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BAUZEITUNG
Nr. 24/26
dient. Ein hier eingebauter hydraulischer Aufzug ist dazu
bestimmt, die Särge mit den Verstorbenen vom Keller
geschoß nach der Einsegnungshalle emporzuheben. Die
Leichen werden von außen auf einen, in schiefer Ebene
angelegten Zugangsweg zum Kellergeschoß nach den
hier liegenden Zellen gebracht.
Die Architektur des Gebäudes ist mit Rücksicht auf
die beschränkten Mittel in den einfachsten Formen ge
halten, jedoch dem Zwecke entsprechend ernst und würdig.
Aus Gründen der Sparsamkeit wurde auch von der Ver
wendung jeglichen Werksteines abgesehen und die Aus
führung als Pulzbau, etwa mit Teresit geputzt, gedacht.
Die Bedachungen sollen aus Metall bestehen. Der Bau
wird ohne jede Abänderung nach Friedensschluß von
der Stadt Leopoldshall zur Ausführung kommen.
Ueber die Beteiligung von Kunst und Handwerk
an dem Wiederaufbau in Elsaß-Lothringen.*)
Aus den Beobachtungen, die ich auf meiner vor
kurzem unternommenen Reise durch die zerstörten Ge
biete Ostpreußens gemacht habe, möchte ich hier beson
ders zwei Dinge hervorheben, und zwar einmal die
Organisation, die von der Regierung in Verbindung mit
Nach dem, was ich gesehen habe, ist jedoch das er
strebte Ziel nicht erreicht worden; denn die bisher ge
lieferten Gegenstände tragen einen für Ostpreußen fremd
artigen Charakter. Die vom Münchener Kunstgewerbe
geschaffenen Zimmereinrichtungen sind in den 20 Bau
bezirken Ostpreußens zur Wanderschaustellcng zucelassen
worden, um auf das heimische Handwerk künstlerisch an
regend zu wirken und natürlich auch, um verkauft zu wer
den. Es wurde damit aber nur erreicht, daß das in Ost
preußen heimische Handwerk und Kunstgewerbe sowohl
wirtschaftlich wie ideell geschädigt wurde.
Das ostpreußische Handwerk war der aus Bayern
kommenden Konkurrenz auch nicht annähernd gewach
sen. Die auswärtigen Aussteller traten auf der Wander
ausstellung ganz allein auf, während die ostpreußischen
Handwerker völlig fehlten.
Diese im Interesse des ostpreußischen Handwerks
bedauerliche Erscheinung ist zweifellos eine Folge davon,
daß letzteres sich nicht rechtzeitig für die Wieder
aufbauarbeiten seiner Heimatprovinz gerüstet hat. Und
ich habe hieraus für unser, ebenfalls vom Kriege schwer
heimgesuchtes Elsaß-Lothringen die Lehre gezogen, daß
bei uns möglichst frühzeitig mit den Vorarbeiten für
den Wiederaufbau begonnen werden sollte. Um in erster
Friedhof-Kapelle Leopoldshall.
1. Preis, Dipl.-Architekt Hirchböck, Magdeburg.
den Bestrebungen für Heimatschutz in allen Fragen des
Wiederaufbaues in Bezug auf das äußere Städtebaubild
Ostpreußens geschaffen worden ist, und zweitens die
mangelhafte Beteiligung des ostpreußischen Kunst
gewerbes und Handwerks an den Wiederaufbauarbeiten.
Es scheint mir, als ob die Interessenvertretungen des
Handwerks in Ostpreußen versagt und übergroße fremd
artige Einflüsse dazu geführt haben, die Bestrebungen des
Herrn Oberpräsidenten v. Batocki zur Wahrung boden
ständiger Heimatkunst zu vereiteln. Der Oberpräsident
hat in einem am 16. März d. J. in Berlin gehaltenen Vor
trage folgendes über die von der Stadt München der Pro
vinz Ostpreußen angekündigte Spende von 500 000 Mk.
gesagt:
„Sehr dankenswert und vorbildlich ist das Vor
gehen unserer bayerischen Bundesbrüder, die uns ihre
Absicht mitgeteilt haben, eine ganze Menge aus dem
bayerischen Kunsthandwerk hervorgegangenen Haus
rats zu schenken. Sie gehen dabei so vor, daß sie sich
die Pläne des bei uns üblichen Hausrats von unseren
Architekten schicken lassen, um möglichst die Lebens
gewohnheiten und den Geschmack unserer Landsleute
zu treffen.“
*) Nach dem vom Vorsitzenden des Elsaß-Lothringischen
Kunstgewerbe Vereins A. Herborth in Straßburg erstatteten Bericht.
Linie den Künstlern und Gewerbetreibenden u n s e r e s
Landes einen angemessenen Anteil an den Wiederaufban
arbeiten zu sichern und sie vor einer sie benachteiligende i
auswärtigen Konkurrenz zu schützen, hat der Elsaß-
Lothringische Kunstgewerbeverein es bereits im Frühjahr
d. J. unternommen, das Interesse für die Vorbereitung auf
den Wiederaufbau zu wecken.
Auf unsere Initiative bildete sich aus Vertretern der
Kunst des Architekten- und Ingenieurstandes sowie des
Gewerbes ein Ausschuß für den Wieder
aufbau.
Die erste Arbeit dieses Ausschusses bestand in einer
Eingabe an das Kaiserliche Ministerium, in der um bal
digen Erlaß einer Bauordnung gebeten wurde, die vom
Standpunkt unserer Heimatkunst beim Wiederaufbau zu
stellenden künstlerisch ästhetischen Aufforderungen dar
gelegt wurden und vor allem die Heranzienung der int
Lande ansässigen Kräfte zu den Wiederaufbauarbeiten
gewünscht wurde.
Unsere Petition fand beim Ministerium eine günstige
Aufnahme.
Nunmehr erblicke ich unsere wichtigste Aufgabe in
der Herbeiführung eines Zusammenschlusses
von Kunst und Handwerk zu einem gemeinsamen Unter
nehmen, da ohne ein solches ihre Heranziehung zu den