16./30. Juni 1916
BAUZEITUNG
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Wiederaufbauarbeiten meines Erachtens in befriedigendem
Maße nicht möglich sein wird.
Die Schaffung von Werkstätten für elsaß-lothringische
Heimatkunst — vielleicht am besten auf genossenschaft
licher Rechtsgrundlage — scheint mir das Erstrebens
werteste zu sein. Hierdurch würde Künstlern, Kunst
gewerbetreibenden und Handwerkern die beste Möglich
keit zu einem gedeihlichen Zusammenwirken und zur
Uebernahme von Großaufträgen für den Wiederaufbau
Andererseits wird dem Staat durch solch ein Werk
stättenunternehmen wohl die beste Gewähr für die Er
langung wirklich gediegener Arbeiten einer klaren ge
festigten Stilrichtung, wie sie dem Geist unserer Zeit und
dem besonderen Charakter unseres Landes entspricht,
gegeben werden.
Durch die Werkstätten wird eine Veredlung der Ar
beiten im Großen wie im Kleinen, in der Architektur wie
Friedhof-Kapelle Leopoldshall.
gegeben werden, ohne daß dabei in die Selbständigkeit
des einzelnen irgendwie unliebsam eingegriffen würde.
Die Tätigkeit der Werkstätten würde zweckmäßig
durch eine Rohstoff-Einkaufs-Gesellschaft und vielleicht
auch noch durch handwerkerliche Fachlieferungsgenossen
schaften unterstützt werden. Da der Staat seinerseits zur
Förderung der Wiederaufbauarbeiten voraussichtlich eine
Hauptbauberatungsstelle errichten wird, welche die künst
lerisch gediegene und bodenständige Qualitätsarbeit zu
fördern und zugleich hierbei die Selbständigkeit der ein
heimischen Architekten zu wahren hätte, dürfte es für
unsere zahlreichen Kunstgewerbetreibenden und Hand
werker von großem Vorteil sein, dem Staat mit einem
großen eigenen — auf gemeinnütziger Grundlage stehen
den — Werkstättenunternehmen gegenüber zu treten.
im Hausgerät, vermittels des Zusammenwirkens von Kunst
und Handwerk erzielt werden.
Ein Zusammenarbeiten der Werkstätten mit der Kunst
gewerbeschule, der technischen Schule und den sonstigen
gewerblichen Unterrichtsanstalten wird sich ermöglichen
lassen und in den Dienst der Berufsausbildung kriegs
geschädigter Gewerbetreibender könnten die Werkstätten
ebenfalls gestellt werden. Zur Unterstützung aller dieser
Bestrebungen bedürften wir allerdings noch eines wichtigen
Faktors, und dieser wäre eine Zeitschrift zur Pflege
der Heimatkunst. Durch Wort und Bild müßte ein
derartiges Organ in allen den Wiederaufbau betreffenden
Fragen beständig Anregungen zu geben und Einfluß aus
zuüben suchen. Zum mindestens müßten die geplanten
Werkstätten gelegentliche Sonderhefte herausgeben, wie