gen, um in einen Laden zu gelangen. Man wird deshalb
den Fußboden für die Läden nur um ganz weniges über
den Bürgersteig erhöhen, 2—3 Zentimeter, daß gerade
nur das Regenwasser abgehalten wird. Die großen
Warenhäuser sehen sogar von dieser kleinen Erhöhung
ab; der Menschenstrom soll eben durchaus ungehindert
in das Haus hineinfluten. —
Um die Läden für die Nachtzeiten und die Feiertage
abzuschließen, bediente man sich bisher der Roll
läden; neuerdings aber wird es immer mehr und mehr
lieh nach Abbild. 4 und 7—9 — könnten hier und da von
der Polizei für besonders feuergefährlich gehalten werden,
wenn sie auch anderwärts, wie gesagt, anstandslos aus
geführt sind und bestehen. Die Baupolizei ist nicht selten
Neuerungen gegenüber mißtrauisch. Es wird dann
schließlich die Aufgabe des Baumeisters sein, etwaige
Anforderungen der Baupolizei zu befriedigen und doch
von diesen Neuerungen im Laden bau den möglichsten
Nutzen zu ziehen. —
Die Architektur der Ladenfront
Von Architekt Friedrich Hutli
(Schluß). Nachdruck verboten
Jede Architektur soll nun aber irgend eine Idee zum
Ausdruck bringen, sie soll die Bestimmung des Hauses
oder des Raumes verkörpern. Wir werden eine Kirche,
ein Rathaus, ein Gerichts- oder Schulgebäude, das Land
haus des vornehmen Mannes auch ohne jede Aufschrift
von einem Mietsgebäude unterscheiden können; die Ar-