Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1915/16)

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BAUZEITUNG 
Nr. 17/22 
Der Kräuterquai zu Gent. 
Aus: „Die gotischenJHandelshallen in Belgien und Holland“. Verlag: Duncker und Humblot, München. 
neu geweckt für gediegene Einfachheit, gute Form und 
Wirtschaftlichkeit; und seinem Wirken ist es zum großen 
Teil zuzuschreiben, daß der Kampf gegen die Schund 
produktion mit Erfolg eingesetzt hat, und daß gesunde 
Bestrebungen bereits in einem großen Teil des Volkes 
Wurzel gefaßt haben. Die „Werkbundausstellung in Köln 
1914“ hat gezeigt, daß auch die ländlichen Kleinwohnungen 
und die Kleinbürgerwohnungen mit würdigem Gerät für 
geringe Kosten ausgestattet werden können. In vielen 
neueren Arbeiterkolonien und Gartenstadtniederlassungen 
sind solche einfachen, den billigen Anforderungen des 
guten Geschmackes Rechnung tragenden Einrichtungen 
bereits eingeführt. Gerade bei dem großen Bedarf, der 
in den zerstörten Ortschaften eintreten wird, ist die Be 
fürchtung zu hegen, daß die Reste billiger Schundwaren 
in Massen nach den östlichen Provinzen abgeführt und 
dort in Ermangelung von Besserem gekauft werden. Hier 
gegen Vorkehrung zu treffen, ist nicht minder wichtig, 
als für die baulich gute Wiederherstellung der Ortschaften 
zu sorgen. Die Art und Weise dieser Fürsorge bedarf 
jedoch eingehender Erwägung, da, mehr als bei den bau 
lichen Herstellungen, die Besorgung des Mobiliars als 
Privatangelegenheit des Einzelnen betrachtet wird. Immer 
hin kann durch Kataloge, Musterentwürfe, ja sogar durch 
Einrichtung von Verkaufsstellen sehr wohl in der ange 
deuteten Richtung mit Erfolg gewirkt werden. 
Der Deutsche Werkbund ist bereit, ein Verzeichnis 
von Mitarbeitern einzureichen, die für die harrende bauliche 
Aufgabe geeignet und die bereit sind, an Ort und Stelle 
helfend mitzuwirken. Er erbietet sich ferner, bei der Frage 
des Hausgerätes tatkräftig mitzuwirken und ist überhaupt 
zu organisatorischer Hilfe jeder Art erbötig. Er bittet, zu 
ferneren Beratungen einen Vertreter des Vorstandes heran 
zuziehen, falls die Anwesenheit eines solchen für erwünscht 
erachtet wird. 
Hofrat Peter Bruckmann, I. Vors. 
Geh. Reg.-Rat Dr. ing. Herrn. Muthesius, II. Vors. 
Dr. Ernst Jäckh, Syndikus. 
Kleine Mitteilungen 
Die Berliner Börsenzeitung schreibt: 
Briefwechsel des Berliner und des Pariser Archi- 
tekten-Vereins. Die Societe Centrale des Architectes 
in Paris hat jetzt an den Vorsitzenden des Architekten- 
Vereins zu Berlin ein Schreiben gerichtet mit der Mit 
teilung, daß das Bureau der Gesellschaft den Beschluß 
gefaßt hat, den Berliner Verein aus der Liste der mit ihm 
verbundenen Gesellschaften zu streichen. Der Brief fügt 
hinzu: „Wenn Sie die Motive dieser Streichung kennen 
lernen wollen, so können Sie es den Akten von Vanda 
lismus zuschreiben, die die österreichisch- (!) deutschen 
Heere in Löwen begangen haben und denen die Be 
handlung der Kathedrale von Reims die Krone aufsetzte.“ 
Die Pariser Gesellschaft hat den Brief an den Madrider 
Architekten-Verein gesandt, der ihn nach Berlin schickte 
mit dem Ausdruck des tiefen Bedauerns, daß der gegen 
wärtige europäische Konflikt die Bande von Achtung 
zerreißen könne, die immer zwischen den Architekten 
der verschiedenen Länder beständen. Der Vorstand des 
Architekten-Vereins zu Berlin, Geheimrat Brandt, hat nun 
dem Madrider Verband folgende sehr würdige Zurück 
weisung der Pariser Angriffe gesandt: „Den Empfang 
Ihrer Zuschrift bestätigend, können wir nicht umhin, unser 
Bedauern darüber auszusprechen, daß der Madrider Archi 
tekten-Verein es als eine kollegialische Aufgabe betrachtet 
hat, die Uebersendung des beleidigenden Briefes der 
Societe Centrale des Architectes in Paris an uns zu ver 
mitteln. Es ist schändlich, wenn kriegführende Heere 
ohne Not Kunstdenkmäler beschädigen oder Ortschaften 
zerstören. Deutsche Heere vollführen solche Schand 
taten nicht. Noch schändlicher aber ist es, wenn krieg- 
führende Parteien, nachdem sie durch eigene militärische 
Maßnahmen den Gegner zur Beschädigung von Kunst 
werken genötigt oder durch hinterlistige Mordtaten der 
Bevölkerung die Zerstörung von Ortschaften verschuldet 
haben, den zur Notwehr gezwungenen Gegner öffentlich 
verunglimpfen. Die Societe Centrale des Architectes hat, 
indem sie auf Grund solcher Verunglimpfungen das Schrei 
ben an uns richtete, eine unüberlegte und verletzende 
Handlung begangen.“ 
Vereinsmilteilun^en 
Württ. Baubeamten-Verein. Die Mitglieder werden 
hiemit darauf aufmerksam gemacht, daß ihnen in den 
nächsten Tagen eine Zahlkarte zur Entrichtung eines Teils 
des Jahresbeitrags zugehen wird. Der Rest des in der 
nächsten Mitgliederversammlung zu bestimmenden heurigen 
Jahresbeitrags wird später bekanntgegeben. 
Verantwortlich: Karl Schüler, Stuttgart, Richard Gebhardt, Stuttgart. 
Druck: Gustav Stürner in Waiblingen.
	        

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