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BAUZEITUNG
Nr. 27
wie zu dem Anschlußgeleis verläuft und die ganze Anlage
in einen nördlichen und einen südlichen Teil trennt. Der
Haupteingang befindet sich im Süden, unmittelbar am
Neckar gelegen. Von dort aus führt eine Hauptstraße in
annähernd nördlicher Richtung durch das Gelände, so
daß durch diese Straße und die Schiebebühne die ganze
Anlage in vier Abschnitte zerlegt wird. Am Hauptein
gang erhebt sich das Pförtnerhaus und dahinter das Ver
waltungsgebäude. Das letztere ist ein großer, massiver,
von einem Turm überragter Bau, der in vier Geschossen
die sämtlichen Zweige der Verwaltung aufnimmt. Die
Architektur stammt von Oberbaurat Weigle u. Söhne und
das Ganze macht, namentlich vom Neckar aus gesehen,
einen der Größe des Werkes würdigen Eindruck. Links da
neben steht die Speisehalle, in der die Angestellten der Fabrik
zu billigem Preis einen warmen Mittags- und Abendtisch
erhalten; die großen darin untergebrachten Säle dienen
zugleich zum Abhalten von Ausstellungen und Versamm
lungen. Dahinter befinden sich die Werkstätten für das
Eisenbahnsicherungswesen. Natürlich ist die Bauart der
einzelnen Gebäude je nach ihrem Zweck verschieden. Im
allgemeinen sind die Werkstätten in Eisenkonstruktion
ausgeführt und zwar teils mit massiven, teils mit Eisen
fachwerkwänden. Als Bedeckung dienen flache Bims
betondecken mit Eiseneinlagen und dreifachem Asphalt-
klebedach. Als gutes Beispiel, in welcher Weise der
Eisenfachwerkbau durchaus hübsch gestaltet werden kann,
ist die Brückenbauwerkstätte zu erwähnen. ln ihr
sind die sämtlichen Eisenkonstruktionen des Werks, ins
besondere auch die großen Hallenbinder, fertiggestellt
worden. Zur Zeit ist gerade diese Werkstätte sehr reich
mit Aufträgen versehen, so sind in den letzten Monaten
eine große Anzahl Masten für die Oberschwäbischen
Elektrizitätswerke, ferner die Mittelpfeiler der neuen
Königstraßen-Unterführung in Cannstatt, sowie eine
Schützenwehr für die Stadt Tuttlingen dort ausgeführt
worden.
In demselben Abschnitt des Fabrikgeländes befinden
sich noch die Kesselschmiede, die Schmiede, die Kranmon
tierungswerkstatt, das Hauptlager sowie das Kraftwerk I
mit Maschinen- und Kesselhaus. Gegenüber, auf der
rndern Seite der Hauptstraße, liegt die große mechanische
Werkstätte mit einer überbauten Grundfläche von 15 000
Quadratmeter und einer Mittelhalle von 12 m Spannweite,
die von einem Laufkran mit 20 Tonnen Tragkraft bestri
chen wird. Nördlich dieser Werkstätte befindet sich die
Lager- und Versandhalle, südlich davon, d. h. zwischen
Werkstätte und Verwaltungsgebäude, ist noch ein größe
rer Platz frei gelassen für die spätere Verlegung der zur
Zeit noch in Cannstatt befindlichen elektrotechnischen
Abteilung.
Jenseits der Schiebebühne gegen Nordwesten liegen
die Werkstätten für den Wagenbau mit Untergestellschlos
serei, Sägewerk, Holzschuppen und Lagerplätzen. Außer
dem ist hier das Kraftwerk II untergebracht, in dem die
Abfälle dieser Werkstätten unmittelbar verfeuert werden
und das durch ein elektrisches Kabel mit dem Kraftwerk I
verbunden ist. In der nordöstlichen Abteilung befinden
sich die Gießereianlagen. Neben dem gewaltigen Haupt
gebäude, das 11 400 qm Bodenfläche bedeckt, finden sich
noch kleinere Werkstätten, die der Modellherstellung die
nen. Die Haupthalle der Gießerei hat eine Spannweite
von 22 u. eine Höhe v. 14 m. Eine weitere Abb. zeigt das ge
waltige Eisentragwerk der Halle während der Montierung
im Jahr 1912. Der Raum ist mit 2 Laufkranen von je
25 t Tragkraft und 2 fahrbaren Wanddrehkranen von je
5 t Tragkraft ausgerüstet; an ihn schließt sich das Ofen
haus mit 6 Kupolöfen und dem Gichtboden an.
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Verwaltungsgebäude der Maschinenfabrik Eßlingen
Grundrisse
Architekten: Oberbaurat Weigle u. Söhne-Stuttgart