7. Februar 1914
BAUZEITUNG
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dessen ganzes Gebahren allgemach zu einer Gefahr für
die geschlossene Stoßkraft der Arbeitgeberorganisation
zu werden droht. Während auf der führenden Seite recht
zeitig erkannt und mit Erfolg der Gesichtspunkt heraus
gearbeitet wurde, daß es sich bei der Arbeitgeberverbands
sache um eine einheitliche sozialpolitische Aufgabe han
delt, an der alle Unternehmer ein gleichlaufendes Interesse
haben und die daher nur durch eine selbständige Organi
sation unter Loslösung von den wirtschaftlichen Vereinen
und ungestört durch die in diesen zu Tage tretenden wirt
schaftspolitischen Gegensätze in der Industrie mit Erfolg
gelöst werden kann, trägt der Industrieschutzverband
nach allen seinen Bekundungen mit Absicht bestehende
politische und wirtschaftliche Differenzen in die Arbeit
geberverbandsbewegung hinein. Denn er sucht durch
ganz fälschliche Darstellungen die Vereinigung der Deut
schen Arbeitgeberverbände zu einer Vertretung lediglich
der „schweren“ Industrie hinzustellen, um sich demgegen
über als ein Verband für die „verarbeitende“ Industrie
und das Handwerk einzuführen. Während ferner die
durch die „Vereinigung“ repräsentierten Arbeitgeberor
ganisationen ihre Arbeit auf dem Solidaritätsgedanken
aufbauen und mit allen Kräften in den Unternehmern das
Bewußtsein von der Notwendigkeit des solidarischen Zu
sammengehens zum Schutze des Gesamtinteresses stärken,
besteht das Verfahren des Industrieschutzverbandes, wie
seine eigenen Veröffentlichungen auf das Deutlichste be
weisen, darin, dem kurzsichtigen Interessenstandpunkt
des einzelnen Arbeitgebers entgegenzukommen, indem er
eine Beilegung der Arbeiterbewegungen ohne Rücksicht
auf die Rückwirkungen für die Gesamtheit betreibt, und
indem er unter einseitiger Betonung der Notwendigkeit
einer Streikversicherung die Aufmerksamkeit des Arbeit
gebers von dem großen sozialen Zweck der Arbeitgeber
organisation ablenkt und ihn auf ein enges rein finan
zielles Versicherungsinteresse verweist. Diese grundsätz
lichen Fehler in dem Aufbau des Deutschen Industrie
schutzverbandes müssen schließlich destruktiv auf die Ar
beitgeberorganisation wirken. Das ganze Auftreten des
Industrieschutzverbandes ist aber geeignet, auf einem Ge
biete, auf welchem die Unternehmer glücklich einmal auf
dem Wege zu geschlossenem Zusammenwirken sind, Ver
wirrung und Zersplitterung anzurichten. Dringend zu
wünschen wäre daher, daß die Arbeitgeber diese Gefahr
schnell erkennen und die erforderlichen Konsequenzen in
ihrer Stellungnahme zum Deutschen Industrieschutzver
band ziehen.
Wettbewerbe
Elias Holl-Denkmal in Augsburg. Es erhielten einen
zweiten Preis von je 700 M.: 1. Arch. Dipl.-Ing. F. X.
Probst, Ludwig Müller-Hipper, Ass. a. d. Techn. Hoch
schule, beide in München; 2. Bildhauer Benno und Hans
Müller, München; 3. Bildhauer W. S. Resch-München und
Dipl.-Ing. Fritz Landauer, München. Einen dritten Preis
von 400 M.: Bildhauer Gg. Mattes-München, Kgl. Bau
amtsassessor K. Hoepfel. Angekauft wurden mit je 250 M.
die Entwürfe von: 1. Bildhauer Hans Geist, München,
und Bildhauer Emil Wagner, Augsburg; 2. Bildhauer
Göhring und Gradl, Fasanerie Moosach b. München.
Friedhof Cöln. Einen zweiten Preis (M. 5 000) erhielt
Architekt Franz Röckle, Mitarbeiter Carl Knell in Firma
Keller u. Herforth, Frankfurt a. M. Zwei dritte Preise
(je M. 4 000) erhielten a) Architekten Kraemer u. Herold,
Gartenarchitekt E. Hardt, Düsseldorf; b) Architekt Wach,
Dipl.-Ing. und H. Beck, Düsseldorf.
Angekauft wurden die Entwürfe von Professor
P. Meißner, Darmstadt; Architekt Carl Stahl, Berlin-
Wilmersdorf; Architekt Müller - Jena und Garten
architekt Theo Nußbaum, beide Cöln; Architekt Otto
Eichert, Ludwigsburg; Reg^.-Baumeister Stirn und Fried
hofverwalter Carl Nilgen, beide Cöln.
Venedig. Ein internationaler Wettbewerb zur Erlan
gung von 40 Villen für den Lido wird von der „Compag-
nia dei Grandi Alberghi“ in Venedig zum 30. Juni d. J.
erlassen. Es handelt sich um die Bebauung eines Gelän
des, das sich im Umfang von etwa 70 000 qm an der
Strandpromenade des Lido zwischen dem „Grand Hotel
des Bains“ und dem „Exzelsior Palace“ hinzieht. Die
Summe der Preise beträgt 25 000 Lire. Der Bebauungs
plan und die Stilfassung sind den Bewerbern überlassen.
Unterlagen durch die genannte Gesellschaft.
Moers. Ideenplan für die Wiederbebauung des Neu
marktes. Insgesamt sind 305 Unterlagen eingefordert und
zirka 70 Entwürfe eingegangen. Das Preisgericht tritt
am 14. ds. Mts. zusammen; anschließend daran werden
sämtliche Entwürfe eine Woche lang in dem Saale des
evangelischen Vereinshauses hierselbst an der Homberger-
straße ausgestellt werden.
Kleine Mitteilungen
Württ. Kunstverein. Die Gedächtnis-Ausstellung für
f Prof. Carlos O r e t h e begegnet in allen Kreisen größ
tem Interesse und erfreut sich andauernd sehr guten Be
suchs. In den letzten Tagen wurde sie von Herzog Al-
brecht und dessen Söhnen, Prinzessin zu Schaumburg-
Lippe, sowie von Herzog Wilhelm von Urach eingehend
besichtigt.
Stuttgart. Am 31. Januar wurde die neue Markthalle,
erbaut von Professor Martin Elsäßer, eingeweiht. Wir
beabsichtigen, demnächst eine Publikation der ganzen An
lage vorzuriehmen.
Hygiene-Ausstellung und Handwerk. Die Handwerks
kammer erläßt ein Rundschreiben, in welchem sie die An
regung gibt, Kollektiv-Ausstellungen der einzelnen Hand
werke zu veranstalten, wobei die Beteiligung infolge der
geringeren Kosten eher möglich gemacht wird. Die ein
zelnen Gruppen, innerhalb deren solche Kollektiv-Aus
stellungen in Frage kommen, sind in dem Rundschreiben
aufgezählt und gibt die Handwerkskammer Stuttgart gern
nähere Auskunft.
Deutsche Werkbund-Ausstellung Cöln 1914.
Die Hauptausstellungshalle auf der Deut
schen Werkbund-Ausstellung Cöln 1914 erfährt eine be
trächtliche Erweiterung. Die über Erwarten zahlreich
eingegangenen Anmeldungen hatten schon längst zur
Ueberdachung der ursprünglich vom Erbauer der Halle,
Prof. Theodor Fischer - München, vorgesehenen großen
Innenhöfe geführt, wodurch die überbaute Fläche in der
Haupthalle auf rund 16 000 qm angewachsen war. Es
fehlten jedoch noch der Raum für wichtige Teile des Aus
stellungsprogramms, wie kirchliche Kunst, Architektur,
Theaterkunst, Musikinstrumente und Raumkunstgruppen,
die nun in dem neuen Anbau Platz finden werden. Die
Haupthalle umfaßt jetzt rund 18 000 qm. Die mächtige,
repräsentativ ausgestaltete Mittelhalle entsendet recht
winklig zu beiden Seiten je 5 unmittelbar nebeneinander
liegende Ausstellungshallen. Den Uebergang von der
Mittelhalle zu den Querhallen vermittelt auf jeder Seite
eine der Mittelhalle paralell laufende schmale Seitenhalle.
Dieser reichgegliederte innere Kern der Haupthalle ist
ganz von einem Gang umzogen, an dessen Außenseite
rechts und links je 4 Ausbauten für geschlossene Raum
kunstgruppen mit dazwischen liegenden Gartenteilen
sich anschließen. Auf der Hinterseite liegen jenseits des
Umganges noch einige Raumkunsttrakte und die jetzt neu
geschaffenen Ausstellungsräume mit den 3 kirchlichen
Räumen als letztem Abschluß.
Zu der Haupthalle kommen als Ausstellungshallen
noch hinzu; die Verkehrshalle, die Farbenschau, Fabrik
und Büro, das Oesterreichische, das Sächsische, das Bre
men-Oldenburger, das Cölner Haus, das Haus der Frau,
das Etagenhaus und die Reihenhäuser, die Ladenstraße