STUTTGART
DTOM
16./31. Juli 1916
FÜR WÜRTTEMBERG
BHDEN • HESSEN•GL
SRSS- LOTHRINGEN-
Inhalt: Holzdecken. — Einspruch des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Bau-
gewtrte gegen die staatlichen Beschränkungen des Absatzes und die Erzeugung
von Zement — 4. Bundesversammlung des Reichsbundes baugewerbl. Arbeitgeber-
Verbände.
Alle Rechte Vorbehalten.
Holzdecken.
Von Fr, Schräder, Architekt und Oberlehrer an der König Friedrich-August-Schule in Glauchau i. Sa.
(Schluß)
3. Die Kassettendecke ist eine der schönsten, aber
auch teuersten Holzdecken. Sie kommt deshalb nur in
besseren Räumen zur Verwendung. Besonders in der
Renaissancezeit sind Kassettendecken in der wunderbar
sten und reichhaltigsten Ausführung zu finden, die zum
größten Teil erhalten und noch heute zu sehen sind. Sie
finden sich vorherrschend in Privathäusern, aber auch in
öfientlichen Gebäuden, wie Rathäusern, Kirchen und der
gleichen mehr, und es dürfte schwer fallen, solche Decken
in unserer Zeit anzufertigen, da sie viel zu teuer würden.
Die Kassettendecke gilt als sehr schallsicher; sie ge
stattet eine außerordentlich reiche Ausgestaltung. Die
Balkenfelder werden durch volle oder hohle Wechsel
(Bretterkasten) in Form von Kassetten eingeteilt, die
quadratisch, rechteckig, rund und vieleckig sein, allein und
in gewisser Zusammensetzung zur Ausführung gelangen
können Die Kassette hat eine vertiefte Form, in deren
Mitte sich oft eine Rosette oder ein ähnliches Zierstück be
findet. Oft werden auch die Balken mit den Kassetten
brettern verschalt und auf diese dann die Balkentei
lung durch hohle Bretterkasten oder starke Bohlen imi
tiert. Diese Ausführung hat vor der ersteren insofern den
Vorzug, als die allerdings bedeutend teurer zu stehen
kommende Decke nach dem völligen Trocknen des Wand
putzes angebracht werden kann, so daß einmal die Profi
lierungen der Balken nicht beschädigt werden, das andere
Mal das trockene Holz nicht die Baufeuchtigkeit aufneh
men kann.
Die Balken der Wechsel werden mit Profilierungen
versehen, die in den verschiedensten Ausführungen, wie
Kehle, Stab, Eierstab, Perlstab, Karnis und dergleichen
mehr hergestellt werden können, doch ist hierbei immer
auf die Höhe und Größe des Raumes Rücksicht zu neh
men. An den Wänden sind zur Vervollständigung der
Kassetten ebenfalls Wechsel anzubringen. In der Regel sind
die Kassetten quadratische Felder, die an ihren Umgrenzun
gen mit mehr oder weniger reich profilierten Leisten um
geben sind. Die'Kassetten selbst werden, um die Decken
möglichst dekorativ zu gestalten, in reicher, gestemmter
und profilierter Arbeit ausgeführt, deren Wirkung durch
Intirsien (eingelegte Holzarbeit, Perlmutter, Holz usw.)
oder Malerei, auch Brandmalerei, noch außerordentlich
erhöht werden kann. Dem Unternehmer bieten die
Kassettendecken ein reiches Arbeitsfeld, auf dem er mit
bescheidenen Mitteln und richtigen Verhältnissen doch
Gutes schaffen kann. Die Figuren 6 und 7 zeigen zwei
Kassettendecken in verschiedenen Ausführungen, die in
ihrer Wirkung recht ansprechen.
4. Die Felderdecken bestehen, wie schon ihr Name
sagt, aus einer Decke mit Feldereinteilung. Sie hat als
Grundmotiv in der Mitte ein größeres Feld, an bezw. um
welches sich die kleinen Felder mit gleichen Umrahmun
gen und Profilierungen anschließen. Doch kann das
Mittelfeld auch reicher ausgestattet sein, wodurch es dann
eine dominierende Bedeutung erhält. Die Feldererhöhun
gen (Umrahmungen oder Rippen) werden hierbei auf die
durchgehende Deckenschalung aufgeschraubt, wodurch
sie den Eindruck einer Art Kassettendecke hervorrufen.
An den Wänden entlang werden zum besseren Abschluß
Fig. 6