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BAUZE1TUNO Nr. 43/49
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Grundriß vom I.—IV. Stock, Moltke-Straße 60—66.
Yolkshäuser als Kriegsdenkmäler.
Dr. H. Kampffmeyer, Karlsruhe schreibt darüber in dem 2. November
heft des „Deutschen Willens“ (Kunstwart):
Leider ist die Zahl unserer Denkmäler erheblich be
deutender als ihr Wert. Denken wir nur an die Tausende
von gut gemeinten, aber schlecht gestalteten Kriegerdenk
mälern, die zur Erinnerung an den deutsch-französischen
Krieg errichtet wurden. Alle diese Bronzesoldaten und
Germaniastatuen besitzen zumeist nur recht geringen
Kunstwert.
Gegen die Gefahr neuer schlechter Denkmäler
empfehle ich die folgenden beiden Maßnahmen;
Erstens möge die Bestimmung, wonach Sammlungen
nur mit Genehmigung der Regierung zulässig sind, für die
hier erörterten Aufgaben auch nach dem Friedensschluß
beibehalten und die Erteilung der Genehmigung davon
abhängig gemacht werden, daß ein für jede Provinz oder
jeden Bundesstaat zu ernennender Ausschuß von geachte
ten Künstlern und Kunstsachverständigen dem für die
Ausführung bestimmten Entwurf zustimmt.
Zweitens sollten die zuständigen Regierungsstellen
gegen die Wiederentstehung und Verbreitung der Denk
malsseuche von 187071 keinen Zweifel darüber lassen,
daß Stiftungen für Denkmäler bei der Verleihung von
Auszeichnungen, von Orden oder Ehrentiteln, nur dann
berücksichtigt werden können, wenn dem Denkmal ein
hoher künstlerischer oder sozialer Wert innewohnt.
Wie können wir nun aber am würdigsten die Erinne
rung an diese Kriegsjahre mit all ihren schweren und
großen Geschehnissen lebendig erhalten?
Mancherlei brauchbare Vorschläge sind bereits dafür
gemacht. Gut gearbeitete Erinnerungstafeln mit den
Namen der Gefallenen könnten im Rathaus oder in der
Kirche aufgestellt werden. Ein Eichenhain könnte zum
ehrenden Andenken an die Opfer dieses Krieges gepflanzt
werden. Ein Mal aus Stein oder Holz wäre wirkungsvoll
in die Landschaft einzufügen.
Aber alle diese Denkmäler wären Krieger denk-
mäler, nicht Kriegs denkmäler. Sie würden wohl die
Erinnerung an unsere Gefallenen wachhalten. „Aber“ —
so hören wir fragen — „was sollen wir nun tun, wenn
größere Mittel zur Verfügung stehen oder beschafft wer
den können und der berechtigte Wunsch an den Tag tritt,
der Erinnerung an diese Kriegsjahre einen umfassenderen,
bedeutsameren Ausdruck zu verleihen?“
Begnügt euch dann nicht damit, die Erinnerung an
das, was vergangen ist, festzuhalten, sondern ehrt die
Kämpfer, die zum Schutze deutscher Kultur ihr Blut ver
gossen, dadurch, daß ihr mit verdoppeltem Eifer an der
Höherentwicklung unseres Volkes arbeitet. Dankt den
heimkehrenden Kriegern, die als lebendige Mauern die
Heimat beschirmten, indem ihr das Beste, was heimatliche
Wissenschaft und Kunst geschaffen haben, auch denen
unter ihnen bietet, die bisher von diesen edelsten Freuden
ausgeschlossen waren. Helft die schöne Forderung des
Reichskanzlers: „Freie Bahn für alle Tüchtigen“ verwirk
lichen, indem ihr Volkshochschulen errichtet und darin
jedem strebsamen Menschen Gelegenheit gebt, die Lücken
in seinen Kenntnissen auszugleichen und seine Bildung zu
vervollkommnen. Zeigt, daß es euch Ernst ist mit dem
Streben nach einer Gesundung des öffentlichen Lebens, in
dem ihr eben diesem öffentlichen Leben, das sich jetzt in
öden Kneipen und Biersälen abspielt, würdige Versamm
lungsräume bietet. Begnügt euch nicht mit der Klage dar
über, daß von unserer blühenden Jugend so viele im
Feindesland den Heldentod fanden, sondern helft der
frisch her an wachsen den Jugend, ihre geistigen und
körperlichen Kräfte zu entwickeln, und baut ihr die
Häuser, die sie hiefür braucht.
Für all diese großen sozialen und kulturellen Auf
gaben sind Räume nötig. Baut sie zur Erinnerung a i
diesen Krieg! Errichtet Volkshäuser!
Wie soll nun nach alledem solch ein Kriegsdenkmal,
solch ein Volkshaus, aussehen?
Grundriß vom I.—IV. Stock Bismarck-Straße 48—52.